Chevrolet krönt die neue Corvette -Generation mit der ZR1. Die trägt den stärksten V8-Motor, den je ein US-Autobauer in Serie verbaut hat. Klar ist sie damit auch die stärkste Corvette, die je von den GM-Bändern gerollt ist.
Zwei Turbos für den V8
Neben dem Basismodell markierte bislang die scharfe Z06-Version das Topmodell der Mittelmotor-Corvette C8-Modellfamilie. Die kommt mit ihrem frei saugenden 5,5-Liter-LT6-V8 und Flat-Plane-Kurbelwelle auf 670-SAE-PS bei 8.400 Umdrehungen und maximal 623 SAE-Nm. Gemessen nach DIN dürften die Werte also noch etwas höher liegen. Seit Anfang 2024 ergänzt die Hybrid-Version E-Ray mit elektrisch angetriebener Vorderachse die Corvette-Familie. Hinten schiebt ein 502 PS starker, frei saugender 6,2-Liter-LT2-V8, vorn zieht ein 162 PS starker E-Motor. Die Systemleistung liegt bei 664 PS.
Alles beachtliche Antriebe, die aber gegen die jetzt vorgestellte Corvette ZR1 verblassen. Für das neue Top-Modell wurde die Architektur des 5,5-Liter-LT6-V8 mit zwei Abgasturboladern kombiniert, die mit zu 1,37 bar anblasen und so zum LT7 geadelt. GM betont, dass dabei der komplette Rumpfmotor an die neuen Rahmenbedingungen umfangreich angepasst wurde. Die Verdichtung wurde von 12,5:1 auf 9,8:1 zurückgenommen.
1.188 PS-Ansage
Insider hatten der Kombi rund 800 PS zugetraut. Die tatsächliche Power liegt weit darüber. GM nennt als Spitzenleistung 1.188 PS bei 7.000 Touren. Das maximale Drehmoment von 1.123 Nm fällt bei 6.000 Umdrehungen an, wobei schon ab 3.000 Touren über 1.000 Nm anliegen sollen. Geschaltet wird weiter über ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, wobei das gesamte Antriebsmoment ausschließlich über die Hinterräder herfällt. Um der gewaltigen Power dauerhaft trotzen zu können, wurde die Schaltbox ebenfalls umfangreich modifiziert und verstärkt, zudem das maximale Drehmoment in den ersten beiden Fahrstufen elektronisch begrenzt. Alle Antriebskomponenten werden in Handarbeit im Bowling Green Assembly Plant in Kentucky aufgebaut.
Klassische Spurtzeiten für das trocken nur 1.665 Kilogramm schwere Coupé (Cabrio: 1.705 Kilogramm) nennt GM noch nicht, verspricht aber für die Viertelmeile eine Zeit von unter 10 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit über 345 km/h angegeben.
Viel Carbon, viel Kühlung
Die enorme Turbo-Power bedingt auch ein deutlich angepasstes Kühlkonzept, das sich auch in der Karosseriegestaltung der ZR1 niederschlägt. Die vordere Haube wird nun durchströmt, um die Ladeluftkühler optimal bedienen zu können. Der kleine Kofferraum unter der Fronthaube wurde entsprechend geopfert. Der Kofferraum im Heck bleibt allerdings in unveränderter Größe erhalten. Die Lufteinlässe in den Flanken sollen mehr Kühlluft zu den hinteren Bremsen leiten und die neue Motorabdeckung fächelt dem V8 mehr kühlenden Fahrtwind zu. Letztere bringt an die ZR1 auch ein Feature, das Corvette-Fans lange vermisst haben: Das Split-Window – allerdings nur an der Coupé-Variante.
Zusätzlich kennzeichnen die Corvette ZR1 ein Dach aus Carbon – beim Cabrio herausnehmbar – sowie neue, ultraleichte Alu-Schmiederäder, die optional auch durch Carbon-Felgen ersetzt werden können und so die ungefederten Massen um rund 20 Kilogramm reduzieren. Bremspower liefern an der ZR1 Carbon-Keramik-Stopper mit Sechskolbenzangen und 400er-Bremsscheiben vorn sowie Vierkolbenzangen und 390er-Discs an der Hinterachse.
Zwei Aero-Pakete im Angebot
Zügeln soll die gewachsene Fahrdynamik aber auch eine angepasste Aerodynamik. Offeriert werden in der ZR1, die als Coupé und als Cabrio zu haben ist, zwei Varianten. Das Standardfahrwerk der Corvette ZR1 verfügt über eine schlankere Karosserie mit geringerem Luftwiderstand und einen kleinen Spoiler mit individuell einstellbaren kurzen und hohen Luftleitblechen. Es umfasst außerdem einen serienmäßigen Frontsplitter aus Kohlefaser, Schwellerleisten, einen seitlichen Lufteinlass mit integrierter Bremskühlung und einen vorderen Unterflügel mit Gurney-Deflektoren. Michelin Pilot Sport 4S-Reifen in den Dimensionen 275/30 und 345/25 umschließen 20-Zoll-Vorder- und 21-Zoll-Hinterräder. Das Standardfahrwerk vereint mit dieser Ausstattung das Beste aus Straßenkomfort und Rennstreckentauglichkeit.
Steht der Rundstreckeneinsatz im Fokus des ZR1-Besitzers, dann dürfte die Wahl auf das ZTK-Paket fallen. Das umfasst einen großen, feststehenden Heckspoiler, einen vergrößerten Frontspoiler mit seitlichen Luftleitelementen sowie eine Unterbodenverkleidung – alles natürlich aus Kohlefaserlaminat. Den zusätzlichen Abtrieb durch die Aeroanbauteile beziffert GM auf rund 545 Kilogramm bei Top-Speed. Hinzu kommt eine neue Abstimmung für das Magnetic Ride Fahrwerk mit strafferen Federn sowie haftreudigeren Michelin Sport Cup 2-Reifen. Das Plus an Abtrieb und Grip reduziert allerdings die Vmax – deutlich über 320 km/h dürften es aber auch im ZTK-Trim sein.
Im Cockpit fallen die Anpassungen an den neuen Antrieb weniger umfangreich aus. Wichtigstes neues Element ist die Ladedruckanzeige. Ansonsten gibt es neue Zierteile, neue Ziernähte und neue Materialkombinationen für die Oberflächen sowie weitere Farboptionen für die Gurte und diverse ZR1-Badges.
Marktstart und Preise
Die Produktion der Corvette ZR1 soll 2025 anlaufen. Preise und weitere Daten sollen zeitnah zum Marktstart kommuniziert werden. Klar ist, dass die ZR1 sich übe der 106.000 Dollar teuren E-Ray einsortieren wird. Insider erwarten einen Startpreis von rund 180.000 Dollar und für eine voll ausgestattete ZR1 mit ZTK-Paket einen Preis von rund 200.000 Dollar. Mit umgerechnet rund 166.000 bis 185.000 Euro wäre die ZR1 dennoch ein echtes Hypercar-Schnäppchen.