Ora 07: Elegante vollelektrische Limousine mit bis zu 520 km Reichweite

GWM Ora 07
Wie lassen sich 2 Tonnen von 204 E-PS bewegen?

GWM bringt mit dem Ora 07 sein zweites Modell in Deutschland auf den Markt. Was kann die neue Elektro-Limousine?

Der ORA 07 ist das vierte Modell der chinesischen Marke im europäischen Portfolio. Das zeigt das wachsende Interesse der Chinesen am europäischen Automobilmarkt. Die vollelektrische Fließheck-Limousine soll laut Hersteller elegantes Design mit Komfort verbinden. Die Länge des Ora 07 beträgt 4,87 Meter. In der Breite misst er 1,86 Meter und in der Höhe 1,50 Meter. Das macht den Viertürer zu einer der größten Fastback-Limousinen in seiner Klasse.

Der große E-Ratgeber

Das Erscheinungsbild des Ora 07 zeichnet sich durch fließendes Design mit vielen Rundungen und weichen Übergängen aus. Dazu kommen porsche-ähnliche vordere Kotflügeln mit kreisrunden LED-Scheinwerfern, rahmenlose Türen und ein adaptiver, elektrisch ausfahrbarer Heckflügel. Der Radstand misst üppige 2,87 Meter, der Luftwiderstandsbeiwert beträgt cw = 0,27.

Fließendes Design und viele Extras

Zur Serienausstattung gehören elektrisch verstellbare Sportsitze vorn, optional mit Belüftungs- und Massagefunktion, haptische Bedienelemente in der Mittelkonsole sowie Gesichtsüberwachung zur Erkennung von Müdigkeit. Ein großer Panorama-Glasdach ist serienmäßig und ermöglicht den Blick in den Himmel. Zu den weiteren aufpreisfreien Ausstattungsdetails gehören die Sichtschutzverglasung hinten, ein beheizbares Lenkrad, ein intelligenter Sprachassistent, mehrfarbige Ambientebeleuchtung, ein vollautomatischer Parkassistent, rundum Parksensoren und eine Rundumsichtkamera.

Ergänzend dazu soll der Ora 07 über den einen modernen Sicherheitsstandard verfügen. Käufer können sich über viele elektrische Helferlein freuen. So ermöglichen beispielsweise Spurhalteassistent, intelligenter Geschwindigkeitsregler und Highway Assist das autonome Fahren auf "Level 2 Plus". Ein Querverkehrswarner mit automatischer Notbremsung und die Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitsübertretungswarnung können in brenzlichen oder alltäglichen Fahrsituationen unterstützen.

Der Ora 07 schafft bis zu 520 Kilometer

Der Ora 07 kommt in drei Ausstattungslinien, die alle vollelektrisch angetrieben sind. Dabei hat der Kunde die Wahl zwischen zwei Batteriegrößen sowie Front- und Allradantrieb. Die beiden Einstiegsversionen Pure und Pro sind mit einer 64-kWh-LFP-Batterie ausgestattet, der Frontmotor leistet 204 PS bei 340 Nm und treibt die Vorderräder an. Die Reichweite beträgt 440 Kilometer nach WLTP.

Darüber rangiert der GT mit zwei Motoren und Allradantrieb, 408 PS Systemleistung, 680 Nm und der größeren 83-kWh-NMC-Batterie. Daher erhöht sich die Reichweite auf 520 Kilometer. Der GT beschleunigt in 4,5 Sekunden auf 100 km/h.

Optisch unterscheidet sich der GT von außen nur durch größere 19-statt 18-Zoll-Räder, ein anderes Felgendesign und rot lackierte Bremssättel. Innen ist er an einem zusätzlichen roten Knopf am Lenkrad für einen weiteren Fahrmodus (Sport Plus) erkennbar. Die Top-Variante gibt es ab 53.490 Euro. Die bereits gut ausgestattete Basisversion Pure startet dagegen bereits bei 41.990 Euro, darüber rangiert der Pro für 44.490 Euro. Darin unter anderem zusätzlich enthalten: der elektrische Heckflügel, ein Head-up-Display, Premium-Sound-System, belüftbare Sitze mit Massagefunktion, Wärmepumpe und elektrisch angetriebene Kofferraumklappe.

Der GWM Ora 07 im Fahrbericht

Zuerst steigen wir in den GT ein und drehen eine Runde rund um Mainz. Der Blick fällt auf die kurze, flache Fronthaube zwischen den beiden Kotflügel-Tuben, unter dem Head-up-Display zeigen drei separat nebeneinander positionierte und teilweise etwas klein beschriftete, runde Digitalinstrumente die wichtigsten Fahrinfos an. Durch die Stadt rollt der konventionell gedämpfte GT weder besonders sanft noch ruppig über Kanaldeckel und Teerflicken, der rigide eingreifende Notfall-Spurhalter und der nervig bimmelnde Tempolimit-Warner lassen sich über das Infotainment-Menü abschalten, es braucht dazu jedoch einige Schritte. Das Interieur wirkt sorgfältig verarbeitet, die Materialien durchaus hochwertig, wenn auch nicht in allen Bereichen. Über einen der drei Drehregler auf der hoch aufragenden Mittelkonsole lassen sich die verschiedenen Fahrmodi einstellen, doch nur im Komfort-Modus setzt keine deutliche Verzögerung durchs Rekuperieren ein, wenn der Fahrer den Fuß vom Fahrpedal nimmt.

