Red Bull nutzt Reifen-Joker: Keiner will die Softs

Red Bull nutzt Pirelli-Joker
Warum fuhr keiner die Soft-Reifen?

GP Bahrain 2024

Der GP Bahrain wurde durch den Speed der Autos entschieden. Taktisch traute sich kaum einer aus der Reserve. Red Bull hat dank seines überlegenen Autos die meisten Optionen. Wie 2023 traute sich kaum einer zwei Mal mit Soft-Reifen zu fahren.

Max Verstappen - Red Bull - GP Bahrain 2024
Foto: Motorsport Images

Selten waren sich die Strategen der Formel 1 so einig. Der GP Bahrain war für fast alle Teams ein Zweistopp-Rennen. Keiner fasste den Medium-Reifen an. Nur die beiden Red-Bull-Piloten sowie Daniel Ricciardo und Pierre Gasly trauten sich zwei Mal auf Soft-Reifen. Gasly mit dem Opfer eines dritten Boxenstopps. Die Reifenwechsel spielten sich alle in einem engen Fenster von jeweils sechs Runden ab.

Wir werden dieses Festhalten am Mainstream noch eine Weile beobachten. Mit Ausnahme von Red Bull liegen die Autos so eng zusammen, dass sich keiner ins Risiko traut. Das wird sich erst ändern, wenn die Teams ihre neue Fahrzeugkonzepte besser verstehen. Nur Red Bull kann es sich leisten, weil man das beste Auto, den besten Fahrer, das meiste Knowhow und damit die meisten Reserven hat.

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Trotz drei Testtagen und drei Trainingssitzungen, trotz unerwartet kühler Temperaturen und den Erfahrungen von 2023 traute sich keiner daran, die Siegertaktik des Vorjahres zu kopieren. Nur Red Bull kopierte bei sich selbst. Auch diesmal war die Reifenfolge soft-hart-soft wieder der schnellste Weg zum Ziel.

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Bahrain 2024
Motorsport Images

Schon im ersten Stint auf gebrauchten Softs zerstörte Verstappen die Konkurrenz.

Gleiche Abnutzung auf weicheren Reifen

Nicht für die Verfolger. Ferrari, Mercedes, McLaren und Aston Martin blieben bei der Hausfrauen-Strategie mit soft-hart-hart. Die Gründe waren immer die gleichen. Der harte Reifen harmoniert besser mit dem Auto, zwei Garnituren harter Reifen garantieren mehr Flexibilität beim Timing der Boxenstopps, und dann baue der weiche Reifen einfach viel schneller ab als der harte.

Die Konstanz von Verstappen war atemberaubend. Zwischen Runde 5 und 16 bewegten sich alle Rundenzeiten des Titelverteidigers zwischen 1.36,960 und 1.37,178 Minuten. Auf angefahrenen Soft-Gummis mit viel Benzin an Bord. Carlos Sainz sprach die bittere Wahrheit aus: "Der Red Bull nutzt die weichen Reifen nicht stärker ab als wir die harten."

Das ist eigentlich ein Armutszeugnis, weil das letztes Jahr schon der Fall war. Und weil alle Konkurrenten den letztjährigen Red Bull nachgebaut hat, aber offensichtlich nicht gut genug, um mit den weicheren Reifen über einen Stint von 22 Runden zu kommen. Nur Daniel Ricciardo im Toro Rosso konnte es. Er holte bis zum Ende acht Sekunden auf Teamkollege Yuki Tsunoda auf, der mit den harten Reifen unterwegs war.

Carlos Sainz - Ferrari - GP Bahrain 2024
xpb

Die Red-Bull-Verfolger von Ferrari und Mercedes setzten auf zwei Stints mit harten Reifen.

Ferrari verliert 0,44 Sekunden pro Runde

Ricciardos Schachzug war einer der wenigen taktischen Ausreißer in diesem Rennen. Dazu zählen noch der Undercut von Lewis Hamilton gegen Oscar Piastri und der vergebliche Versuch von Fernando Alonso den zweiten Boxenstopp so lange hinauszuzögern, bis endlich ein Wunder eintreten möge. Es kam einfach nicht. So blieb der Aston-Martin-Pilot Neunter.

Die Reihenfolge in diesem Rennen wurde durch den Speed der Autos bestimmt. Im Gegensatz zur Qualifikation, in der nur 1,039 Sekunden den Ersten vom Letzen trennten, traten im Rennen schnell große Lücken auf. Man muss befürchten, dass Verstappen gar nicht alles zeigte.

Eigentlich hätte er im letzten Stint mit dem Vorteil weicher Reifen am meisten gutmachen müssen, doch da nahm der Holländer schon Tempo aus seiner Fahrt. Bis zum ersten Boxenstopp hatte er im Vergleich soft gegen soft 11,9 Sekunden auf Sainz gewonnen. Im zweiten Stint bei hart gegen hart stieg das Delta auf 21,0 Sekunden. Bis ins Ziel kamen nur noch 4,1 Sekunden dazu.

Das Rennen ohne Safety-Car lieferte ungeschminkte Abstände. Und da zeigte sich, dass der Dauerlauf die anspruchsvollere Disziplin als die schnelle Qualifikationsrunde ist. Ferrari verlor pro Runde 0,44 Sekunden auf Red Bull. Bei Mercedes waren es 0,82 Sekunden, bei McLaren 0,85, bei Aston Martin 1,31, bei Sauber 1,82, bei Haas 1,85, bei Toro Rosso 1,86, bei Williams 1,92 und bei Alpine 2,26 Sekunden.