Motorsport-Fans dürften beim Gedanken an Imola gemischte Gefühle ereilen. Einerseits ist die Rennstrecke in der Emilia-Romagna selektiv und anspruchsvoll und wurden darauf ebenso legendäre wie spannende Rennen ausgetragen. Andererseits starben an einem unglückseligen Frühlingswochenende 1994 die Formel 1-Fahrer Roland Ratzenberger und Ayrton Senna auf der hügeligen, fünf Kilometer langen Rennstrecke. Doch nun tritt die Sportwagenschmiede Pagani an, um den Ort in Oberitalien wieder positiver zu besetzen.
Pagani: „Effizient, nicht elegant“
Beim Imola handelt es sich um einen zugespitzten Huayra, dem Pagani ein „ganz und gar rennsportliches Temperament“ eingeimpft haben will. Er verfügt über ein Monocoque, das aus auf Karbon und Titan basierenden Verbundwerkstoffen besteht und sich vorne und hinten über Hilfsrahmen aus Stahlrohren spannt. Das hilft, das Trockengewicht des 4,85 Meter langen, 1,27 Meter hohen und 2,04 Meter breiten Imola (bei einem Radstand von 2,80 Meter) auf 1.246 Kilogramm zu drücken. Übrigens genau wie die neue Lackier-Technik namens Acquarello Light, die allein fünf Kilogramm Gewichtseinsparung gebracht haben soll.
Optisch ist die Verwandtschaft vor allem vorne sichtbar, wo der Imola dieselbe insektenhaftige Aggressivität ausstrahlt wie der Huayra. Seitlich betrachtet geriet das Design dagegen etwas unruhiger, was vor allem an den Luftleit- und -einlasselementen im Schwellerbereich liegt. Horacio Pagani gibt das auch unumwunden zu: „Wir können nicht sagen, dass es ein elegantes Auto ist“, sagt der Firmengründer und Chefdesigner. „Wir wollten ein effizientes Fahrzeug, und das hat uns das dazu veranlasst, ein Auto mit zusätzlichen aerodynamischen Merkmalen zu entwerfen.“
Pagani Imola mit aktiver Aerodynamik
Der Imola zeigt gestalterische Parallelen zum lange erwarteten Straßen-Sportwagen mit Formel 1-Antrieb, auch bekannt als AMG One. Das liegt an der dachseitig installierten Lufthutze genauso wie an der daran anschließenden Aerodynamikhilfe, die sich bis zum üppig dimensionierten Heckflügel erstreckt. Huayra-typisch sind die beiden Heckleuchten-Trios auf jeder Seite und das weit oben ins Zentrum gerückte Quartett der Abgas-Endrohre. Viel extremer ist beim Imola dagegen der Diffusor ausgeführt. Generell arbeitet die Aerodynamik aktiv mit, und zwar mit vier beweglichen Winglets, die sich je nach Fahrsituation stärker oder schwächer gegen den Fahrtwind stemmen.
In Sachen Bodenfreiheit hat Pagani das Limit jedoch nicht ausgeschöpft, weil der Imola eine Straßenzulassung erhält: „Vergessen Sie nicht, dass die öffentlichen Straßen sehr uneben sind und in wenigen Augenblicken zu einem Verlust von mehreren hundert Kilogramm Abtrieb führen können“, sagt Horacio Pagani.
AMG-V12 mit mächtig Kraft
Dabei ist jedes Kilogramm an Downforce herzlich willkommen, schließlich muss der Hinterwagen eine ungeheure Kraft auf den Boden übertragen. 838 PS und maximal 1.100 Newtonmeter liefert der traditionell von AMG zugelieferte und doppelt per Turbo aufgeladene Sechsliter-V12 mit 60 Grad Bankwinkel. Pagani verblockt den Motor mit einer Siebengang-Automatik von Xtrac samt elektromechanischem Differenzial. Hinzu kommen eine elektronisch gesteuerte Differenzialsperre und ein Dreischeiben-Kupplungssystem.
Das Imola-Fahrwerk arbeitet mit unabhängigen Doppel-Querlenkern, Spiralfedern und elektronisch gesteuerten Dämpfern, die miteinander vernetzt sind. Deren Daten laufen in einer Zentraleinheit zusammen, die auch die Motor-, Differenzial- und Schaltfunktionen kommandiert. Die vorne 20 und hinten 21 Zoll großen Felgen sind mit Pirelli Trofeo R-Semislick-Reifen in der Dimension 265/30 R20 vorne und 355/25 R21 hinten ummantelt. Hinter den Rädern arbeiten die feinsten Stopper, die Zulieferer Brembo im Portfolio und mit einem verbesserten Kühlsystem ausgestattet hat. Und zwar an der Vorderachse mit 398 Millimeter großen Scheiben und Sechskolben-Sätteln sowie hinten mit 380er Scheiben samt Vierkolben-Zangen.
Fünf Autos zu je fünf Millionen Euro netto
Abgestimmt wurde der Pagani Imola auf der gleichnamigen, eingangs erwähnten Rennstrecke; allein dort soll er mehr als 16.000 Kilometer im heißen Tempo absolviert haben. In den Entwicklungsprozess waren übrigens auch die Kunden eingebunden. Von denen gibt es genau fünf, was angesichts der exakt in dieser Anzahl geplanten Kleinserie bedeutet: ausverkauft. Jeder dieser Menschen hat fünf Millionen Euro plus länderspezifischer Mehrwertsteuer für den Imola bezahlt. Sollte ein deutscher Käufer dabei sein, überweist er demnach schlappe 5,95 Millionen Euro nach San Cesario Sul Panaro.
Fazit
Der Imola ist sicher nicht der schönste, aber wahrscheinlich der schnellste jemals gebaute Pagani. Zudem soll er einfach zu fahren sein, was dem Firmenchef zufolge einer der Kunden nach ein paar Testrunden in Imola als Feedback zurückgab. Obendrein sind wir uns ziemlich sicher, dass Ayrton Senna dieses Auto geliebt hätte, weshalb der Name sehr gut passt.