Waren Sie in letzter Zeit mal auf den Konfigurator-Seiten der Autohersteller unterwegs? Einerseits findet sich dort derzeit nur ein sehr ausgedünntes Angebot, wegen der abgasbereinigenden Umrüstungen ganzer Modellfamilien. Andererseits sind frisch konfigurierte Neuwagen auf einem preislichen Niveau angekommen, für das ein durchschnittlicher Angestellter bei der Bank sein Erstgeborenes als Sicherheit hinterlegen müsste. Deshalb zeigen wir Ihnen in diesem Ratgeber auch nicht, wo es mehr Auto für das gleiche Geld gibt, sondern wo Sie Alternativen für genau den halben Preis bekommen. Als Anschauungsobjekte dienen uns vier investitionsintensive Vertreter aus Kompaktklasse, Sportwagen-Riege, SUV-Angebot und Business-Limousinen-Schickeria.
Mercedes A-Klasse-Alternativen
Okay, die neue A-Klasse steckt voll modernster Technik, wissen wir. Trotzdem ist es schon ein Paukenschlag, wenn man für ein Kompaktmodell mindestens (!) 30.200 Euro hinlegen muss. Und dann hat man die Basis-Ausführung. Zum Vergleich: Das Umfeld aus BMW 1er, Audi A3 und VW Golf kostet je ab 25.900 Euro, 25.350 Euro und 18.075 Euro.
Wenn wir also nur halb so viel Kohle in die Hand nehmen, haben wir ein Budget von rund 15.000 Euro, und dafür gibt es jede Menge gebrauchte Kompaktwagen, die gut im Saft stehen. Für den sportlich ambitionierten Fahrer stünde etwa der Renault Mégane als R.S.-Modell von 2012 zur Wahl. 265 PS, Klimaautomatik, Sportsitze und Navi – um nur einige Ausstattungsmerkmale zu nennen. Der flotte Franzose legt den Sprint von Null auf Hundert in 6,2 Sekunden hin, lässt dabei allerdings Komfort und ein bedienfreundliches Infotainment im Rückspiegel kleiner werden. Der Mégane R.S. ist auf Dynamik gepolt und macht daraus keinen Hehl. Es geht aber auch entspannter.
Der Corolla-Erbe Toyota Auris ist in Deutschland ein ziemlicher Underdog, den man auf der Straße nicht häufig zu Gesicht bekommt. Wer 15.000 Euro locker macht, bekommt beispielsweise einen 1,2-Liter-Benziner mit 116 PS und nur rund 30.000 Kilometern auf der Uhr. Baujahr 2016. Der sparsame Japaner (4,8 Liter auf 100 Kilometer im NEFZ-Zyklus) hat viele Assistenz-Systeme an Bord, kann allerdings nur mit mäßigen Bremsen aufwarten (37,3 Meter Bremsweg aus 100 km/h). Dafür gibt’s einen laufruhigen Gesellen mit gelungenem Sechsgang-Schaltgetriebe und einer guten Mischung aus Komfort und Handling-Qualitäten.
Und noch einen A-Klasse-Kontrahenten wollen wir in den Focus rücken – ähm in den Fokus. Also ja, genau. Den Focus. Wer mit dem 1.0 Ecoboost-Motor zufrieden ist, der erhält beim rabattgedrückten Händler für den halben A-Klasse-Preis sogar schon ein nagelneues 2018er-Modell in vernünftigem Ausstattungsniveau. Es darf ein bisschen mehr Power sein? Geht auch: ST-Modelle von 2012 mit weniger als 80.000 Kilometern Laufleistung liegen ebenfalls im Budget. Da gibt es dann 250 PS, Xenon-Lichter, Navi und Teilleder. Wer den Motor mit 2,5 Litern Hubraum bevorzugt, findet auch Focus ST-Exemplare der vorherigen Generation.
Sportwagen Alfa Romeo 4C
Okay, einen hübscheren Flitzer als den 4C gibt es kaum, wissen wir. 63.500 Euro sind allerdings eine Menge Geld für wenig Alltagsnutzen mit 240 PS. Wer seine Sportwagen-Gelüste mit ein paar Kompromissen verheiraten muss, findet für rund 30.000 Euro nicht minder spannende Kandidaten auf dem Markt. Nur vielleicht nicht so leicht und nicht so schick.
