Opel Insignia & Skoda Superb im Gebrauchtvergleich

Opel Insignia und Skoda Superb im Gebrauchtvergleich
Das können die Kombi-Giganten

Vielfahrer mit Familie lieben sie. Zurecht? Welcher Mittelklassekombi ist als Gebrauchter besser?

Opel Insignia Sports Tourer, Skoda Superb Combi
Foto: Achim Hartmann

Vergessen Sie PS und V-Max – heute findet das Duell hinten statt. 1.950 bzw. 1.655 Liter laden Skoda und Opel ein. Daran ändert auch nichts, wenn das Baujahr bereits eine ganze Weile zurückliegt. Wer ein gebrauchtes Familienauto mit viel Platz sucht, hat mit Sicherheit das eine oder andere Inserat zum Opel Insignia B oder dem Skoda Superb 3 Combi auf der Merkliste. Gleichzeit stellt sich möglicherweise zunächst die Frage: Wenn viel Platz gewünscht ist, warum dein kein Van oder SUV? Weil bei beiden Mittelklässlern neben dem Raumangebot vor allem eine exzellente Langstreckentauglichkeit im Vordergrund steht, die in manchen Hinsichten glatt als Oberklasse durchgeht.

Das große Gebrauchtwagen-Spezial

Der Opel Insignia B (2017-2022) im Detail

Der letzte Spross der insgesamt 86-jährigen General-Motors-Ägide im Hause Opel zeigt eindrucksvoll, auf welche Art große Opelmodelle über Jahrzehnte ihren Reiz verströmten. Der bestand von Kapitän über Senator, Omega und Signum bis hin zum ersten Insignia fast immer zuerst aus einem gediegenen Fahrverhalten. Vorhanden. Gleiches gilt für ein üppiges Platzangebot. Check. Zuletzt gehörte zur Schnittmenge oft, wenn auch nicht immer, eine erhabene Verarbeitung. Daran besteht bei unserem Exemplar kein Zweifel. Ferner legte der Insignia B nach, was seine Vorgänger bislang kaum im Lastenheft hatten: Leckerbissen für Technikliebhaber. Je nach Ausstattung ist so ein Insignia nicht nur richtig schnell, sondern auch außerordentlich Fahraktiv und auch in Sachen Digitaltechnik derart modern, dass ihn auch zwei Jahre nach dem Produktions-Aus kaum jemand für veraltet hält. In der Kurzcharakterisierung des Insignia darf jedoch auch nicht fehlen, dass er ein wirklich großes Auto (bis zu 5,00 Meter Länge) ist, dabei jedoch nicht jeden Zentimeter fürs Platzangebot ausnutzt. Immerhin ist die Raumökonomie deutlich besser als beim Insignia A. Zu haben war der Insignia B ausschließlich mit Vierzylindermotoren mit maximal zwei Litern Hubraum. Das Leistungsspektrum der Benziner reicht von 140 bis 260 PS, das der Diesel von 110 bis 210.

Opel Insignia GSI Grand Sport
Hans-Dieter Seufert

Dynamiker finden im Insignia einen kompetenten Kurven-Partner. Es muss nicht mal der hier gezeigte GSi mit aufwendigem Torque-Vectoring-Allrad sein, um Freude am präzis-verbindlichen Handling aufkommen zu lassen.

Die Stärken des Opel

Wo sollen wir anfangen? Beim sahnigen Fahrverhalten? Der guten Karosserieverarbeitung mit astreinem Rostschutz? Dem schön gemachten Innenraum? Der Insignia überzeugt eher als gutes Gesamtpaket, statt als Inselbegabter. Wer sich beim Entern über die gute Ergonomie und die feinen Materialien freut, wird beim Fahren nicht von einem lustlosen Antrieb oder einer unsanften Getriebebedienung gestört. Das Infotainment lässt sich gut regeln und beherrscht außerdem schon die heute unumgängliche Smartphone-Spiegelung über Apple Carplay und Android Auto. Wo das Auge hinfällt, findet sich Positives. Besonders heraus stechen dabei zwei ganz typische Opel-Tugenden: Erstklassige Sitze (je nach Ausstattung nicht selten mit AGR-Gütesiegel), die überdies stets haltbar bespannt sind, sowie das optionale Matrix-LED-Licht, welches bei Dunkelheit das Entriegeln des Fahrzeugs mit einem eindrucksvollen Lichtballett quittiert. Neben aller Spielerei funktioniert es, wenn's drauf ankommt, überragend gut – ein klarer Kauftipp.

