Alpha Tauri: Das Ricciardo-Wunder in Mexiko

Das Ricciardo-Wunder
Alpha Tauri braucht zwei Setups

GP Mexiko 2023

Daniel Ricciardo hat sich mit sechs WM-Punkten zurückgemeldet. Der Australier blühte bei seinem vierten Einsatz für Alpha Tauri auf, weil das Team auf seine Setup-Wünsche eingeht, die anders sind als die von Yuki Tsunoda.

Daniel Ricciardo - Alpha Tauri - GP Mexiko 2023 - Rennen
Foto: Wilhelm

Viele hatten Daniel Ricciardo nach seiner McLaren-Episode schon abgeschrieben. Red-Bull-Teamchef Christian Horner holte ihn zurück. Zunächst nur als Reservefahrer und Markenbotschafter, doch immer mit dem Ziel wieder Teil des Fahrerkaders zu werden. Das Comeback kam früher als es Ricciardo erwartet hat. Seit dem GP Ungarn ersetzt er bei Alpha Tauri Nyck de Vries.

Seitdem warten alle gespannt, ob Ricciardo noch der Alte ist oder ob ihn seine beiden Jahre bei McLaren gebrochen haben. Der GP Mexiko zeigte zum ersten Mal wieder den Ricciardo, den wir von früher kennen. Der 34-jährige Australier qualifizierte sich für die zweite Startreihe und kam im Rennen als Siebter ins Ziel. Eine halbe Sekunde hinter George Russell. Ricciardo saß aber nicht in einem Red Bull, sondern im Schwesterauto Alpha Tauri.

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Der achtfache GP-Sieger erkannte den AT04 bei seiner Rückkehr aus dem Krankenstand kaum wieder. Seit ihn ein Mittelhandbruch nach einem Unfall in Zandvoort acht Wochen außer Gefecht gesetzt hatte, wurde das Auto aus Faenza zwei Mal stark modifiziert. In Abwesenheit des Rekonvaleszenten mussten sich die Ingenieure an die Aussagen von Yuki Tsunoda halten. Und das Auto nach dem Fahrstil des Japaners ausrichten.

Daniel Ricciardo - Alpha Tauri - Formel 1 - GP Mexiko 2023 - Rennen
Motorsport Images

Daniel Ricciardo zeigte sowohl in der Qualifikation als auch im Rennen eine starke Leistung.

Ricciardo fährt anders als Tsunoda

Als sich Ricciardo in Austin zur Arbeit zurückmeldete, ging es zunächst darum, erst einmal das weiterentwickelte Auto kennenzulernen. Und für das Team sich auf seinen eigenwilligen Fahrstil einzulassen. In der Hektik eines Sprint-Wochenendes blieb viel Anpassungsarbeit auf der Strecke. Der Veteran im Cockpit betrachtete das Rennen als Test. Es war zwar nicht mehr möglich zu reagieren, aber wenigstens die Erkenntnisse für das Rennen in Mexiko mitzunehmen.

Chefingenieur Jonathan Eddolls erzählt: "Daniel fährt ganz anders als Yuki. Er hat seinen eigenen Stil, wie er bremst und die Kurven angeht. Man kann den Unterschied zwischen ihm und Yuki an den Reifentemperaturen erkennen. Daniel holt seine Rundenzeiten an unterschiedlichen Orten als Yuki."

Deshalb war Alpha Tauri in Mexiko dazu gezwungen, seine beiden Autos unterschiedlich abzustimmen. Diesmal hatte Ricciardo drei Tage Zeit, den AT04 auf seine Bedürfnisse maßzuschneidern. Der Strahlemann aus Perth fand schnell einen Draht zu dem mittlerweile stark veränderten Auto. "Wir haben ein paar Setups ausprobiert, die seinen Fahrstil unterstützen. Von Mal zu Mal hat Daniel mehr Vertrauen in sein Auto gefunden", erzählt Eddolls.

Daniel Ricciardo - Alpha Tauri - Formel 1 - GP Mexiko 2023 - Qualifikation
Motorsport Images

In der Qualifikation verlor Ricciardo nur auf der Gerade, nicht aber in den Kurven.

Berechenbares Auto schafft Vertrauen

In der Qualifikation fehlten nur 0,216 Sekunden auf die Pole Position und 0,119 Sekunden auf Max Verstappen. "Wir haben die ganze Zeit auf der Gerade verloren. Ab der ersten Kurve war Daniel so schnell wie Charles und Max", rechnet Eddolls vor. Die Zahlen belegen das. Ricciardo fuhr in Sektor 2 die zweitschnellste Zeit und führte die Rangliste in Sektor 3 an.

Im Rennen hielt der Australier lange den 5.Platz. Die rote Flagge kam ungelegen. "Wir hatten für den zweiten Teil des Rennens nur noch gebrauchte harte Reifen", ärgerte sich der Heimkehrer. Gleich beim Re-Start verlor Ricciardo den Platz an Russell, später noch einen an Norris, der von hinten durch das Feld flog. Beide hatten Medium-Reifen für die letzten 36 Runden.

Ricciardo profitierte nicht nur von einem perfekten Setup. Der Alpha Tauri ist besser geworden. Die Vorderachse packt jetzt mehr zu, ohne dass dabei Stabilität im Heck verloren geht. Genau das, was der WM-Dritte von 2014 und 2016 braucht. Eddolls warnt jedoch davor, jetzt immer vierte Startplätze zu erwarten. "Mexiko kam uns entgegen. Wir sind immer gut bei maximalem Abtrieb. Und der AT04 ist mechanisch gesund. Das hat sich im letzten Sektor gezeigt."

Der Alpha Tauri hat weder die Effizienz noch den Abtrieb der Top-Autos, aber er ist berechenbar. "Die Fahrer können sich Kurve für Kurve, Runde für Runde auf die Reaktionen des Autos verlassen. Das stärkt ihr Vertrauen. Wenn wir das Maximale aus unserem Paket herausholen wollen, werden wir in Zukunft deutliche Unterschiede zwischen dem Setup der beiden Autos sehen."