An Sprint-Wochenenden haben wir uns gewöhnt. 2021 feierte der Mini-Grand Prix in Silverstone Premiere. Seitdem gab es zwölf Sprints. 2023 wurde die Anzahl von drei auf sechs verdoppelt. Auch in dieser Saison soll das alternative Format sechs Mal für Abwechslung sorgen. Am kommenden Wochenende steigt in Shanghai das erste Sprint-Event der Saison.
Im Zirkus ist die Meinung geteilt. Es gibt Befürworter wie Lando Norris und Gegner wie Max Verstappen. Für alle ist der komprimierte Ablauf mit Action jeden Tag eine Herausforderung. Für die Ingenieure, weil sie nur ein Training Zeit haben, Daten zu sammeln und das Auto abzustimmen. Für die Fahrer, weil es in vier der fünf Programmpunkte um etwas geht. Für die Strategen, weil sie für zwei Rennen planen müssen.
Genau das beabsichtigt das alternative Format. Die Formel 1 erhofft sich dadurch Überraschungen, weil die Chancen Fehler zu machen steigen. Die neue Regel, dass sich der Parc fermé zwischen Sprint und Qualifikation zum Hauptrennen am Samstag öffnet, schafft etwas Erleichterung.
Sprint spannender als Longruns
Für die Zuschauer sind Sprint-Wochenenden bei der Inflation von 24 Rennen eine willkommene Abwechslung. Und solange die Formel 1 nicht mit künstlichen Elementen wie einer umgekehrten Startreihenfolge kommt, sind die 100-Kilometer-Rennen im Publikum weitgehend akzeptiert.
Das zeigen auch die TV-Zahlen des vergangenen Jahres. Sprints lohnen sich für die Formel 1. Vor allem am Freitag, weil der erste Trainingstag dadurch aufgewertet wird, dass auf der Rennstrecke Action mit Relevanz geboten wird. Eine Sprint-Qualifikation ist allemal spannender als die übliche Longrun-Testarbeit in der zweiten Trainingssitzung.
Sechs Prozent mehr in Austin
Bei den sechs Sprint-Events wurden im Vergleich zu einem normalen Wochenende durchweg höhere Einschaltquoten registriert, speziell im US-Fernsehen. In Baku schauten 2023 über das gesamte Wochenende elf Prozent mehr Leute zu als ein Jahr davor. Der Sprint-Shootout zog im Vergleich zu einem dritten Training 40 Prozent mehr Zuschauer vor den Fernsehschirm.
Am Red Bull-Ring wurden beim Sprint-Shootout 40 Prozent mehr TV-Zuschauer gezählt als beim freien Training in der Vorsaison. Die Aktivitäten in den sozialen Netzwerken stiegen um zehn Prozent. Spa mobilisierte über das Wochenende drei Prozent mehr TV-Nutzer als 2022.
Katar muss sich mit 2021 vergleichen lassen. Obwohl damals die WM viel spannender war, als im letzten Jahr, schauten durchschnittlich 18 Prozent mehr Leute beim Sprint zu als zwei Jahre davor bei der Qualifikation. Auch für Austin lohnte sich das erste Sprint-Event mit einem Zuschaueranstieg um sechs Prozent. Den größten Anteil daran hatte der Sprint-Shootout, den 66 Prozent interessanter fanden als das dritte freie Training für den GP USA 2022.
In Brasilien zeigte sich eine ähnliche Entwicklung. 161 Prozent mehr Anklang für den Sprint als für ein freies Training. In den Sozialen Netzwerken fiel der Anstieg der Nutzung mit 83 Prozent besonders hoch aus. Der positive Effekt funktioniert aber nur, solange Sprint-Events etwas Besonderes bleiben. Bei einer Überschwemmung würden die Zahlen schnell stagnieren.