BMW 1er (F70) 2024: Facelift ohne i und ohne Handschalter

BMW 1er (F70) 2024
Erste Generation ohne i und ohne Handschalter

Nach nur fünf Jahren überarbeitet BMW den 1er umfangreich und spricht deshalb von der 4. Generation des Kompaktmodells. Wir haben alle Infos zum F70 und erste Fahreindrücke vom 120 und dem Top-Modell M135 xDrive.

So fährt der BMW 120

Bei der Fahrpräsentation des neuen BMW 1er dürfen wir zunächst am Lenkrad des neuen Einstiegs-Benziners drehen. Das liegt gut in der Hand, ist in diesem BMW 120 mit M Sportpaket mit Leder bezogen. Mit drin: passende seitenhaltstarke Sitze, M-Fahrwerk, Domstrebe und eine direktere Lenkübersetzung. Geschickt konfiguriert, zumindest für diese eine Fahrt. Denn so kommt schon in den ersten Kurven ruckzuck Tempo in den 1er. Der Fronttriebler lenkt willig ein, folgt schwungvoll der Linie, während sich der Dreizylinder kräftig ins Zeug legt. 156 PS klingen auf dem Papier nicht eben üppig, doch so fröhlich wie der kleine Motor gen 5.000 Touren dreht, reicht die Leistung locker aus. Zudem hilft aus dem Stand heraus der Riemenstartergenerator spürbar mit, das DKG schaltet flott. Geschmeidiger Federungskomfort liegt dem 1er als M Sport dagegen nicht – eh klar. Dazu braucht es eher das Standardfahrwerk und kleinere Räder. Und wenn wir schon kaufberatend tätig sind, sei der BMW 120d (ab 40.500 Euro) empfohlen: Vierzylinder-Diesel mit Turbolader, 150 PS und 360 Nm plus 55 Nm vom RSG – da kommt noch mehr Freude auf.

Unsere Highlights

So fährt der BMW 135 xDrive

Als Schmankerl krönt BMW sein Angebot mit einem verschärften BMW M135 xDrive, der all jene verstummen lassen soll, denen der 1er zu trödelig erschien. Hierzu gingen die M-Ingenieure tief ins Gebälk: versteifter Vorderwagen, andere Stabi-Lager, größere Bremsanlage, Quersperre vorne, dazu ein umfangreich modifizierter Zweiliter-Turbobenziner mit 300 PS und ganz ohne 48-Volt-Bordnetz.

Auf dem ersten Ausritt tritt der Allradler zornig an, rennt bis 250 km/h, giert nach Kurven und erlaubt je nach ESP-Mode ein lockeres Heck. Trotz aller Härte hält er dabei Bodenkontakt und rüttelt seine Insassen nicht zu derb durch. Ein elitäres Technikpaket mit Compound-Bremse, steiferen sowie leichten Fahrwerksteilen plus Semislick-Reifen und mehr wird gerade zusammengeschnürt. Übertrieben? Egal – dem Image wird es gewiss nicht schaden. Und mit seinen vier Endrohren trötet er die Ruhe um sich herum einfach weg.

Alle Infos, Daten & Fakten zum BMW 1er F70

Kaum zu glauben: den BMW 1er gibt es bereits seit 20 Jahren. Mehr als drei Millionen Exemplare hat BMW verkauft. Die ersten beiden Generationen hatten den Motor vorn und den Antrieb hinten. Unter der langen Haube fanden bis zu sechs Zylinder Platz. Typisch BMW, aber außergewöhnlich für die Kompaktklasse. 2019 dann der Paradigmenwechsel: Die kleinste BMW-Baureihe mit Verbrennungsmotor wechselte auf die Frontantriebs-Architektur UKL, auf der X1, X2, 2er Active Tourer und Gran Coupé (aber nicht das zweitürige Coupé), sowie einige Minis basieren.

Aufgrund von regulatorischen Neuerungen und wegen der bereits erneuerten Schwestermodelle entschied sich BMW bei der fälligen Überarbeitung in die vollen zu gehen und machte aus dem Facelift Generation 4 des 1ers. Technische Basis, Front- mit optionalem Allradantrieb und Radstand (2,67 Meter) blieben. Als erster BMW überhaupt verliert der 1er das "i" für Injection (Englisch für Einspritzung) an der Typbezeichnung der Benziner. Beim Neuen heißt es also beispielsweise 120 statt vormals 120i.

Karosserie: BMW 1er ist länger als ein Golf

Die Dimensionen des Fünftürers haben sich gegenüber dem Vorgängermodell nur geringfügig verändert: In der Außenlänge legt der neue BMW 1er wegen einer geänderten Front um 42 Millimeter auf 4,36 Meter zu. Zum Vergleich: ein VW Golf ist 8 Zentimeter kürzer. Die Breite des 1ers blieb bei rund 1,80 Meter, die Höhe wächst um 15 Millimeter auf 1,45 Meter, was vor allem am größeren Raddurchmesser liegt. Optisch sicher ein Gewinn. Die Radgrößen beginnen nun bei 17 statt bislang 16 Zoll.

