Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur atmete auf. Zwei Pole Positions, ein zweiter Platz von Charles Leclerc und elf Punkte für das Team. "Wir hatten uns schon in Melbourne gesteigert, nur hat es dort keiner gesehen. Jetzt ist uns noch ein Schritt in die richtige Richtung gelungen, und wir wurden dafür belohnt."
Auf eine Runde kann Ferrari jetzt Red Bull herausfordern. Über die Distanz hat der WM-Spitzenreiter noch die Oberhand. Ab der 13.Runde fiel Leclerc aus dem DRS-Bereich von Sprint-Sieger Sergio Perez. Bis ins Ziel ging die Lücke noch auf 4,4 Sekunden auf. "In der Reifenabnutzung ist uns Red Bull noch überlegen. Aber wir haben uns auch da verbessert", beharrt Vasseur.
Hamiltons Problem war Verkehr
Ferraris neuer Capo relativiert den Rückstand im Ziel. "Charles ist lange im DRS-Bereich von Perez gefahren. Da verlierst du Abtrieb, und das stresst die Reifen mehr als beim Spitzenreiter, der in sauberer Luft fahren kann. Verstappen ging es hinter Charles nicht besser." Doch genau dieses Szenario wird ein Großteil der Fahrer auf den 51 Runden am Sonntag erleben.
George Russell und Lewis Hamilton machten die gleiche Erfahrung. Ab der 8. Runde hatte Russell auf das Spitzentrio über drei Sekunden Rückstand und damit freie Bahn. Hamilton dagegen hing immer in einem Pulk hinter Carlos Sainz und Fernando Alonso fest.
Teamchef Toto Wolff urteilte: "Das letzte Renndrittel von George war stark. Er hat davon profitiert, dass kein Auto mehr vor ihm lag. Lewis steckte im Verkehr fest. Da gaben seine Reifen schneller auf." Die Folge war Gripverlust auf der Hinterachse. Deshalb kam Hamilton acht Sekunden hinter Russell ins Ziel.
Soft-Reifen im Rennen unbrauchbar
Baku ist mit seinen vielen Beschleunigungsstücken eine harte Prüfung für die Hinterreifen. Entweder Gripverlust durch Überhitzen setzt ein oder Körnen wie bei Nico Hülkenberg. "Zwei oder drei Runden nach dem SafetyCar ging es los mit dem Körnen. Da war ich aus dem DRS-Zug raus. Die Hinterreifen sind sofort in die Knie gegangen."
Die Befürchtung: Mit mehr Sprit im Tank und mehr Gewicht und wie erwartet kühleren Temperaturen könnte das Problem noch gravierender werden. Hülkenberg will deshalb einen Start aus der Boxengasse mit einem totalen Setup-Umbau nicht ausschließen. "So kämpfst du mit stumpfen Waffen. Wir müssen jetzt analysieren, was dazu geführt hat." Alpine hat diese Übung mit Esteban Ocon bereits gemacht. Das Team passte das Setup dem von Gasly an, der im Sprint immerhin vier Plätze gewann.
Experimente von McLaren, Alpine und Alfa Sauber mit dem Soft-Reifen haben allen im Feld gezeigt, dass dieses Problem in die Hosen gehen muss. Lando Norris hielt zehn Runden auf Pirellis weichster Mischung durch, Esteban Ocon sieben Runden. Mercedes-Chefingenieur Andrew Shovlin warnt: "Ohne die vier Safety Car-Runden wäre es für einige auch auf den Medium-Reifen eng geworden."