Um zumindest mal konzeptionell dran zu bleiben, hier ein Mittelmotor-Sportwagen: Der Porsche Cayman S. Modelle der ersten Generation bringen als Kaufargument einen feinen 295-PS-Sechszylinder mit. Das Coupé gibt es mit Volllederausstattung, Navi und 80.000 Kilometern als Garagenfahrzeug aus erster Hand für rund 30.000 Euro. Wer auf das „S“ am Heck verzichten kann, bekommt für das gleiche Investment auch neuere Modelle, etwa von 2011. Noch günstiger gibt es den Cayman ohne Dach – also als Boxster der ersten Generation.
Aus München rollt der Bangle- Z4 (E85) in den Ring. Der Bayer mit der langen Schnauze würde sich für den halben 4C-Preis als handgeschaltetes Coupé mit Dreiliter-Reihensechszylinder unter der langen Schnauze anbieten. Dazu gibt es noch ganz anständige 285 Liter Kofferraumvolumen und ein immerhin akzeptables Leergewicht von 1.400 Kilo. Im Supertest schrieben die Kollegen von sport auto seinerzeit, der Z4 sei für den sportlichen Einsatz wie geschaffen. Besonders die kompakten Abmessungen und der feine Motor zeigen sich dafür verantwortlich.
Darf es noch ein bisschen mehr sein? Mehr Leistung, mehr Hubraum, mehr Zylinder? Gut, dann gäbe es da zum Beispiel noch einen Mercedes SLK 55 AMG von 2009. Betrachtet man die Sache mal nüchtern vom heutigen Standpunkt aus, dann scheint es ja beinahe aberwitzig, einen 5,4-Liter-V8 in so einen kleinen Zweisitzer zu packen. 360 PS wüten in dem schwäbischen Dampfhammer mit 510 Newtonmetern Drehmoment um die Wette. Dafür wiegt das gute Stück allerdings auch fast 1.600 Kilo. Ist eben von allem „ein bisschen mehr“. Nur nicht vom Preis, denn auch hier werden für Modelle mit einer Laufleistung von knapp unter 100.000 Kilometern rund 30.000 Euro aufgerufen. Falls Sie jetzt bei allen drei Alternativen ermüdet abgewunken haben, gebrauchte Alfa 4C gibt es ab 45.000 Euro. Nur so zur Info.
Rivalen für den SUV BMW X5
Okay, der X5 ist ein überaus beliebtes Premium-SUV, vom dem BMW bislang rund zwei Millionen Stück absetzen konnte, wissen wir. Und ja, in dem Segment schenken sich die Wettbewerber wie GLE oder Q7 preislich nicht viel, aber einen müssen wir ja rausgreifen. Mindestens 63.100 Euro wollen die Bayern für ihren SUV haben. Wäre doch gelacht, wenn wir da für etwas mehr als 30.000 Euro keine ernstzunehmenden Gegner finden könnten.
Wenn Sie in puncto Premium und Prestige nicht bereit sind Abstriche zu machen, dann ist ein Porsche Cayenne S der zweiten Generation vielleicht eine lohnende Alternative. Gute frühe Modelle aus dem Jahr 2010 können Sie bereits ab rund 29.000 Euro abstauben. Wenn es ein größeres Exemplar á la Turbo mit überschaubarer Laufleistung sein soll, dann müssen Sie allerdings auf die erste Generation zurückgreifen. Für’s Geld gibt’s Allradantrieb, Assistenzsysteme und Alcantara nebst weiterem Luxus, der nicht mit dem Buchstaben „A“ beginnt. Besonders günstig sind die gebrauchten Diesel, aber warum das so ist wissen wir ja auch.
Sie sind eher so der Gentleman-Typ? Dann gibt es nur einen richtigen SUV für Sie, den Range Rover . Der bringt Sie mit Kompressor-befeuerten 510 PS durch jegliches Dickicht und sieht dabei noch elegant aus. Selbst die noblen Autobiography-Modelle gibt es von 2011 schon unter 28.000 Euro. Memory-Sitze, Glasschiebedach und Rückfahrkamera inklusive. Selbst die Verarbeitung ist ordentlich, obwohl Kenner englischer Autos da teilweise anderes gewohnt sind. Und der Range Rover bietet einen weiteren Vorteil, der nicht auf jeden Verteter seiner Gattung zutrifft: Dank des eckigen Designs und der großen Glasflächen ist der SUV überraschend übersichtlich. Keine Selbstverständlichkeit bei so einem Fünf-Meter-Koloss.
