Nach dem Q6 E-Tron präsentiert Audi nun mit dem neuen A6 E-Tron das zweite Modell, das auf dem 800-Volt-Baukasten "Premium Platform Electric" (PPE) aufbaut. Doch durch den flachen Aufbau kann der knapp fünf Meter lange Ingolstädter erstmals zeigen, wozu die Plattform in der Lage ist. Mehr als 750 Kilometer Reichweite verspricht Audi. Doch das ist längst nicht alles.
Ladeleistung von bis zu 270 kW
Der Audi A6 E-Tron Sportback baut wie der Avant auf der neuen PPE-Plattform (Premium Plattform Electric) auf, die gemeinsam mit Porsche entwickelt wurde. Diese Skateboard-Plattform erlaubt es, zwischen den Achsen großen Batteriepacks unterzubringen – im Falle des neuen Audi A6 E-Tron besteht die neu entwickelte Lithium-Ionen-Batterie aus zwölf Modulen und 180 prismatischen Zellen mit einer Gesamtbruttokapazität von 100 kWh (94,9 kWh netto). Damit schafft die flach gestreckte Limousine Sportback mehr als 750 Kilometer am Stück. Im Kombi Avant sollen es immer noch gut 720 Kilometer sein. Später soll eine kleinere Batterie-Option mit einer Brutto-Speicherkapazität von 83 kWh erhältlich sein.
Dank 800-Volt-Architektur sind dazu gigantische Ladeleistungen von bis zu 270 kW drin. In zehn Minuten sollen dann 310 Kilometer Reichweite nachgeladen sein. In 21 Minuten steigt der State of Charge (SoC) von zehn auf 80 Prozent. Wenn eine Ladesäule nur mit 400-Volt-Technik ausgestattet ist, ermöglicht der A6 E-Tron sogenanntes Bankladen. Dabei wird die 800-Volt-Batterie elektrisch in zwei Bänke mit jeweils 400-Volt-Spannung geteilt, die sich dann parallel mit bis zu 135 kW aufladen lassen. An haushaltsüblichen Wallboxen ist ein AC-Laden mit bis zu 11 kW möglich. Eine 22-kW-AC-Lademöglichkeit wird zu einem späteren Zeitpunkt angeboten.
Zunächst nur zwei Antriebs-Versionen
Zum Marktstart erscheinen der A6 E-Tron Performance mit 270 kW/367 PS starker PSM (Permanentmagneterregte Synchronmaschine) an der Hinterachse, die dank Siliziumkarbid-Halbleitern im Pulswechselrichter sehr effizient arbeitet und ausschließlich die Hinterräder antreibt. Neben den Antriebsaufgaben soll die E-Maschine im Alltag auch bis zu 95 Prozent der Bremsarbeiten übernehmen können. Dazu darf sie unter Idealbedingungen mit bis zu 220 kW als Generator rekuperieren.
Als zweite Variante zum Marktstart rollt der S6 E-Tron in die Showrooms. Auch er arbeitet mit der permanenterregten Synchronmaschine im Heck, darf zusätzlich aber noch auf die Kraft eines Frontmotors (Asynchronmaschine) setzen. Zusammen bringt es das Kraftpaket als elektrischer Quattro-Antrieb auf 370 kW/503 PS (mit Launch Control 550 PS). Zu einem späteren Zeitpunkt verspricht Audi noch weitere Modelle mit Heck- bzw. Quattro-Antrieb.
Design-Chef bestätigt RS6 E-Tron
Auch eine RS-Version ist in Planung, wie Marc Lichte bestätigte. Audis Ex-Design-Chef erzählte den Kollegen des britischen Magazins "Top Gear" am Rande der Präsentation des Activesphere Concepts, dass er den RS6 E-Tron Managern des VW-Konzerns bereits vorgestellt habe. "Und sie waren begeistert, als sie die Bilder und die Modelle auf der Bühne sahen", ergänzte Lichte. Der Öffentlichkeit soll der Power-E-Tron 2024 vorgestellt werden.
