Produktionsende: Der ewige Chrysler 300 verabschiedet sich

Chrysler 300 Produktionsende
Hier verabschiedet sich der ewige 300C

Bei Chrysler endet eine Ära: Die Produktion des US-Mittelklässlers 300 läuft zum Jahresende aus. Für das Topmodell 300C war bereits vor einigen Tagen Schluss.

2023 Chrysler 300C letztes Exemplar Produktionsende Brampton
Foto: Stellantis North America

Der Chrysler 300 ist ein echter Untoter der Autoindustrie. Die Baureihe wurde aufgelegt, als es den Daimler-Chrysler-Konzern noch gab. Wie lang das her ist? Nun ja, dieses amerikanisch-deutsche Missverständnis wurde bereits 2007 beendet. Der Chrysler 300 wird seit 2004 produziert und erhielt 2011 eine optische und technische Auffrischung. Dabei blieb das Design in seinen Grundzügen ebenso erhalten wie die ursprüngliche Plattform, in die unter anderem die Mehrlenker-Hinterachse aus der damaligen Mercedes E-Klasse W 210 integriert war.

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Doch nun schlägt dem Chrysler 300 das letzte Stündlein. Das Modelljahr 2023 ist das letzte der Limousinen-Baureihe. Wie die Amerikaner offiziell verkündet haben, rollen spätestens an Silvester die letzten Exemplare mit V6-Motor im Werk Brampton vom Band. Für die Topversion 300C (siehe Video) ist sogar jetzt schon Schluss: Der letzte 300er mit Hemi-V8 war ein Vertreter der machtvoll motorisierten Sonderserie 300C, trug eine Lackierung in Velvet-Rot und verabschiedete sich bereits am 9. Dezember aus der Produktionsstätte in der kanadischen Provinz Ontario.

Bröckelnde Absatzzahlen

Das Produktionsaus ist folgerichtig, schließlich hatte der Chrysler 300 schon seit einiger Zeit mit rapide sinkenden Absatzzahlen zu kämpfen. Konnte Chrysler 2018 noch 46.593 Exemplare seines ewigen Mittelklässlers absetzen, waren es 2020 schon nur noch 16.473 Einheiten und im laufenden Jahr bisher lediglich 7.197 Autos (Stand Ende November). Dabei wurde der Hersteller auch zuletzt nicht müde, dem 300er weitere Updates zu gönnen. So kehrte zum Modelljahr 2023 der erwähnte 300C als limitierte Abschieds-Sonderserie mit 492 PS und maximal 644 Newtonmeter starkem 6,4-Liter-Hemi-V8 zurück.

Die jüngste Modellpflege für die gesamte Baureihe führte Chrysler zum Modelljahr 2022 durch; sie betraf vor allem die Ausstattungsumfänge. Seit September 2021 zeigen sich die Umfänge der Serienausstattung und Ausstattungspakete der Modellversionen Touring, Touring L und 300S erweitert. Der Viertürer kommt in der Version Touring L unter anderem dank 20-Zoll-Rädern, einer Performance-Frontschürze mit Applikationen in Wagenfarbe, LED-Nebelscheinwerfern und schwarzen Akzenten sportlicher daher. Der 300S verfügt serienmäßig über das Uconnect-Infotainment-System, neun Premium-Lautsprecher mit Subwoofer im Kofferraum und ein elektrisches Panorama-Schiebedach. Zudem bietet Chrysler seither eine verbesserte Alarmanlage und ein Luftfilter-System für den Innenraum an.

Einigermaßen modern

Die letzte, etwas umfassendere Modellauffrischung im Frühjahr 2020 brachte dem Chrysler 300 zudem neue Lackierungen und ebenfalls vergrößerte Ausstattungsumfänge. Innerhalb der Farbpalette wurde kräftig getauscht: Zwei flogen raus, dafür kamen drei hinzu. Die Auswahl an Innenfarben verbesserte sich dank der neuen Töne Schwarz/Leinen und Mokka. Hinzu kam das Ausstattungspaket "Red S Appearance Package", das neben 20-Zoll-Rädern diverse Schilder und Plaketten an der Karosserie beinhaltet.

09/2021, 2022 Chrysler 300S
Stellantis North America
Klassisch analoge Rundinstrumente wie diese hier sieht man nicht mehr allzu oft in der modernen Autowelt.

Taucht man tiefer in die Welt des Chrysler 300 ein, dann zeigt sich: Der FCA-Marke ist es gelungen, das Auto über die vielen Jahre einigermaßen modern zu halten. Es verfügt über das Uconnect-Infotainment-System in dessen 4C-Generation mit 8,4-Zoll-Touchscreen sowie Konnektivitätslösungen per Apple Carplay und Android Auto. Auch die Palette an elektronischen Fahrassistenten lässt sich als umfangreich bezeichnen. Es gibt einen nach vorn gerichteten Kollisionswarner, einen adaptiven Tempomaten mit Stopp-Funktion, Totwinkelüberwachung, Warnung vor hinterem Querverkehr, Spurverlassenswarnung samt Spurhalteassistent sowie Einparkhilfe vorne und hinten.

Antriebsvielfalt mit V6- und V8-Motoren

Seine Beliebtheit verdankte der Chrysler 300 aber auch seinem Variantenreichtum in puncto Antrieben. Das Basismodell mit dem 3,6 Liter großen Pentastar-V6 liefert im 300 Touring und Touring L 296 PS und maximal 353 Newtonmeter; im 300S sind es 304 PS und höchstens 358 Newtonmeter. Darüber rangiert der Hemi-V8 mit 5,7 Litern Hubraum, der exklusiv im 300S verfügbar ist und dort 368 PS leistet sowie maximal 534 Newtonmeter bereitstellt. Damit beschleunigt das hinterradgetriebene Topmodell in weniger als sechs Sekunden von null auf 60 mph (96,6 km/h). Hinzu kam das Kurzzeit-Comeback der 6,4-Liter-Hemi-Version. Die Modellvarianten Touring und Touring L sind auch mit Allradantrieb erhältlich; die Kraftübertragung besorgt stets eine Achtgang-Automatik.

Die Modellbezeichnung 300, mit der Chrysler 2004 seine legendäre "Letter Series"-Reihe aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren wieder aufleben ließ, soll trotz des nun erfolgten Produktionsendes nicht komplett verschwinden. Und das, obwohl Konzernmutter Stellantis der Marke eine elektrische Zukunft verordnet hat. Medienberichten zufolge entwickelt Chrysler bereits einen 300er-Nachfolger, der auf die Power aus Volt und Ampere statt Oktan setzt. 2026 könnte das Modell auf den Markt kommen.

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Fazit

Der Chrysler 300 hat schon einiges durch: Er ist ein Überbleibsel der wenig ruhmreichen Daimler-Chrysler-Ära. Es gab ihn schon mal als Kombi und er trat in Europa zwischenzeitlich als Lancia Thema auf. Und er wurde hierzulande von Dieselmotoren ebenso angetrieben wie von einem 492 PS starken 6,4-Liter-Hemi-V8. Zuletzt lebte er fast ausschließlich in Amerika, erfreute sich allerdings – siehe Absatzzahlen – nicht mehr allerbester Gesundheit. Das Produktionsaus zum Jahresende ist deshalb folgerichtig und, zumindest als Verbrenner-Baureihe, endgültig.