Und dann gäbe es da noch einen Vorschlag für alle, die auf Luxus und Blingbling tendziell verzichten, und einfach nur SUV-Feeling und Platz einkaufen möchten. Schon als Basis-Neuwagen kostet der Skoda Kodiaq nur 32.000 Euro. Klar, spielt der eine Klasse unter den oben genannten, doch durch das Platzangebot fühlt er sich innen nach mehr an, als einem Tiguan-Ableger. Bereits ab 27.900 Euro finden sich Sonderangebote mit Allrad, DSG und 180-PS-Benziner. Nur das Ausstattungsniveau ist in diesen Regionen recht überschaubar. Dann eben den 1.4 TSI mit 150 PS. Dann sind für rund 29.500 Euro auch Keyless Entry, LED-Scheinwerfer und Navi mit von der Partie.
Audi A6 und die Business-Schickeria
Okay, so ein Singleframe-Grill sieht im Rückspiegel schon respekteinflößend aus und die aktuelle Generation des Ingolstädters ist ein wirklich smartes Fahrzeug geworden, wissen wir. Aber wenn man in den Konfigurator schaut und feststellen muss, dass so ein 5er BMW mit rund 48.000 Euro rund 10.000 Euro günstiger einsteigt, könnte man ja mal über den Neuwagen-Tellerrand rausschauen. Und so viel vorab: Da kann man richtig in die Vollen gehen.
Genau das machen wir auch gleich mal, und zwar mit dem Mercedes-Benz S63 AMG von 2008, dem man das Jahrzehnt auf dem Buckel zumindest in puncto Design quasi nicht ansieht. Für den Vortrieb ist ein bäriger V8 mit 6,2 Litern Hubraum verantwortlich, der 525 PS und 630 Newtonmeter über den Asphalt schüttet. Im Innenraum des zwei Tonnen schweren Koloss ist natürlich alles vom Feinsten. Während man von Umgebungsgeräuschen unbehelligt durch die Ländereien gleitet, kann man sogar Satellitenfernsehen schauen und sich dabei vom Sitz massieren lassen. Hat so ein Edel-Schiff mal 130.000 Kilometer runter, gibt es den Benz schon für weniger als 30.000 Euro. Eigentlich irre, aber bei dererlei Kfz ist der Wertverlust schon so immens, da ist noch nicht mal die Unterschrift auf dem Kaufvertrag trocken.
Ein weiterer luxuriöser Weg um Geld zu versenken, ist der Oberklasse-Konkurrent aus dem Hause BMW. Auch so einen 750i xDrive kann man mittlerweile für verhältnismäßig schmalen Taler schießen. Und auch hier schiebt ein Achtzylinder den Wagen an, in diesem Fall mit 450 PS aus 4,4 Litern Hubraum. Die Power legt der BMW mit einem hecklastig ausgelegten Allradantrieb auf die Straße. Damit beherrscht er den Spagat zwischen Agilität und Komfort auch besser als das Konkurrenzumfeld. Modelle von 2012 kosten mit einer Laufleistung von knapp über 100.000 Kilometern etwa 30.000 Euro.
Wir hatten Komfort, dann einen Sprung Richtung Agilität und nun folgt der Abflug ins sportliche Segment mit dem Porsche Panamera S von 2009. Der Fließheck-Viertürer wird von einem 400 PS starken – Überraschung – V8 befeuert. Der Achtender war im Automobilen Oberhaus der letzten Jahre eben einfach State of the art. Der Porsche ist straffer unterwegs als seine Kollegen und meldet auch Unebenheiten, die eine S-Klasse ihren Insassen diskret verschweigen würde. Dafür geht er im Slalom aber auch fixer um die Pylonen. Den Zuffenhausener gibt es mit 150.000 gelaufenen Kilometern, 20-Zöllern, Vollleder und Navi für 29.900 Euro.