In der sechsten Generation hat sich die BMW M GmbH endlich dazu durchgerungen, offiziell eine Touring-Version des M3 auf den Markt zu bringen. Seit November 2022 ist der sportlichste aller 3er auch mit Kombiheck beim BMW-Händler zu haben (Werks-Code G81; siehe Video unter diesem Absatz). Gedankenspiele bezüglich eines M3 Touring gab es bei der M GmbH freilich schon viel früher. Zum Beispiel rund um die Jahrtausendwende, als BMWs Sportabteilung den M3 E46 Touring Concept auf die Räder stellte. Auf eine Machbarkeitsstudie folgte immerhin ein echter Prototyp, allerdings keine Serienfertigung. Erst 2016 wurde das Unikat, das sonst in BMWs Schatzkammer mit geheimen Testfahrzeugen untergebracht ist, der Öffentlichkeit präsentiert.
Wer vor dem G81 einen BMW M3 Touring fahren wollte, musste sich also aufwendig einen selbst bauen. Ein US-Enthusiast hat in den vergangenen drei Jahren mit professioneller Hilfe ein genau solches Projekt durchgezogen. Das Ergebnis stand kürzlich auf der Auto-Auktionsplattform "Bring a Trailer" zum Verkauf. Das Auto erblickte einst als 325Xi Touring des Modelljahres 2001 das Licht der Welt und gehört damit wie der M3 E46 Touring Concept der 3er-Generation E46 an. Der Antrieb stammt aus einem gleich alten M3. Dieser opferte nicht nur seinen 343 PS starken 3,2-Liter-Reihensechszylinder-Saugmotor mit der Werkskennung S54B32 samt Steuergerät, sondern auch sein manuelles Sechsgang-Getriebe. Das Triebwerk erhielt zusätzlich ein Tuning mit neuen Kolben, anderen Pleuellagern, Kohlefaser-Ansaugung, höherer Verdichtung und veränderter Elektronik. Zudem wurde das Vanos-System getauscht und der Touring von All- auf Hinterradantrieb umgebaut. Laut Anzeige erhielt der Motor vor dem Verkauf eine neue Nockenwelle und andere Kipphebel.
Optisch ein echter M3
Es gibt auch optische Modifikationen am BMW M3 E46 Touring; einige von ihnen fallen auf den ersten Blick auf. Die Motorhaube, Front- und Heckschürze sowie die Scheinwerfer stammen direkt vom Spender-M3. Gleiches gilt für den vorderen und hinteren Hilfsrahmen und den Kofferraumboden samt Reserveradhalterung, um Platz für die Schalldämpfer der Vierrohr-Abgasanlage zu schaffen. Die Kotflügel wurden von einem kalifornischen Tuner im M3-Stil verbreitert und die Seitenschweller an die anderen Dimensionen angepasst. Hinzu kommen M3-Spiegel und ein Carbon-Diffusor im CSL-Stil. Die Dachreling musste dagegen weichen.
Das ursprünglich in Titansilber lackierte Auto erhielt nach dem Karosserieumbau eine neue Farbgebung in Silbergrau-Metallic. Hinzu kommen Fahrwerks-Modifikationen in Form eines Bilstein-PSS10-Gewindefahrwerks, eines H&R-Stabilisators, einer Carbon-Domstrebe sowie Spurplatten und neuen Buchsen. Der BMW M3 Touring E46 rollt auf zweiteiligen 19-Zoll-Schmiedefelgen mit Michelin-Sportreifen des Typs Pilot Sport 4S in den Dimensionen 245/35 ZR19 vorn und 275/30 ZR19 hinten. Auch die Bremsanlage zeigt sich aufgerüstet, unter anderem mit Vierkolben-Sätteln aus einem Porsche 911 der Generation 996.
Unklare Gesamtlaufleistung
Innen erhielt der Frankenstein-BMW Recaro-Sportster-Schalensitze mit Alcantara-Bezug in der ersten Reihe, eine Metall-Pedalerie von AC Schnitzer und Sicherheitsgurte im Stil des BMW M3 CS (F80). Kohlefaser befindet sich am Volant, an der Lenksäule, an Türen und Armaturenbrett sowie auf der Mittelkonsole. Der dunkle Dachhimmel kam im Zuge des Umbaus ebenfalls neu ins Auto. Gleiches gilt für die BMW-M3-Instrumentierung mit 185-mph-Tacho, Drehzahlmesser mit variabler Drehzahlgrenze sowie spezifischen Anzeigen für die Kühlmittel- und Öltemperatur sowie den Kraftstoffstand.
Nicht ganz klar ist die genaue Laufleistung des Sportkombis. Vor dem Umbau soll der 325Xi fast 206.000 Meilen (331.000 Kilometer) auf dem Tacho gehabt haben, der M3-Motor deren 54.000. Der Verkäufer soll seit Fertigstellung 13.000 Meilen hinzugefügt haben, weshalb der digitale Meilenzähler aktuell 67.000 anzeigt (knapp 108.000 Kilometer). Der BMW M3 Touring E46 ist derzeit im US-Bundesstaat Montana zugelassen und laut Carfax-Bericht bisher von Unfällen verschont geblieben. Zur Ausstattung gehören unter anderem ein Schiebedach, die BMW-Business CD-Stereoanlage, Bordcomputer und Klimaautomatik, eine Gepäckraumabdeckung und -trennung sowie eine Skidurchreiche.
Verkauft für fast 60.000 Dollar
Ganz billig war der BMW M3 Touring, den es eigentlich gar nicht geben sollte, allerdings nicht. Bei 59.250 Dollar fiel der virtuelle Hammer; das entspricht aktuell umgerechnet etwa 53.400 Euro. Als Coupé oder Cabrio werden E46er-M3 aus dieser Zeit in Deutschland für etwa 25.000 bis 35.000 Euro gehandelt, sofern sie einen vernünftigen Zustand und eine Laufleistung von etwa 200.000 Kilometern aufweisen. Der neue M3 Touring G81, der aktuell nur als Competition-Modell mit xDrive-Allradantrieb angeboten wird, ist mit mindestens 106.300 Euro freilich deutlich teurer.