Dem ersten Eindruck nach ebenfalls attraktiv: Die tiefer zur Fahrbahn geneigten Frontpartie mit einem breiten, zentralen unteren Lufteinlass in Schwarz lässt den 1er optisch am Asphalt schnüffeln. Als erster BMW ist der 1er optional mit einer Dachlackierung in hochglänzendem Schwarz zu haben. Für den Rest der Karosse gibt es zwei Uni- und sieben Metallic-Lackierungen.

Innenraum: Neues Panorama-Glasdach als Option

Das Format bietet dank Frontantriebsarchitektur Platz für bis zu fünf Insassen und ihr Gepäck. Die Sitzprobe offenbart im Fond ordentlich Beinraum, für Personen ab 1,90 Meter könnte dort der Abstand zum Dachhimmel auf Millimeter schrumpfen und dem hinteren Türausschnitt merkt man beim Einsteigen die kompakte Länge an. Das Kofferraumvolumen von 380 Liter ist klassenüblich; bei 120 und 120d sinkt es auf unterdurchschnittliche 305 Liter. Grund ist die 48-Volt-Batterie für den Mildhybrid-Antrieb. Der spart dafür auch beim Verbrauch einen dreiviertel Liter.

Neu gegen Aufpreis zu haben, ist Panorama-Glasdach mit einer Länge von 83,5 Zentimetern, einer Breite von 84,5 Zentimetern, einer Durchsichtsfläche von rund 0,5 Quadratmetern und einem Innenrollo in der Farbe des Dachhimmels. Sein vorderer Abschnitt hat einen elektrischen Öffnungs- und Schließmechanismus.

Infotainment und Bedienung

Die wichtigste Neuerung innen: das neue Cockpit mit Curved Display aber ohne den iDrive-Controller sowie die jüngste Version des BMW-Betriebssystems Operation System 9, was beides in den technisch verwandten Baureihen X1, X2, 2er Active Tourer schon Einzug gehalten hat. Drum ist im 1er das Bedienfeld zwischen Fahrer und Beifahrer inklusive Gangwahlschalter neu gestaltet. Davor findet das Smartphone Platz; leider kostet kabelloses Aufladen in der jetzt größeren und gekühlten Ablage Aufpreis.

Das große Touchdisplay erlaubt weniger Tasten und Regler im Bereich der Instrumententafel und der Mittelkonsole. Das findet nicht jeder vorteilhaft, zum Beispiel wenn es um Klimaregelung geht. Immerhin findet die sich immer auf der obersten Ebene des Touchscreens und inzwischen lässt sich dort auch die Sitzheizung aktivieren.

Überhaupt versucht BMW mit flacher Menüstruktur, wie man sie aus Smartphones kennt, die Touch-Bedienung bequem und intuitiv zu machen. Das mittige Display mit einer Bildschirmdiagonale von 10,7 Zoll zeigt auf dem Einstiegsbildschirm dauerhaft die Kartenansicht des Navigationssystems oder individuell konfigurierbare Darstellungen. Auf der gleichen Ebene präsentiert es auf der Fahrerseite vertikal angeordnete Widgets, zwischen denen man durch Wischbewegungen wechseln kann. Der Schnellzugriff (QuickSelect) erlaubt das direkte Aufrufen gewünschter Funktionen ohne Wechsel in ein Untermenü, durch horizontale Wischbewegungen auf dem jeweiligen Widget gelangt man zu zusätzlichen Informationen und Einstellmöglichkeiten. Klingt verwirrend, ist es am Anfang auch.

Aber ein Fingertipp auf das Home Symbol am unteren Rand führt jederzeit zum Einstiegsbildschirm zurück und neben dem Home-Symbol finden sich auch Schaltflächen für den Direkteinstieg ins Klima-Menü, das für alle Apps sowie Apple CarPlay® und Android Auto™, sofern aktiviert. Dazu gibt es Lenkradtasten und Sprachsteuerung sowie gegen Aufpreis das bekannte Head-Up Display.

Falls zunächst die Phantasie fehlt, was alles auf dem Display darstellbar ist: Mit den BMWs ConnectedDrive Upgrades kann der Kunde ausgewählte Funktionen über einen Zeitraum von einem Monat kostenfrei testen und anschließend für eine jeweils spezifische Laufzeit buchen, wer die volle Dröhnung braucht, bucht BMW Digital Premium. Damit kann der Kunde alle in seinem Land verfügbaren Apps, beispielsweise aus den Bereichen Musik-Streaming, Video-Streaming, News oder Gaming im Fahrzeug nutzen. Die Auswahl der Spiele wächst ständig, aktuell können Fahrer und Passagiere wahlweise allein oder im Multiplayer-Modus (mit den Smartphones zur Bedienung) "Wer wird Millionär?" oder "Starlit Kart" zocken, ab Ende 2024 soll es die Möglichkeit geben, Game Controller mit dem 1er zu verbinden.

