Thierry Neuville ließ bei seinem zweiten Argentinien-Erfolg nach 2017 nichts anbrennen. Trotz eines eher entspannten Ritts über die finalen 16 Kilometer sammelte er als Drittschnellster der Powerstage noch drei Extrapunkte, womit er seine WM-Führung von zwei auf zehn Zähler ausbauen konnte – und das bei einer Rallye, bei der eigentlich chancenlos hätte sein müssen.
Mit Andreas Mikkelsen auf Rang 2 feierte Hyundai sogar einen Doppelerfolg. Der Norweger beklagte sich nur auf der ersten Etappe über Handling-Probleme, die er aber dieses Mal abstellen konnte. Danach strahlte er nach jeder Prüfung, wieviel Spaß er habe, und dass er jederzeit noch ein Schüppchen drauflegen könne, sollten sich die Verfolger erdreisten, an seinem zweiten Platz zu kratzen.
Regen hilft Hyundai
Die Startposition spielte bei dieser Rallye Argentinien ausnahmsweise nicht die geringste Rolle. Lang anhaltende und heftige Regenfälle sorgten nicht nur für die Streichung der dritten Prüfung, das vor der Rallye niedergehende Wasser backte auch die sonst staubigen und für die vorderen Starter rutschigen Schotterpisten so fest zusammen, dass sich die Fahrer auf manchen Pisten in Finnland gewähnt hätten.
Das Publikum sah bis zur Halbzeit einen spannenden Mehrkampf, den es eigentlich gar nicht hätte geben dürfen. Vor allem Neuville hätte als WM-Leader und Straßenfeger chancenlos sein müssen. Aber der Mann aus dem so oft und gern verregneten Belgien hatte das Glück des Tüchtigen. „Thierry ist ein sehr talentierter Regentänzer, das hat er schon letztes Jahr in Sardinien bewiesen“, sagte Weltmeister Sébastien Ogier anerkennend.
Tatsächlich lag Neuville am Ende der für ihn im Normalfall mühsamen Freitagsetappe schon an der Spitze des Feldes. Der Untergrund präsentierte sich so solide, dass sich auch auf den zweiten Durchgängen der Prüfungen keine tiefen Spurrillen oder Löcher fanden.
Formschwäche bei Toyota
Am Samstag hätte der mit der Hypothek eines Drehers und zwei Reifenschäden freitags zurückgefallene Jari-Matti Latvala eigentlich der Staubfresser für die Nachfolgenden sein müssen, doch der Finne fuhr keine schlechteren Zeiten als der vorletzte WRC-Starter Ogier. Und auch als angesichts der nun scheinenden Höhensonne die Pisten zügig abtrockneten, ergaben sich keine Nachteile für vordere oder hintere Starter.
Unverständlich war die Formschwäche bei Toyota. Erstmals seit Finnland 2018 war Ott Tänak nicht der schnellste Mann des Wochenendes. Zwar fuhr auch der Este vier Bestzeiten, aber zu keinem Zeitpunkt ließ sich die übliche Dominanz erkennen, wenn der Yaris klaglos läuft.
Das aber tat er wieder einmal nicht. Versagende Lichtmaschinen sind seit einem Jahr ein Dauerthema bei den Markenweltmeistern, Tänak strandete am Samstag exakt mit jenem Defekt und fiel im WM-Dreikampf auf 28 Punkte zurück. Dass dem Achten im Ziel auch in der Powerstage als Fünftschnellstem keine Schadensbegrenzung gelang, lag nur teilweise an frühen ersten Startposition. Teamkollege Latvala verpasste die Bestzeit um nur eine Zehntelsekunde, er war nur kurz nach ihm gestartet.
Ogier betreibt mir Rang 3 Schadensbegrenzung
Sébastien Ogier hatte auf der elften Prüfung Glück, als er einen Pfeiler eines Gatters traf. Die Vorderradaufhängung hielt, nur die Servolenkung gab den Geist auf. Ohne die Panne hätte es am Ende deutlich spannender werden können. Im Ziel fehlten dem Champion, der auch die Powerstage gewann, nur 1:04 Minuten auf Sieger Neuville.
Ogiers Teamkollege Esapekka Lappi zerstörte seinen C3 bei einem beeindruckenden Doppelsalto mit zweieinhalbfacher Schraube nach einer schnellen Rechtskurve. Elfyn Evans hatte das Kunststück geschafft, bei einem etwas optimistisch breiten Drift in einer lang gezogenen Rechtskurve den einzigen Fels weit und breit zu treffen und den Vorderwagen seines Ford Fiesta nachhaltig zu beschädigen.