MG, britischer Autohersteller unter chinesischer Führung, legt seinen populären Kompaktklasse-SUV HS neu auf. Na, dann schauen wir mal, was der SUV mit dem 170-PS-Benziner kann und was nicht.
So fährt der MG HS
Mit dem Vorgänger hat der neue MG HS optisch nur noch wenig zu tun. Und technisch? Für Vortrieb sorgt weiterhin der bekannte 1,5-Liter-Vierzylinder, den MG beim Testwagen an ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe koppelt. Der Vierzylinder ist akustisch stets präsent und auf die Wachsamkeit des Doppelkupplungsgetriebes angewiesen, das zwar ruckfrei dafür aber häufig durch die Gänge springt.
Mit seinen 170 PS und maximal 275 Newtonmeter Drehmoment geht der Turbo-Benziner engagiert vorwärts. Laut MG liegt die 0-100-km/h-Spurtzeit bei 9,4 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit bei 194 km/h. Zumindest subjektiv sollte sich die Spurtzeit locker unterbieten lassen. Denn beim Anfahren, Abbiegen und zügigen Beschleunigen ringen die Vorderräder ständig um Halt. Ja, da muss der Fahrer eben gefühlvoll auf das Gaspedal treten, das sollte dann auch dem Verbrauch helfen. Gesagt, getan. Dennoch meldet der Bordcomputer am Ende Verbräuche zwischen acht und neun Liter pro 100 km – nicht gerade sparsam.
Überhaupt geht es der MG-Pilot lieber entspannt an: Die Lenkung agiert indirekt und vermittelt kaum Fahrbahnkontakt. Auf schlechten Fahrbahnbelägen gerät die Karosserie zudem schnell in Wallung und das Fahrwerk verarbeitet Unebenheiten wenig souverän. Unsicher wirkt hochbeinige SUV zwar keinesfalls, dennoch etwas Fahrwerks-Feintuning würde dem HS guttun.
Noch nicht ganz up to date
Doch Fahrwerk und Antrieb sind nicht die einzige Baustelle. Der HS begrüßt den Fahrer mit dem Lenkrad, das wir schon aus dem MG4 kennen. Dementsprechend einfach lässt sich beispielsweise die Geschwindigkeitsregelanlage feinjustieren. Allerdings regelt der Adaptiv-Tempomat Abstände nicht gerade feinfühlig. Zudem überholt der MG den Verkehr auf der rechten Seite, wenn der Fahrer ihn nicht rechtzeitig einbremst.
Der HS bietet zwar zahlreiche Assistenzsysteme, jedoch schaltet der Fahrer Teile davon recht schnell freiwillig wieder ab. Warum? Der SUV weist einen oft und gerne durch verschiedenste Pieptöne auf vermeintliche Gefahren hin – die gar nicht vorhanden sind.
Das Abschalten und noch vieles – also wirklich vieles mehr – erledigt man natürlich über den Touchscreen. Der reagiert erfreulich flink auf Befingern, gliedert sich recht übersichtlich, taucht aber auch in die eine oder andere Menü-Untiefe ab. So muss man selbst Kleinigkeiten, wie die Öffnungsfunktion der elektrischen Kofferraumklappe, in einem Untermenü suchen.
Auch die Spracherkennung findet Navigationsziele nicht immer auf Anhieb und der Navigationsbildschirm friert bei der Testfahrt immer wieder kurzfristig ein. Softwarefehler, die bei den Serienmodellen hoffentlich nicht mehr auftreten.
Look wird dynamischer
Beim Generationswechsel bekommt der neue HS nicht nur einen dynamischeren Look, er bietet auch mehr Platz. Im Vergleich zum Vorgängermodell ist der neue MG HS mit 1.890 Millimetern 14 Millimeter breiter und mit 4.655 Millimetern (4.670 Millimeter für PHEV-Modelle) 45 Millimeter länger. Die Höhe wurde für dynamischere Proportionen um etwa 30 Millimeter reduziert. In die gleiche Kerbe schlägt der um 45 auf 2.765 Millimeter verlängerte Radstand, der nebenbei auch für einen geräumigeren Innenraum sorgt.
Der große Kühlergrill mit den flankierenden Lufteinlässen setzt die MG-Designsprache der neuesten Generation fort, wie sie erstmals beim neuen MG3 zu sehen war, während neue, schlankere Scheinwerfer dem SUV einen Hauch Techno-Look verleihen. Sie werden verbunden durch eine zentrale schwarze Platte, welche die Breite des neuen Autos betont. Am Heck sind die LED-Rückleuchten, die das Design der Scheinwerfer aufgreifen, durch ein zentrales Motiv verbunden, während eine X-Form nachts eine erkennbare Lichtsignatur einführt. Insgesamt wirkt der MG HS wie ein Zwilling zum in China bereits vorgestellten Roewe RX5. Roewe gehört wie MG ebenfalls zum Autokonzern SAIC.
