BMW schickt den neuen 5er Touring ins Rennen. Der große Kombi mit der internen Bezeichnung G61 startet einige Monate nach der Limousine (G60) und bekommt ein gleichermaßen breites Antriebs-Portfolio.
Design und Format
Im Format entspricht der neue 5er Touring dem Stufenheckmodell. Mit einer Länge von 5.060 Millimetern sprengt also auch er das Maß für Normstellplätze und -garagen, ragt in die automobile Oberklasse vor. Neben der Breite von 1.900 Millimetern ist auch die Höhe von 1.515 Millimetern mit der 5er-Limousine identisch.
Das Dach des Kombis fällt hinter der B-Säule weniger früh ab und läuft in einem Dachspoiler über der schräg stehenden Heckscheibe aus. Optional ist ein feststehendes Panorama-Glasdach ohne Öffnungsfunktion bestellbar.
Die geteilten Rückleuchten sind neu geformt, sie beschreiben die markentypische L-Form am Heck mit stärkerer Betonung. Unabhängig von der Karosserieform ragt der untere Teil der Gepäckraumöffnung zugunsten einer tiefen Ladekante weit in den Stoßfänger hinein.
Kofferraum und Variabilität
Hinter der großen Klappe präsentiert der neue BMW 5er Touring einen 570 Liter großen Kofferraum. Er ist im Vergleich zum Vorgänger um zehn Liter gewachsen. Der stärkste Mitbewerber, das T-Modell der Mercedes E-Klasse bietet mit bis zu 615 Litern deutlich mehr, macht diesen Vorteil je nach Wahl der Motorisierung aber wieder zunichte.
BMW hält das genannte Volumen für jede Variante des neuen Edellasters vor – egal ob es ein Verbrenner, ein Plug-in-Hybrid oder der vollelektrische i5 ist. Das Volumen der E-Klasse als Plug-in-Hybrid schrumpft auf 460 Liter – einen Elektro-Kombi bieten die Schwaben nicht an.
Beim ersten Kontakt mit dem neuen Bayern gefällt der Laderaum mit hochwertiger Teppichauslage, auch an den Seitenwänden. Unter dem doppelten Ladeboden lassen sich die Gepäckraumabdeckung und das Trennnetz klapperfrei verstauen.
Die im Verhältnis 40:20:40 dreigeteilt umklappbaren Teile der Rücksitzlehne lassen sich federvorgespannt nach vorne werfen. Das schmale Mittelteil bietet den Vorteil, dass man zu viert mit Skiern ins Wochenende starten kann (oder mit Latten aus dem Baumarkt nach Hause kommt). Leider entsteht keine ganz ebene Ladefläche. Bei dachhoher Beladung beträgt das maximale Ladevolumen 1.700 Liter. Die Anhängelast liegt, je nach Motorvariante, zwischen 1.500 (i5 eDrive 40) und 2.000 Kilogramm (i5 M60 Drive, 520d).
Sitzprobe im 5er Touring
Die erste Sitzprobe startet im Fond des Neulings. Wie die Limousine bietet auch der Touring viel Platz für die Knie großer Mitfahrer. Angesichts des üppigen Formats der Karosserie hätte man aber mehr erwarten können. Das Konzept der Plattform, die für verschiedene Antriebsformen gerüstet sein muss, zollt hier Tribut. Jammern auf hohem Niveau, denn auch der 1,92 Meter große Autor dieser Zeilen kann es sich in der zweiten Reihe gemütlich machen. Die Kopffreiheit ist – dem Gefühl nach – etwas besser als in der auch nicht beengten Stufenheckversion.
Vorne bieten die serienmäßigen Sportsitze guten Seitenhalt und eine ausziehbare Oberschenkelauflage für optimale Abstützung. Optional sind auch für den Touring die Komfortsitze erhältlich, alternativ zur "Veganza" genannten Innenausstattung ohne tierisches Material gibt es Lederbezüge. Eine Massagefunktion für die Vordersitze kann man im aktuellen BMW 5er auch weiterhin nicht haben.