Er kündigte an, dass der Audi RS6 E-Tron "definitiv" eine breitere Karosserie samt vergrößerter Spurweite und größeren Räder als die A6-Pendants erhalten wird. Zudem stellte Lichte in Aussicht, dass die RS-Version eine "andere Leistung" bieten wird – wobei "anders" in diesem Zusammenhang "deutlich mehr" bedeuten dürfte. Details oder Daten nannte Audis oberster Designer zwar nicht, aber er habe herausgestellt, dass es beim RS immer "um die Kombination aus Leistung und Funktionalität" gehe.
In 3,9 Sekunden auf Tempo 100
Auch ohne das "R" davor bringt es der Audi S6 E-Tron auf irrwitzige Fahrleistungen. Aus dem Stand sprintet der Allradler auf Wunsch in 3,9 Sekunden auf Landstraßentempo. Dabei setzt der eigentlich 370 kW starke Antrieb im Launch-Control-Modus zusätzliche 35 kW frei. Mit 550 PS stürmt er dann theoretisch bis 240 km/h voran, bevor ihn die Elektronik einfängt. Die Werte gelten gleichermaßen für den Audi S6 E-Tron Sportback wie für den S6 E-Tron Avant.
Auch der A6 E-Tron Performance mit Heckantrieb schafft schnelle Sprintzeiten. Sowohl der Sportback als auch der Avant schaffen es in 5,4 Sekunden auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit wird hier auf 210 km/h begrenzt. Der geringe cw-Wert von 0,21 adelt den neuen A6 Sportback übrigens als – in puncto Aerodynamik – besten Audi aller Zeiten. Der A6 Avant ist mit einem cw-Wert von 0,24 kaum schlechter.
Aerodynamik und Reichweite
Ob die runde Front, der schlanke Aufbau oder die Air Curtains, die die Umströmung der Front und die Radanströmung verbessern – jedes Detail soll am neuen Audi für möglichst geringen Luftwiderstand, höhere Effizienz und mehr Reichweite sorgen. Im Aerodynamikkonzept spielt auch der Unterboden mit diversen Feinoptimierungen an allen Bauteilen eine wichtige Rolle. Dazu gehören speziell angepasste Radspoiler und 3D-Anlaufkörper vorn vor den Vorderrädern, die jeweils für den Sportback und den Avant individuell optimiert sind.
Die Dämpfungswanne sowie die Batterie-, die Hinterachs- und die Schwellerverkleidungen sind ebenfalls aerodynamisch optimiert, genau wie der breite Diffusor am Heck. Passend dazu bietet Audi Aero-Räder in verschiedenen Größen an. Nicht zu vergessen – auch den neuen Audi A6 gibt es jetzt optional mit virtuellen Außenspiegeln. Die sind nun sogar anklappbar. All das führt zu einer enormen Elektro-Reichweite von gut 750 Kilometer beim A6 E-Tron Sportback. Selbst der Einsatzradius des S6 E-Tron Avant kann sich mit 640 Kilometern sehen lassen.
Innenraum mit Panorama-Display
Auf den wohnlich gestalteten Innenraum des neuen A6 E-Tron scheint Audi besonders stolz. Dabei fällt vor allem der sogenannte Softwrap auf, der sich von Tür zur Tür über die gesamte Schalttafelbreite erstreckt. Bedienbereiche sind dagegen in hochglänzendem Schwarz abgesetzt. Die Bildschirme der optionalen virtuellen Außenspiegel befinden sich an den Türinnenseiten im Winkel der A-Säule und der Türbrüstung. Im Zentrum des Cockpits steht aber das neue Panorama-Display.
Die MMI-Bildschirmfläche ist im Curved Design und in OLED-Technologie ausgeführt und besteht aus dem 11,9 Zoll großen Audi virtual cockpit und dem 14,5 Zoll großen MMI Touchdisplay. Dazu gesellt sich auf Wunsch ein 10,9 Zoll großes MMI Beifahrerdisplay. Über den Active Privacy Mode kann der Beifahrer während der Fahrt Filme schauen oder Serien streamen. Der Fahrer kann sich dagegen am Augmented-Reality-Head-up-Display erfreuen.