Neue Displays im Cockpit
Die neue Cockpit-Landschaft im HS wertet MG mit zwei 12,3-Zoll-HD-Displays auf. Das zentrale Display ist dem Infotainment mit Live-Navigationsdiensten gewidmet, Smartphones werden über Android Auto und Apple Carplay eingebunden. Trophy-Modelle profitieren außerdem serienmäßig von einer neuen 360°-Rundumsichtkamera und kabellosem Smartphone-Laden. Das digitale Kombiinstrument lässt sich in seinen Anzeigen vielfach konfektionieren. Darüber hinaus hat MG dem HS ein neues Dreispeichen-Lenkrad verpasst sowie die Schalter anders arrangiert. Neue Oberflächenmaterialien sollen auf das Konto Wertigkeit einzahlen. Tatsächlich wirkt der Innenraum des HS auf den ersten Blick wie es der Beiname Luxury vermuten lässt. Selbst teurere Konkurrenten muten nicht hochwertiger an.
Mit dem verlängerten Radstand wächst das Kofferraumvolumen um 44 auf 507 Liter. Die Heckklappe öffnet beim Luxury-Modell elektrisch und gibt einen großzügigen Kofferraumausschnitt frei. Unter dem Ladeboden verbergen sich Fächer für Kleinkram und die Rücksitzlehne klappt im Verhältnis 60 zu 40 um. Dabei steigt die Ladefläche leicht an und birgt eine kleine Stufe.
Kleinutensilien nehmen über den Innenraum verteilte Ablagen auf. Der Einstieg in den Fond gelingt leicht. Außerdem ist der HS-Fond äußerst großzügig geschnitten. Zwar ist die Beinauflage etwas kurz, dafür der Platz für die Füße und den Kopf umso großzügiger.
Zum serienmäßigen Assistenz-Paket zählen unter anderem ein aktiver Notbremsassistent mit Fußgänger- und Fahrraderkennung, ein Spurhalteassistent mit Spurverlassens-Warnsystem, Totwinkel-Erkennung mit Spurwechselassistent, Fahreraufmerksamkeitswarnung, Vorwärtskollisionswarnung, Querverkehrswarnung hinten und eine Tür-Offen-Warnung. Modelle mit Doppelkupplungsgetriebe bringen zusätzlich einen adaptiven Tempomat sowie einen Stauassistenten und einen intelligenten Speedlimiter mit.
Bis zu 103 km E-Reichweite
Der neue MG HS setzt auf reine Benzinmotoren sowie einen PHEV-Antriebsstrang. Letzterer kombiniert einen 1,5-Liter-Benziner mit einer Leistung von 142 PS mit einem 154 kW starken Elektromotor. Die 24,7 kWh große Batterie bietet eine rein elektrische Reichweite von 103 Kilometern (WLTP). Die Spurtzeit auf 100 km/h geben die Briten mit 6,8 Sekunden an.
Wer dem reinen Verbrenner die Treue halten möchte, kann zum 1,5-Liter-Turbobenziner greifen. Der stellt 169 PS sowie ein maximales Drehmoment von 269 Nm bereit. Hier liegt die Spurtzeit bei 9,4 Sekunden. Geschaltet wird wahlweise manuell durch sechs Gänge oder gegen Aufpreis mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Eine Vollhybrid-Version soll später das Angebot ergänzen. Eine reine Elektrovariante ist bislang nicht in Sicht.
Der aktuelle MG HS wurde 2018 vorgestellt und 2020 mit einem Facelift aufgefrischt. Zu haben war er bislang mit einem 162 PS starken 1,5-Liter-Turbobenziner und einem 258 PS starken PHEV-Antrieb.
Marktstart und Preise
In Deutschland startet der neue MG HS als Verbrenner ab 27.990 Euro in der Ausstattungslinie Comfort bereits im September. Für einen Aufpreis von 2.000 Euro gibt es statt des Sechsgang-Schalters ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Ebenfalls 2.000 Euro kostet die Ausstattungslinie Luxury, die sich für weitere 1.000 Euro extra mit braunem Interieur aufwerten lässt. Metallic-Lacke kosten 650 Euro. Die teurere PHEV-Version folgt im Herbst.