Das Cockpit präsentiert zwei große Displays, die sich unter einer gemeinsamen Abdeckung um den Fahrerplatz biegen. Über den Touchscreen-Monitor lässt sich durch die überbordende Zahl von Apps scrollen, viele Funktionen verstecken sich dahinter in zweiter oder dritter Menüebene. Während der Fahrt lässt sich die Suche über den iDrive-Controller auf der Hochglanz-Mittelkonsole etwas ablenkungsfreier gestalten. Oder man nutzt mit dem Startbefehl "Hey, BMW" die aufmerksame und reaktionsschnelle Sprachsteuerung.
Diesel ab 61.750 Euro
Zum Marktstart am 25. Mai 2024 wird der neue BMW 5er Touring in vier Varianten angeboten. Die Basis stellt der Vierzylinder-Diesel 520d mit einem 197 PS starken Selbstzünder und Achtstufen-Automatik. Der 48-Volt-Mildhybrid wird von einem Startergenerator mit zusätzlichen 8 kW (11 PS) unterstützt, der zum Diesel-Drehmoment von 400 weitere 25 Newtonmeter draufpackt.
In 7,5 Sekunden beschleunigt der BMW 520d Touring aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 220 km/h erreicht. Den WLTP-Normverbrauch gibt der Hersteller mit 5,3 bis 5,9 Litern Diesel auf 100 Kilometer an. 61.750 Euro kostet der 520d mit großer Heckklappe, der Touring-Aufpreis zur Limousine beträgt 2.000 Euro.
Für 64.350 Euro bekommt man den 520d xDrive mit Allradantrieb als Touring. Die Fahrleistungen ändern sich nur minimal. Nach einer gleichen Zeit für "Nullhundert" wird der Allrad-Diesel maximal 218 km/h schnell, er verbraucht nach Norm 5,7 bis 6,2 Liter je 100 Kilometer.
Der Elektro-Kombi
Die beiden weiteren Touring-Offerten fahren batterieelektrisch, bestromt aus einem 81,2 kWh großen Akku im Fahrzeugboden. Er kann an einer Wallbox oder öffentlichen Ladesäule Wechselstrom dreiphasig mit 11 kW ziehen, optional sogar mit 22 kW. Die mögliche Ladeleistung bei Gleichstrom über den CCS-Anschluss liegt bei 205 kW.
Der BMW i5 eDrive 40 Touring hat einen bis zu 250 kW (340 PS) starken PSM-Motor an der Hinterachse. In 6,1 Sekunden geht es aus dem Stand auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit wird bei 193 km/h begrenzt. Mit einem Normverbrauch von 16,5 bis 19,3 Kilowattstunden auf 100 Kilometer soll eine Reichweite von bis zu 560 Kilometern möglich sein. Der Preis: 72.200 Euro.
Topmodell der Baureihe und – bis zum Erscheinen des künftigen M5 Touring – stärkster 5er ist der i5 M60 xDrive Touring mit zweitem Elektromotor vorne und einer Systemleistung von bis zu 442 kW (601 PS). 0-100 km/h sind in 3,9 Sekunden erledigt, bei 230 km/h zoomt diese Version in den Tempobegrenzer. 18,3 bis 20,8 Kilowattstunden Strom werden im kombinierten Norm-Zyklus verarbeitet, die Reichweite liegt bei 506 Kilometern. Mit der Wahl des starken Allrad-Elektrikers wird der Preis für den Touring sechsstellig: 101.500 Euro stehen – vor der Wahl von Extras – im Konfigurator.