Aber wir wollen ja genau das Gegenteil erleben und ausprobieren, ob sich der GT nach 408 PS, 680 Nm und den versprochenen 4,5 Sekunden von Null auf 100 km/h anfühlt. Deshalb: Abbiegen Richtung Autobahn, Sport Plus mit der roten Taste am Multifunktionslenkrad aktivieren und auf der Beschleunigungsspur – genau – voll beschleunigen. Ansatzlos macht der 07 einen Satz nach vorn und drückt die Insassen in die Sitze. Ob der Ora die Werksangabe erfüllt, kann nur ein späterer Test zeigen, subjektiv lässt die Wucht, mit der er nach vorn drückt, kaum Zweifel aufkommen. Bleibt der rechte Fuß bei freier und unbegrenzter weiter auf dem Pedal, ist jedoch schon bei 180 km/h Schluss – mehr lässt GWM nicht zu. Zu wenig? Für einen Grand Tourismo nicht unbedingt, für einen Performance GT möglicherweise schon.

Doch der 07 GT fühlt sich auf der Autobahn ohnehin wohler als auf engen kurvenreichen Strecken. Das liegt vorwiegend an der Lenkung, bei der sich zwar das Handmoment verändern lässt, nicht aber die Rückmeldung von den Vorderrädern, das Lenkgefühl ist eher synthetisch-distanziert. Dafür gefällt die Feder-Dämpfer-Abstimmung, Fahrbahnschäden sind zwar spürbar, aber sie dringen kaum störend bis zu den Passagieren durch. Trotzdem eignet sich der GT nur bedingt für die lange Reise, denn an Schnellladesäulen lädt der große Akku nur langsam. Mit einer Peakleistung von lediglich 88 kW dauert es laut GWM rund 43 Minuten, bis der 86-kWh-Akku ausgehend von zehn Prozent wieder 80 Prozent seiner Gesamtkapazität nachgeladen hat. Ladeleistung an der AC-Wallbox: 11 kW.

Umstieg in den Ora 07 Pro. Laut Hersteller unterscheiden sich Bremse und Fahrwerk nicht vom GT, auch mit Frontantrieb stecken die hier 18 Zoll großen Räder auf einer Mehrlenker-Hinterachse. Natürlich fehlt der einmotorigen Limousine mit 204 PS beim Sprint die Vehemenz des GT, doch glaubhafte 8,2 Sekunden bis Tempo 100 sind keineswegs langsam, und 340 Nm reichen aus, um die Traktion der Vorderräder beim Beschleunigen in Kurven an ihre Grenzen zu bringen. Außerdem bringt der schwächere 07 mit der kleineren Batterie auch 145 Kilogramm weniger auf die Waage als der GT, wiegt aber trotzdem noch 2.065 kg. Das Mindergewicht gereicht ihm aber nicht nur zum Vorteil, denn auf der Autobahn federt er nicht so ausgewogen wie die Topversion. Abgeriegelt wird hier schon bei 170 km/h, während der Ora 07 Pro an der CCS-Ladesäule auch nur mit maximal 88 kW lädt.

Viel Platz, aber Kompromisse im Fond

Eher langstreckentauglich: die Sitze. Sie sind bequem, bieten aber einen nur durchschnittlichen Seitenhalt. Als großer Fahrer würde man sich eine etwas längere Beinauflage wünschen. Über der Frisur gibt es unter dem serienmäßigen Panorama-Glasdach ohne Öffnungsfunktion viel Luft. Im Fond kommt man, trotz der recht flach montierten Bank, mit 1,92 Metern Körpergröße damit aber leicht in Kontakt, hinterlässt Spuren vom Haar-Styling-Produkt. Bei Fondpassagieren bis 1,80 Metern sollte dies zu verhindern sein, sofern es sich nicht um Sitzriesen mit langem Oberkörper handelt. Ein Vorteil des kleinen Kofferraumdeckels anstelle einer großen Klappe: Die Scharniere liegen hinter der Fondlehne, benötigen also einen Bauraum in der abfallenden Dachlinie. Nachteil: In den Kofferraum passen nur magere 333 Liter. Vorderer Gepäckraum? Fehlanzeige. So ist es immerhin kaum möglich, den 07 zu überladen, obwohl die Zuladung nur 425 kg beträgt – nicht viel für einen ausgewachsenen Fünfsitzer.

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Fazit

Die rein elektrische Fließheck-Limousine bringt serienmäßig viel Ausstattung mit. Darunter ein Panorama-Glasdach, beheizbares Lenkrad, Massagesitze vorn oder einen vollautomatischen Parkassistenten. Je nach Batteriegröße fährt der ORA 07 zwischen 440 und 520 Kilometer weit. Die Leistung variiert je nach Modell zwischen 204 und 408 PS. Auch das Topmodell Ora 07 GT ist eher eine komfortorientierte Reiselimousine als ein Sportler für die schnelle Runde. Dazu passt allerdings nicht die geringe Ladeleistung. Antrieb, Fahrwerk und Verarbeitung hinterlassen hingegen einen guten ersten Eindruck.