Zehn Rennen, zehn Siege: Red Bull marschiert mit Max Verstappen am Steuer dem dritten WM-Titel entgegen. Saisonübergreifend hat das Team aus dem englischen Milton Keynes inzwischen elf Grands Prix am Stück gewonnen, und damit den McLaren-Siegeszug von 1988 ausgeglichen. In Ungarn soll der nächste Sieg her. Dafür rüstet Red Bull auf.
Die Konkurrenz hatte vorgelegt. Mercedes, Ferrari, Aston Martin und zuletzt McLaren haben ihre Autos im großen Stil umgebaut, können den RB19 aber noch immer nicht herausfordern. Egal, auf welchem Streckentyp, bei welchem Wetter, auf welchen Reifen. "Auch der Red Bull unterliegt Schwankungen. Auch sie kämpfen mit den Tücken der Groundeffect-Autos. Nur haben sie so einen großen Vorsprung, dass sie ihre Defizite mit Performance maskieren", befindet McLaren-Teamchef Andrea Stella.
Topauto statt Albtraum
Die Statistik lügt nicht. Red Bull kommt auf 580 Führungsrunden. Ferrari, Mercedes, McLaren und Aston Martin auf 30 zusammen. Der große Trumpf des Autos mit den Bullen-Logos: die aerodynamische Effizienz. Sie sticht, egal, ob der Abtrieb das Auto wie in schnellen Kurven physikalisch bedingt satt auf den Asphalt drückt. Oder bei mehr Bodenfreiheit, wie es in langsamen Kurven automatisch passiert. Red Bull kann sich aussuchen, wo man die Zeit gutmacht. Auf den Geraden durch kleinere Flügel oder in den Kurven durch größere. Die anderen müssen zu viele Kompromisse eingehen.
Red Bull besserte bislang mehrheitlich im Detail nach. Ausnahme war das Rennen in Baku. Die Ingenieure gehen besonders bedacht mit Neuentwicklungen um, weil das Regelwerk und die Strafe für den Verstoß gegen das Budget Cap 2021 die Windkanalnutzung einschränkt. Red Bull darf ihn nur zu 63 Prozent der Nominalzeit belegen.
"Zum Glück sind wir mit einem konkurrenzfähigen Paket am Saisonstart aufgetaucht", schildert Teamchef Christian Horner. "Sonst wäre es für uns ein Albtraum mit den Einschränkungen gewesen. Wir müssen uns genau heraussuchen, was wir tatsächlich testen und bringen. Viele Ressourcen sind bereits auf das nächstjährige Auto verlagert."
Neues Bodywork für den RB19
Die WM-Titel sind Red Bull kaum mehr zu nehmen. Verstappen liegt in der Fahrer-WM 99 Punkte vor Teamkollege Sergio Perez. Red Bull als Team 208 Punkte vor Mercedes. Großer Vorsprung hin oder her: Das heißt nicht, dass der RB19 in der Entwicklung stillsteht. Für das Budapest-Rennen soll sich Red Bull das Bodywork vornehmen. Es heißt, dass dabei die Seitenkästen einen tieferen Eingriff erfahren sollen. Die Änderungen an der Außenhaut sollen mit dem bloßen Auge zu erkennen sein.
Im Fahrerlager wird gefunkt, dass sich der Branchenprimus auch die Konkurrenz anschaue, und dort speziell den Aston Martin mit seiner tiefen Rinne im Seitenkasten. Wir sind gespannt, was dabei herauskommt. Von dem Upgrade, das wohl noch mehr Bereiche umfasst, soll sich Red Bull einen guten Sprung versprechen. Zur Erinnerung: Mit dem Paket in Baku gewann der RB19 in etwa zwei Zehntelsekunden auf die Runde. Das ist heutzutage schon ein großer Gewinn. In dieser Größenordnung könnte sich das Budapest-Upgrade einsortieren.
Den Fokus auf den so erfolgreichen Nachfolger des ohnehin schon dominanten RB18 aus 2022 hat Red Bull noch nicht verloren. Der RB19 sollte auch nach der Sommerpause mit weiteren Neuteilen bestückt werden. Das hat einen Hintergrund: Die Regeln bleiben nahezu unverändert für die kommende Saison. Alles, was man 2023 noch lernt, müsste in der Theorie auf das Formel-1-Auto 2024 übertragbar sein. Bei der begrenzten Zeit im Windkanal und mit den limitierten Simulationen am Computer erproben die Teams lieber in der Realität.