Die Hyundai-Gruppe, zu der auch die Marken Genesis und Kia gehören, hatte bereits in Le Mans den Offiziellen des Ausrichters ACO signalisiert, dass ein Einstieg bevorsteht. Kurz vor dem WEC-Lauf in Fuji bekannten sich die Koreaner nun auch öffentlich. In einem Statement auf den sozialen Kanälen wurde am Donnerstag (12.9.) bestätigt, dass man in den Langstreckensport einsteigt.
Viele Informationen wurden dabei aber noch nicht veröffentlicht. In dem kurzen Statement heißt es: "Genesis steigt in den Langstreckensport ein. Das LMDh-Programm wird dem Hyundai-Motorsport-Portfolio eine neue Säule hinzufügen. Seit der Gründung 2012 ist Hyundai schon in der WRC und der TCR angetreten. Genesis, die Luxusmarke der Hyundai-Gruppe, wird Langstreckenrennen zu den anderen Rennsportdisziplinen hinzufügen."
In den vergangenen Wochen waren schon einige Details zu den Plänen durchgesickert: In Le Mans war nicht nur eine hochrangige Abordnung vor Ort, sondern auch der Chef von Hyundai Motorsport, Cyril Abiteboul. Dazu hatte sich herausgestellt, dass Hyundai bereits alle in Europa ansässigen Chassis-Hersteller besucht und evaluiert hat. Je nach Quelle wird Hyundai beim Bau des LMDh-Autos entweder mit Dallara oder mit Oreca zusammenarbeiten. Auch die Motorenfrage scheint schon geklärt: Das Triebwerk soll vom französischen Zulieferer Pipo Moteurs kommen, der bereits in jüngerer Vergangenheit beim amerikanischen Glickenhaus-Hypercar-Projekt involviert war.
Hyundai in der WEC und IMSA
Offen war lange Zeit nur die Frage, in welchen Serien die Autos starten sollen und mit welcher Marke. Doch auch hier gab es jetzt etwas mehr Licht im Dunkeln: Die Langstrecken-WM (WEC) teilte bereits mit, dass die Marke Genesis der Serie in "naher Zukunft" beitreten soll. Es muss nur noch das sogenannte "Championship’s Selection Committee zustimmen." Erwartet wird auch, dass die Autos in der US-amerikanischen IMSA-Serie an den Start gehen.
Dazu passten auch Informationen, dass der Luxus-Marke Genesis eine Performance-Abteilung zur Seite gestellt wird – analog zu dem, was die N Performance-Brand bei Hyundai ist. Die "Magma" getaufte Genesis-Submarke soll 2025 gelauncht werden, das LMDh-Engagement könnte demzufolge als Nachbrenner die Etablierung der Submarke anheizen. Unklar ist noch die Frage der Einsatz-Teams. Insider erzählen aber bereits, dass Hyundai/Genesis mit Chip Ganassi Racing in Verhandlungen stehen soll. Somit könnte ein Einstieg sogar früher als 2026 erfolgen.
Genesis gehört seit der Gründung 2015 zum Konzern und erzielt ihren höchsten Absatz in den USA. In dem für die Automobilhersteller extrem wichtigen Markt rechnen die Südkoreaner 2024 mit einem Umsatz von mehr als 500 Millionen Euro – das entspricht mehr als der Hälfte des globalen Jahresumsatzes der Marke Genesis. Der Schritt, ein LMDh-Auto zu entwickeln, und in der IMSA zu starten, ist demnach nur logisch.
F1-Interesse abgeflacht
Hyundai sucht schon seit längerem nach einem zweiten Standbein im Motorsport. Seit 2014 startet der Konzern mit seiner Kernmarke in der Rallye-Weltmeisterschaft und gewann 2019 und 2020 zwei Konstrukteurs-Titel. In der Vergangenheit kursierten immer wieder Gerüchte um einen Formel-1-Einstieg Hyundais. Der Konzern, zu dem neben Genesis auch Kia zählt, hatte mit der Königsklasse geliebäugelt. Doch Anfang 2023 erteilte Cyril Abiteboul dem Projekt eine Absage. Und das, obwohl F1-Chef Stefano Domenicali im Herbst 2022 noch persönlich nach Südkorea gereist war, um mit den Hyundai-Bossen zu sprechen.
Die Pläne für die Formel 1 bleiben somit in der Schublade. Der Fokus gilt dem Einstieg in die WEC. Den loten auch weitere Hersteller momentan aus. Ein weiterer Name, der immer wieder fällt, ist dabei Geely. Bis jetzt gibt es zwar nichts Konkretes, doch das Interesse an einem eventuellen Einstieg bestand bereits und soll wieder neu entflammt sein.