Opel Insignia B Gebrauchtwagencheck36/22
Sven Krieger

Schon in der weitverbreiteten Außendienstler-Ausstattungskategorie macht der Insignia einen noblen Eindruck. Wertige Materialien und die großartige Ergonomie sind spürbare Vorteile.

Ebenfalls empfehlenswert: Die frühen Zweiliter-Diesel als Automatikversion. Hier lauern kaum Schwachstellen, dafür aber ein sämig laufender Diesel mit angenehm linearer Abstimmung, niedrigem Verbrauch und recht problemloser Haltbarkeit. Spätere Varianten bergen hier und da mögliche Wehwechen. Die letzte Stärke wirkt fast nebensächlich, weil vermutlich kaum jemand damit rechnete: Der brave Basisbenziner mit 140 PS zaubert aus 1,5 Litern Hubraum einen so souverän laufenden Antrieb, dass er für die allermeisten Benzinerfahrer als durchaus empfehlenswerte Antriebsoption durchgeht.

Die Schwächen des Opel

So vielfältig wie seine Stärken ausfallen, so umfangreich kann im schlechtesten Fall auch die Mängelliste sein. Immerhin gibt's dafür keine chronischen Sollbruchstellen, Rostprobleme oder grundsätzlich zu meidende Motoren. Eine unschöne Kostensparmaßnahme ist beispielsweise die unterdimensionierte Kupplung der stärkeren Diesel mit Schaltgetriebe. Sie teilt sich ihren Einsatz mit schwächeren und vor allem leichteren Versionen des Astra und ist mit der Großwagen-Belastung oft einfach überfordert. Das resultiert dann in rupfendem Einkuppeln, dem Fehlercode P17A2 (Leistung reduziert, Kupplungseinsatz reduzieren) oder gar im Durchrutschen. Die mannigfaltigen Automatikversionen glänzen bisher weithin mit Problemlosigkeit. Hin und wieder neigt der Opel außerdem zum Ölverlust am Antriebswellenausgang.

Anderes lässt sich eher auf einige Schludereien bei der Verarbeitung rückführen. Rostige Aggregateträger, ein ab Werk ruiniertes Schraubgewinde der vorderen Abschleppöse, falsch sitzende Anhängerkupplungen, fehlende Kabelbäume, sowie manch ein Rückruf (unter anderem für Genanntes) stehen auf der Checkliste.

Der Skoda Superb 3 (2015-2023) im Detail

So ein Superb ist seriös wie ein Bausparvertrag. Sein Reiz besteht nicht etwa in betörendem Design oder mitreißendem Fahrverhalten, sondern dass er bis in den letzten Winkel sinnvoll erdacht wurde. Natürlich ist er kein kleines Auto, doch immerhin eine Handbreit kürzer als der Opel. Dabei bietet er jedoch ein Platzangebot, welches an der Spitze der Kombi-Oberliga zu verorten ist. Er macht der Mercedes E-Klasse W212 Konkurrenz, die natürlich in der Oberklasse zu verorten ist – nicht in der Mittelklasse. Hier übertrumpft der Skoda sogar seinen Plattformbruder VW Passat um ein paar Liter. Derselbe Charakter zeigt sich unterwegs, wo der Superb mit großem Radstand und langen Federwegen seine Insassen über Unebenheiten hinwegträgt. Anders als der etwas verbindlicher (aber ebenso komfortabel abgestimmte) Opel, verfolgt er eher die beinahe spielerische Leichtgängigkeit, die in der Handhabung vieler VW-Konzernmodelle steckt. Auch der Superb ist allein mit Vierzylindermotoren zu haben, die beim Benziner von 125 bis 280 PS, beim Diesel von 120 bis 200 PS reichen. Als iV verkaufte Skoda in den letzten drei Baujahren einen feinfühlig abgestimmten Plug-in-Hybriden mit 218 PS Systemleistung. Er basiert auf dem 1,4-Liter-TSI-Benziner.

Skoda Superb Combi
Achim Hartmann

Der Superb gefällt mit seiner No-Nonsense-Attitüde. Auf 4,87 Meter bietet er so viel Platz wie sonst kaum ein anderer Kombi. Das und die gute Verarbeitung dürften die Hauptargumente sein, die seine Besitzer an ihm lieben.