Google-Infotainment und ChatGPT
Audi nutzt beim neuen A6 Android Automotive OS als Betriebssystem. Damit lösen sich die Ingolstädter auch hier von der Volkswagen-Tochter Cariad. Inhalte kann der Audi A6 E-Tron jederzeit mittels Over-the-Air-Updates downloaden. Neueste Audi connect Dienste und der weiterentwickelte, serienmäßige E-Tron Routenplaner sind damit stets auf dem neuesten Stand. Apps wie YouTube sind über den Audi Application Store für Drittanbieter-Apps verfügbar, der direkt in das MMI eingebunden ist und kein Smartphone für die Nutzung voraussetzt.
Neben der erweiterten Touch-Bedienung stand für Audi auch der selbst-lernende Sprachassistent im Mittelpunkt. Mithilfe des Audi assistant lassen sich nun zahlreiche Fahrzeugfunktionen steuern. Zudem können sich Insassen über die Verbindung zu ChatGPT (bereitgestellt über Microsoft Azure OpenAI Service) während der Fahrt recherchierte Inhalte vorlesen lassen sowie in natürlicher Sprache mit dem Auto interagieren. Allerdings wird zunächst der Audi assistent versuchen, die Anfrage zu lösen. Erst wenn das Audi-System etwa allgemeine Wissensfragen nicht beantworten kann, werden diese an ChatGPT weitergeleitet. Für den Nutzer passiert das unbemerkt und nahtlos. Audi will dabei höchste Priorität auf die Datensicherheit gelegt haben. Um einen bestmöglichen Datenschutz zu gewährleisten, werden Fragen und Antworten nach der Verarbeitung wieder gelöscht. Zudem soll ChatGPT zu keinem Zeitpunkt Zugriff auf die Fahrzeugdaten erhalten.
Autonome Fahrhilfen und Marktstart A6 E-Tron
Ein Novum für den A6 E-Tron ist der adaptive Fahrassistent plus. Der soll den Fahrer beim Beschleunigen, Bremsen, Halten von Geschwindigkeit und eingestelltem Abstand sowie bei der Spurführung unterstützen. Dadurch soll der Fahrkomfort speziell auf Langstrecken gesteigert werden. Neben verschiedenen Sensoren nutzt das System je nach Region hochauflösende Kartendaten und in der Cloud berechnete Schwarmdaten anderer Fahrzeuge zur Verbesserung des Fahrverhaltens. Aus einer Fusion dieser Informationen berechnet es den voraus liegenden Streckenverlauf und ermöglicht ein komfortables Fahrerlebnis im gesamten Geschwindigkeitsbereich und in Stausituationen.
Mit dem Marktstart sind serienmäßig der Parkassistent plus, eine Rückfahrkamera, der verkehrszeichenbasierte Geschwindigkeitsbegrenzer, die kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung, der Adaptive Geschwindigkeitsassistent, die Einparkhilfe plus mit Distanzanzeige und die Ablenkungs- und Müdigkeitserkennung an Bord des Audi A6 E-Tron. Der soll übrigens ab September 2024 bestellbar sein. Die Preise beginngen bei 75.600 Euro für den Sportback und 77.250 Euro für den A6 Avant e-tron performance. Der S6 Sportback e-tron kostet 99.500 Euro und der Preis für den S6 Avant e-tron beträgt 101.150 Euro.
Fazit
Audi bringt im September 2024 den A6 als Elektro-Modell auf Basis der zusammen mit Porsche entwickelten PPE-Plattform auf den Markt. Dabei ist neben dem Kombi (Avant) auch eine Sportback-Version als Limousine geplant. Auch das sportlichere Allradmodell S6 e-tron mit zwei E-Maschinen und 550 PS wird ab September bestellbar sein. Damit verfügt Audi bereits über drei Modelle – inklusive Q6 E-Tron – auf der Elektro-Plattform, wobei sich noch ein Modell in A4-Größe dazu gesellt. Und ein RS6 E-Tron, der deutlich sportlicher aussehen und fahren dürfte als das Standard-Pendant.