Motor und Antrieb

BMW bietet im 1er wie gehabt Drei- und Vierzylinder-Benziner und Diesel mit Turboaufladung an. Für einige Varianten (120 und 120d) gibt es 48-Volt-Mild-Hybrid-Unterstützung. Dazu ist eine E-Maschine ins Getriebe integriert. Sie fungiert als Startergenerator und entwickelt 15 kW/20 PS sowie 55 Nm maximales Drehmoment. Die E-Maschine kann den Verbrenner entlasten und den Verbrauch senken oder zusätzliche Leistung beisteuern, die sich sowohl beim Anfahren als auch bei Zwischenspurts durch besonders spontane Reaktionen auf Gaspedalbewegungen bemerkbar machen soll.

Eine 48-Volt-Batterie unter dem Gepäckraum versorgt neben dem Elektromotor auch das 12-Volt-Bordnetz des Fahrzeugs. Nur Rekuperation in Schub- und Bremsphasen lädt den Akku mit einer Leistung von bis zu 15 kW. Die Steuerung orientiert sich an der Fahrsituation und nutzt dazu die Daten des Navigationssystems sowie von Sensoren der Fahrerassistenzsysteme, um beispielsweise bei der Annäherung an Kreuzungen oder vorausfahrende Fahrzeuge die Verzögerung durch Rekuperation anzupassen, sobald der Fahrer vom Gas geht. Beim 120er bringt der Mildhybrid im Vergleich zum Vorgänger ca. einen Dreiviertelliter Minderverbrauch (WLTP), bei den Dieseln spart die elektrische Unterstützung im WLTP etwa 0,6 Liter (118d vs. 120d).

Serie für alle 1er ist das selbst schaltende 7-Gang-Doppelkupplungs-Getriebe. Die Gänge wechselt das überarbeitete Getriebe jetzt vollelektrisch, die Spreizung der Gangstufen ist größer, der innere Wirkungsgrad besser. Schaltwippen gibt es nur in Verbindung mit dem aufpreispflichtigen M-Lederlenkrad, das Bestandteil des M Sportpakets ist. Mit dem linken Paddle lässt sich während der Fahrt die M Sport Boost Funktion aktivieren – wenn besonders kräftige Beschleunigung gefragt ist. Vorderradantrieb ist Standard, Allradantrieb gibt es zunächst nur für den M 135.

Zum Marktstart gibt es im Oktober gibt es im 120 einen 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbo (156 PS). Mit Mild-Hybrid (MHEV) leistet der Antrieb 170 PS; im 120d hat der Verbrenner (Diesel) 2,0 Liter Hubraum, vier Zylinder und 150 PS, mit MHEV-Maschine sind es 163 PS, der 118d mit demselben Vierzylinder ohne MHEV leistet 150 PS.

Der M 135 xDrive leistet 300 PS und 400 Nm – ganz ohne 48-Volt-Unterstützung. Hier lag der Fokus auf weniger Gewicht und nicht auf Minimierung des Verbrauchs.

Markstart und Preise des BMW 1er F70

Den neuen 1er bringt BMW am 5. Oktober in den Handel. Los geht es mit folgenden Versionen:

  • BMW 120: 37.900 €
  • BMW 118d: 38.200 €
  • BMW 120d: 40.500 €
  • BMW M135 xDrive: 56.200 €

Gleich im November 2024 kommen zwei weitere Benzin-Motorisierungen dazu:

  • BMW 116: 32.900 €
  • BMW 123 xDrive: 43.900 €

Im September 2022 kostete der 116i noch 29.500 Euro. Der nominelle Mehrpreis des neuen gegenüber dem alten 1er liegt also beim Einstiegsmodell bei 3.400 Euro. Allerdings kostete das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe im 116i der 3. Generation allein 2.100 Aufpreis, bleiben also noch 1.300 Euro, die wegen weiterer Extras, die im neuen Modell Serie sind, ausstattungsbereinigt auf wenige 100 Euro schrumpfen.

Interessant ist der Generationenvergleich beim 120d, der in der 3. Generation die Automatik (8-Gang) bereits serienmäßig hatte und für 41.600 in der Preisliste stand. Er war also damals 1.100 Euro teurer, hatte allerdings (ohne Hybridsystem) 190 PS, das Nachfolgemodell hat mit Hybridunterstützung 163 PS.