So fahren die elektrischen 5er-Touring
Klagen über mangelnde Antriebs-Auswahl beim 5er-Touring? So überflüssig wie über mangelnde Schlagkraft des Top-Stromers i5 M60 XDrive. Denn hart ans Fahrpedal genommen zoomt der im maximalen Boost 820 Newtonmeter starke Elektro-Touring schneller von Kurve zu Kurve als von den meisten erwartet. Seine zwei E-Maschinen schieben ebenso unverzüglich wie lautlos, ohne dass die Power danach spürbar nachließe. Erst auf der Autobahn bei höheren Geschwindigkeiten ist ein zartes Abebben der Druck-Welle zu spüren. Per Zug an der linken Boost-Wippe am Lenkrad lässt sich der Extraschub etwa bei Überholmanövern jederzeit abrufen. Und das problemlos, denn das mit speziellen Versteifungen und Aggregatelagern ausgerüstete Chassis mit dem tiefen Schwerpunkt dank des Akkus, ausgewogener Gewichtsverteilung, aufwendigen Achskonstruktionen und der reaktiven Lenkung (optional mit Hinterachslenkung) ergeben ein ebenso fahrsicheres wie dynamisches Paket. Inklusive Komfort, denn Unebenheiten frisst der adaptiv gedämpfte i5 Touring ebenso akribisch wie Kurven.
Rekuperation? Kann er, entweder situationsgerecht adaptiv oder per Bremse, deren Pedalgefühl sich kaum noch nach Generator anfühlt. So macht der Touring munterer Meter, als empfindlichen Familienmitgliedern auf der Rückbank lieb sein dürfte. Dabei verkneift er sich störendes Wanken und Nicken ebenso wie langhubiges Wiegen, wozu neben den aufwendigen Dämpfern auch die aktive Wankstabilisierung mit elektrischen Schwenkmotoren beiträgt. So gerüstet liegt der M-Touring sauber, lässt sich feinsinnig und flink aus der etwas steifen Mittellage herausführen. Kurven liegen dem großen Wagen, der sich dabei gern kürzer anfühlt. Wenn auch nicht wirklich schmaler, denn die Karosserie macht sich buchstäblich breit, vor allem ein Thema auf schmalen Nebenstraßen. Andererseits fährt der 5er dafür enorm präzise und unaufgeregt. Bei jedem Tempo, sei es ambitionierte Kurvenpiste oder Fernstraßen-Langstrecke, bei denen auch das niedrige Innengeräuschniveau auffällt. So sehr, dass selbst die M-Außenspiegel den akustischen Störenfried geben.
Ein Feature, das dem i40 fehlt. Wie wir überhaupt allen, denen der Bimotor-M60 einen Tick drüber erscheint, den kleinen Bruder empfehlen. Mit nur einer E-Maschine, 340 PS stark an der Hinterachse, was sich nicht nur nach BMW anhört, sondern auch so fährt. Kräftig genug, jedoch ein wenig heckbetonter, wenn auch im Winter vermutlich weniger traktionssicher schiebt auch er souverän, kultiviert und kräftig genug mit 400 Newtonmetern Drehmoment (430 im Boost) an. Und einer Reichweite zwischen 483 und 560 Kilometern, die sich dank des 5er-typischen, volldigitalen Cockpits mit aktuellem Infotainment und ebenso frischer Assistenz genießen lässt. Inklusive des mit Blick in den Außenspiegel initiierten Spurwechsels auf der Autobahn beim teilautomatisierten Fahren. Aber eigentlich fährt man am liebsten selbst, so fein wie die BMW-Leute Touring Nummer sechs abstimmten.
Was noch kommt: Hybride, M5 und Co.
Das Modellprogramm für den neuen BMW 5er Touring wird – analog zur Limousine – ausgebaut. Neben dem i5 xDrive 40 mit Allradantrieb werden in Form von 530e und 550e zwei Plug-in-Hybride an den Start gehen, außerdem für beide Karosserievarianten ein Reihensechszylinder-Diesel (wohl als 530d). Oben wird es mit dem M5 Touring auf elektrifizierte Art und Weise wild, an der Basis dürfte auch der 520i Touring mit 208 PS folgen.