Die Markteinführung des 911 GT3 RS ist auch noch nicht allzu lange her, hallt seit unserem ersten Test allerdings trotz Ottopartikelfilter noch wohlklingend nach. Jetzt gibt es neues Futter für Fans der Zuffenhausener GT-Sportwagen. Sie trägt einen opulenten Flügel, reißt mit 510 PS erstmals die 500er-Marke und soll – laut Porsche – ein Prozent schnellere Rundenzeiten gewährleisten. Der Name, klar: 911 GT3 Cup – der Rennwagen der neuen Baureihe 992.
8.750 Umdrehungen
Das Cup-Modell basiert auf der Straßenversion GT3, und wird vorrangig beim Porsche Carrera Cup und im Supercup eingesetzt. 1998 präsentierten die Zuffenhausener den ersten GT3 Cup, damals auf Basis der Baureihe 996 und mit 360 PS. Seither hat sich der Rennwagen bis zum 991 mit 485 PS vorgearbeitet. Um 25 Pferde hat Porsche nun aufgestockt. Bei 8.400 Umdrehungen liegt die maximale Leistung an, bis 8.750 Touren dreht der wassergekühlte Vierliter-Sechszylinder-Boxer im Heck. Die Portionierung des Vortriebs übernimmt ein Sechsgang-Klauengetriebe, das per Wippen am Lenkrad bedient wird.
Dieser Power soll der Cup-Elfer auch optisch gerecht werden. An der Hinterachse schwillt die Breite im Vergleich zum Vorgänger um 28 Millimeter auf 1.902 Millimeter an. Das bietet Platz für zusätzliche Lüftungsöffnungen an den hinteren Kotflügeln. Vorne kommt der GT3 Cup sogar auf 1.920 Millimeter Breite. Die Doppelquerlenkerachse vorne und die Mehrlenkerachse hinten lassen sich in Höhe, Sturz und Spur frei einstellen. Robuste Rennsport-Gelenkwellen (hinten) sollen die Haltbarkeit erhöhen. Vorne kommen die spielfreien Uniball-Lager aus dem RSR zum Einsatz.
Mehr Gewicht trotz mehr Alu
Unübersehbar verrät der üppige Flügel am Heck, dass die Ingenieure auch das eine oder andere Auge auf die Aerodynamik geworfen haben. Die elffach verstellbare Schwanenhalsaufhängung des Flügels sorgt zusammen mit Heckbürzel, Bugspoilerlippe und gezielt gesetzten Abrisskanten für mehr aerodynamischen Abtrieb und eine stabilere Fahrt in schnellen Kurven.
Neben mehr Leistung und mehr Abtrieb gibt es auch mehr Gewicht – war auf den ersten Blick kurios scheint, denn: Während die Karosserie des Vorgängermodells zu 70 Prozent aus Stahl und zu 30 Prozent aus Aluminium bestanden hatte, verkehrt die neue Generation dieses Verhältnis ins Gegenteil. Dass am Ende mit 1.260 Kilo nun doch 70 Pfund Mehrgewicht auf der Waage stehen, rechtfertigt Porsche mit dem Einbau zusätzlicher Streben in der erweiterten Sicherheitszelle. Alle Scheiben bestehen aus Polycarbonat, Türen, Heckflügel und Motorabdeckung aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen. Zudem sind einige Hydraulik-Bauteile aus dem Auto geflogen, denn anders als sein Vorgänger, verfügt der neue 911 GT3 Cup über eine elektro-mechanische Servolenkung.
919-Bedienteil im Cockpit
Im spartanischen Cockpit geht es so bequem zu, wie das in einem Rennwagen eben möglich ist. Der Sitz lässt sich zweifach in der Höhe verstellen, und soll so in Kombination mit der auf zwei Achsen anpassbaren Lenkradposition für die meisten Fahrer-Staturen passen. Das Kohlefaser-Volant, eine Weiterentwicklung aus dem 911 GT3 R, verfügt über beleuchtete Tasten und wird auf der rechten Seite vom Rubber Switch Panel (RSP) flankiert. Einem Bedienelement, das aus dem 919 Hybrid stammt.
Für die Darstellung der Instrumente sorgt ein 10,3 Zoll großer Monitor hinter dem oben offenen Lenkrad. Er zeigt neben Motordrehzahl, eingelegtem Gang und etwaigen Fehlermeldungen auch die Temperaturen von Öl und Wasser. Das gesamte System bietet den Teams mehr als 700 Diagnose-Möglichkeiten zur Auswertung des Rennbetriebs.
200.000-Euro-Marke geknackt
Offizielle Preisangaben lässt Porsche noch nicht raus. Ziemlich sicher dürfte aber sein, dass der weltweit meistverkaufte Rennwagen die 200.000-Euro-Marke durchbricht. Schaut man auf den Modellwechsel zur Generation 992, dann liegen die neuen Modelle durch die Bank um rund 11.000 Euro über den Vorgängern. Der GT3 Cup kostete bislang rund 190.000 Euro (zuzüglich Steuern). Die Auslieferung des neuen 911 GT3 Cup beginnt im Februar 2021.
Fazit
Dem Bestehen des Erfolges dürfte mit dem Generationswechsel kein Hindernis in den Weg gelegt werden. Da der Renn-Elfer tatsächlich mehr als 500 PS leistet, dürften die Kunden auch den vermutlich gesteigerten Kaufpreis wohlwollend als nachrangig betrachten.