Die Nordschleife gibt. Aber vor allem nimmt sie. Kleine Unachtsamkeiten können fatale Folgen haben. Das musste das Konrad-Team im zweiten Qualifying erleben. Pavel Lefterov knallte am Steuer des Lamborghini Huracan GT3 (#7) anfangs der Döttinger Höhe in die Leitplanke. Karl Heinz Meyer im Porsche Cayman GT4 CS (#184) übersah den Bulgaren und zuckte nach rechts, als der Lambo bereits neben ihm überholte. Der Porsche traf den Huracan am linken Hinterrad und schubste ihn von der Strecke.
Teamchef Franz Konrad erklärte niedergeschlagen im TV-Interview: "Wir müssen mit dem Rennleiter reden, ob wir ein Back-Up-Auto nehmen können, was wir hätten, doch das wäre viel Arbeit. Das Auto ist nicht für die Nordschleife abgestimmt. Wir müssen gucken, was mir machen."
Noch während des Qualifyings begannen Konrads Mechaniker in der Box den Lamborghini zu inspizieren. Der Chef legte selbst Hand an. Dabei stellte sich heraus: Man wird den italienischen Renner wieder fit bekommen.
VW Golf brennt ab
Das nächste Drama folgte nur wenige Minuten später. Die TV-Bilder fingen den rauchenden VW Golf GTI TCR DSG mit der Startnummer 108 ein. Pilot Knut Kluge musste das Auto kurz vor der Goodyear-Kehre abstellen. Was dann folgte, war katastrophal für das Team vom MSC Sinzig: Kluge war aus dem Golf gestiegen und musste zuschauen, wie sich der Rauch zu einem lodernden Feuer entwickelte.
Es dauerte lange, bis ein Feuerlöscher zur Hand war. In der Box schrien die Mechaniker und forderten die Marshalls quasi über den TV-Bildschirm vehement auf, den Brand zu löschen. Das Team könnte ein noch härteres Schicksal erleiden wie die Konrad-Truppe: kein Start bei der 51. Ausgabe des Langstrecken-Klassikers.
Mercedes Schnellster, aber bestraft
Sportlich lieferte das zweite Qualifying auch Gesprächsstoff. Der Bilstein-Mercedes mit der Startnummer 6 grüßt wie nach dem ersten Teil der Qualifikation vom ersten Platz. DTM-Pilot Arjun Maini drückte die Zeit vom Mittag um 1,595 Sekunden auf eine 8.13,190 Minuten.
Doch wegen eines Verstoßes gegen das Speedlimit in der Boxengasse wird die beste Zeit des Trainingsschnellsten spätestens nach dem dritten Teil der Qualifikation am Freitag gestrichen. Verbessert sich der Bilstein-Mercedes in Q3 nicht mehr, fliegt die 8.13,190 Minuten aus der Wertung. Am Donnerstagabend stehen sie deshalb in der Zeitenliste noch auf Platz 1.
Rang 2 nach dem Donnerstag ging an den Manthey-Porsche (Christensen/Estre/Makowiecki/Preining). Der 992 mit der passenden Nummer 911 war 0,279 Sekunden langsamer als der Bilstein-Mercedes. Die Stuttgarter dürften das Ergebnis beim 24h-Debüt der neuen 911-Generation wohlwollend registriert haben.
BOP bei Porsche angepasst
Kurz vor Beginn des Nacht-Qualifyings veränderte der Technik-Ausschuss des ADAC Nordrhein die Balance of Performance (BOP). Die Porsche 911 bekamen einen größeren Restriktor, mussten dafür aber mehr Ballast in ihre GT3-Renner packen. Auch Heckflügel und Anstellwinkel des Porsche passte der Technik-Ausschuss an.
Hinter dem Porsche landete der erste Audi. Die Nummer 16 (Schramm/Beretta/Winkelhock/Feller) vom Audi Sport Team Scherer schrieb eine 8.15,009 Minuten an und war eine Sekunde schneller als in Q1. Knapp außerhalb der Top 3 mit 0,770 Sekunden Rückstand platzierte sich der GetSpeed-Mercedes (#4/Marciello/Stolz/Ellis/Mortara). Platz 5 ging an den besten BMW (#101/Krognes/Giermaziak/Krohn/Soucek). Das Walkenhorst-Team setzt bei seinen drei M4 GT3 auf Yokohama-Reifen.
Legenden-Audi mit Feintuning
Der Audi mit der Startnummer 40 hielt sich im zweiten Qualifying zurück. Das Auto der ehemaligen DTM-Champions Mike Rockenfeller, Timo Scheider und Martin Tomczyk kam auf Rang 12. Das hatte verschiedene Gründe wie Tomczyk im TV-Interview erklärte: "Es ist ziemlich dreckig draußen, es gibt ziemlich viel Sand. Q2 war nicht wirklich prickelnd, das Auto hat sich nicht so gut angefühlt wie am Mittag. Aber wir sind guter Dinge, wir müssen jetzt noch Kleinigkeiten einstellen, wie das Licht zum Beispiel. Das Q2 ist die einzige Möglichkeit in der Nacht zu fahren."
Das nächste Qualifying findet am Freitag (19.5.) um 13:30 Uhr statt. Das Top Qualifying startet um 17:30 Uhr und endet um 19:15 Uhr.