Der GP Niederlande war für Red Bull nicht die erhoffte Wende. Eher das Gegenteil. McLaren präsentierte sich stärker denn je. Die neuen Teile funktionierten auf Anhieb und haben den Abstand zu Red Bull noch anwachsen lassen. Beim Meisterteam blickt man eher zurück. Alle stellen sich die Frage: Wo sind wir falsch abgebogen?
Das letzte Rennwochenende mit einem Red Bull in Normalform war der GP China. Seitdem muss Verstappen die Defizite des Autos ausbügeln. Das geht je nach Streckencharakteristik mal besser, mal schlechter. Mit jedem Upgrade wurde der Red Bull RB20 launischer. Er hat mehr Abtrieb als zu Beginn des Jahres, aber er nervt seine Fahrer mit einer unberechenbaren Fahrzeugbalance.
Downgrade ist keine Lösung
Der Red Bull in der Spezifikation des GP China würde laut Verstappen auch keine Rennen gewinnen. "Ein Downgrade für eine bessere Balance ist nicht der richtige Weg. Die anderen Teams haben in der Zwischenzeit ihre Autos aufgerüstet und wären trotzdem schneller." Dass der Formeinbruch irgendetwas mit dem Weggang von Adrian Newey zu tun hat, glaubt der Niederländer nicht. "Das Auto wurde in dem Augenblick langsamer, als er gegangen ist. So schnell kann das keinen Einfluss haben."
Sergio Perez gibt sich zuversichtlich, dass sich die Ingenieure auf dem richtigen Weg befinden. "Wir haben die Probleme des Autos verstanden. Jetzt müssen nur noch Lösungen her." Das geht natürlich nicht über Nacht. "McLaren wird auch in Monza die Messlatte sein, aber ich bin zuversichtlich, dass wir uns schon in den nächsten Wochen steigern können."
Verstappen ist da skeptischer. "Es ist schwer zu verstehen, warum das so aus dem Ruder gelaufen ist. Wir tun uns seit einiger Zeit schwer, das Auto auszubalancieren." Der Weltmeister ist überzeugt, dass der Fehler im Auto selbst liegt. Mit dem Setup lassen sich die Symptome bestenfalls lindern, nicht aber aus der Welt schaffen."
Die Welt geht nicht unter
Als Konsequenz der Formkrise bei Red Bull sind beide WM-Titel in Gefahr. Im Konstrukteurs-Titel hat McLaren eine realistische Chance, schon bald das Kommando zu übernehmen. In der Fahrwertung trennen Verstappen noch 70 Punkte von Lando Norris. Das ist kein Ruhekissen. Schadensbegrenzung funktioniert nicht ewig. "Immer nur Zweiter werden, ist keine Lösung. Es gibt ja auch noch Sprintrennen, in denen wir Punkte verlieren können. Wenn ich den Titel verteidigen will, muss ich auch wieder gewinnen."
Der Weltmeister meint trotzig, dass er tue, was in seinen Möglichkeiten liegt. Er betont aber auch, dass ihm derzeit im Titelrennen die Hände gebunden sind und baut auch schon für den Worstcase vor. "Im Moment habe ich es nicht in der Hand. Das Auto gibt mir keine Chance. Wenn ich den Titel nicht gewinnen sollte, bricht die Welt trotzdem nicht für mich zusammen. Dann probiere ich es halt nächstes Jahr."