Die Stärken des Skoda

Der Superb bietet Platz in Hülle und Fülle. Das Kombiheck schluckt 660 bis 1.950 Liter. Wer nicht ständig sperriges Stückgut speditiert, bringt 625 bis 1.760 Liter sogar in der seltenen Schräghecklimousine unter – eine Art Gebrauchtwagen-Geheimtipp. Wer über diese Weiten spricht, darf keinesfalls unterschlagen, dass neben dem Gepäckraum auch die Insassen enorm luftig untergebracht sind. Das macht den Superb glatt zur Empfehlung für sehr große Menschen, die die Zweimetermarke (wie der Autor dieses Artikels) überragen. Ob klein oder groß: Die Ergonomie im sauber verarbeiteten Innenraum passt. Auch die Bedienbarkeit ist im Gegensatz zu späteren Konzernmodellen vorbildlich. Die Materialien im Innenraum mögen vielleicht an wenigen Stellen eine Idee simpler daherkommen als im Opel; als echter Nachteil lässt sich das aber kaum bezeichnen. In Sachen Haltbarkeit zeigt sich der Innenraum des großen Tschechen auch im Alter von seiner besten Seite.

Skoda Superb 3 Gebrauchtwagencheck 13/23
Caroline Jüngling

Der Superb fährt richtig gut. Er gibt sich nicht dynamisch-sehnig wie der Skoda, sondern legt einen größeren Wert auf beinahe spielerische Leichtigkeit - auch das weiß zu gefallen. Der Effekt wird noch verstärkt, wenn das empfehlenswerte Adaptivfahrwerk verbaut ist.

Auf der Straße punktet der Superb mit grundsätzlich haltbaren, vor allem aber sehr sparsamen und leisen Motoren. Das Beste kommt zum Schluss als kleiner Kauftipp: Das optionale Adaptivfahrwerk bietet einen großen Verstellbereich, der von der weich wogenden Sänfte bis hin zu einem angemessen straffen Handling reicht – kein Muss, aber je nach Fahrsituation ein echter Vorteil.

Die Schwächen des Skoda

Wie in praktisch allen Konzerngeschwistern neigen die TDI-Motoren, die in den allermeisten Superb stecken, ab und an zu Undichtigkeiten im Bereich der Motor- und Ladeluftkühlung. So lässt sich im Zweifelsfall nicht selten ein schleichender Kühlmittelverlust erklären. Selbst wenn hier Hand angelegt werden muss, ist das selten ein wirklicher Kostenbrecher. Ebenfalls nicht in allen Superb ein Problem: Ein überdurchschnittlicher Verschleiß an der hinteren Bremsanlage. Er entsteht durch den häufigen Einsatz der Bremsfunktion des Abstandstempomats. Zur besseren Spurtreue greift jener nämlich allein auf die Hinterachse zu.

Schwerer wiegt da das Problem, was Anhängerfahrer bekommen können, wenn sie ständig die ordentliche Zuglast von 2,2 Tonnen ausnützen, sofern ein Doppelkupplungsgetriebe verbaut ist. Dauerhaft hohe Belastung kann auch im Superb für einen frühzeitigen Kupplungsverschleiß oder gar zum Getriebeschaden führen. Wer mit Köpfchen kuppelt, sollte sich in diesem Kontext eher für ein Schaltgetriebe entscheiden.

Kaufvergleich: Welchen nehmen?

Anknüpfend an die mögliche DSG-Problematik im Superb entsteht für Hängerfahrer ein Opel-Pluspunkt. Dessen Wandlerautomaten (übrigens mit 6, 8 oder gleich 9 Gängen verbaut) verkraften hohe Anhängelasten konstruktionsbedingt viel besser. Raumfahrer dürften dagegen das unschlagbare Skoda-Platzangebot bevorzugen. Da auch die Art und Anzahl möglicher Mängel auf vergleichbar niedrigem Niveau liegen, herrscht bis hierhin ein Gleichstand, was die Empfehlbarkeit beider Modelle angeht.

Opel Insignia Sports Tourer, Skoda Superb Combi
Achim Hartmann

In unserem Gebrauchtwagen-Setting hat der Opel mit seinen erstaunlich günstigen Preisen die Nase vorn.

Blicken wir also auf die Preise. Hier lauert Erstaunliches. Mit maximal fünf Jahren und weniger als 125.000 Kilometern finden sich rund 4.700 Superb und "nur" etwa 2.500 Insignia. Letzterer beginnt dafür schon bei gut 10.000 Euro, wobei für einen Superb mindestens 14-15.000 Euro fällig sind. Das ist in der Kategorie um 100.000 Kilometer ein erheblicher Unterschied, obwohl beide Wagen auch sechsstellige Kilometerstände locker mitmachen. Auch bei viel niedrigeren Kilometerständen, mit stärkeren Motoren oder mehr Extras besteht eine entsprechende Preisdifferenz – und das, obwohl der Opel bereits in der Basis ein wenig umfangreicher ausgestattet ist. So gut der Superb auch ist – unter den Gesichtspunkten würden wir zum Opel raten. Der bietet zwar etwas weniger Platz, fährt dafür noch feiner und ist wesentlich günstiger.