Mit dem Sonderwunsch-Programm erfüllt Porsche auch außergewöhnliche Kundenwünsche. So auch den des italienischen Designers Luca Trazzi, der von einem Porsche 911 Speedster träumte – allerdings auf Basis der Baureihe 993, von der Porsche abgesehen von zwei Einzelstücken, sowie deutlich später einem im Rahmen einer Werksrestaurierung umgebautem Exemplar keinen Speedster im regulären Modellprogramm hatte.
993 Speedster fehlte in der Sammlung
Trazzi, Porsche-Enthusiast und erfolgreiche Designer aus Mailand, vermisste in seiner Speedster-Sammlung einen 911 Speedster der Generation 993 – also ließ er sich diesen von Porsche bauen. Zusammen mit den Experten des Sonderwunsch-Teams von Porsche entwickelte Trazzi auf Basis eines 911 Carrera Cabrios (Typ 993), Baujahr 1994, seinen Traumwagen. Die Umsetzung dauerte mehr als drei Jahre. Trazzi hatte seine Wünsche selbst skizziert, für Porsche war das Projekt mit einem enormen Änderungsumfang das erste Werksunikat für einen Endkunden. Die gelbe Lackierung des Speedster wurde ebenfalls speziell für dieses Projekt angemischt – sie heißt nach dem Hund von Trazzi "Ottoyellow".
Zum typischen Speedster machen den 993 die gekappte Frontscheibe mit schwarzem Rahmen sowie die neue Heckabdeckung mit ihren konkaven und konvexen Formen. Schwarze kegelförmige Außenspiegel im klassischen Design von Sportwagen aus den 1960er-Jahren sowie das Vier-Punkt-Tagfahrlicht moderner Porsche-Modelle sind weitere markante Merkmale des Exterieurs. Die Karosserielinie der Heckabdeckung wurde von Luca Trazzi völlig neu gestaltet. Die 18 Zoll großen Leichtmetallräder im Turbo-Design sind schwarz lackiert, die Fineline in Gelb bildet dazu einen Kontrast. Ebenfalls schwarz zeigen sich die Steinschlagschutz-Folien vor den Hinterrädern. Sie korrespondieren mit den ebenfalls schwarzen Türgriffen sowie den Lufteinlässen im Bugspoiler. Um den Auftritt des Werksunikats sportlicher zu gestalten, haben die Sonderwunsch-Experten den Bugspoiler, die Seitenschweller sowie die hinteren Kotflügel des 911 Turbo (Typ 993) adaptiert. Blinker, Heckleuchten und Leuchtenband sind optisch neu interpretiert worden.
Eigenes Farbkonzept – auch innen
Schwarz und gelb dominieren auch das Lederinterieur. Die Sitzmittelbahnen tragen einen Streifen mit gelben und schwarzen Karos, die Ziernähte sind gelb ausgeführt. Dasselbe Muster tragen der vordere, mit Leder ausgekleidete Kofferraum, das Car Cover sowie eine zum Auto passende Touring Bag. Ein eingestickter Speedster-Schriftzug ziert die Kopfstützen. Carbon-Elemente an Instrumententafel, Mittelkonsole und Handbrems- sowie Schalthebel individualisieren den Innenraum weiter. Ebenfalls aus Carbon geformt sind die Sitzrückseiten sowie die beleuchteten Einstiegsleisten mit individuellem Schriftzug.
In die Armaturentafel eingepasst wurde ein modernes Infotainmentsystem mit individualisierter Startgrafik. Die Fensterheberschalter veredeln kleine Speedster-Grafiken. Und wenn bis hierher immer noch nicht klar ist, dass es sich beim Speedster um ein Unikat handelt, dem signalisiert eine One-off-Plakette auf der Armaturentafel den Sonderstatus.
Auch unter dem modifizierten Blechkleid wurde nachgelegt. Motor, Fahrwerk, Lenkung und Bremsen ließ Trazzi aus dem 911 Carrera RS (Typ 993) umbauen. Den Speedster befeuert so jetzt ein luftgekühlter 3,8-Liter-Boxer mit 300 PS.
Bislang nur zwei 993 Speedster
Vom 911 Carrera Speedster auf Basis der 993-Generation existierten bislang exakt zwei Exemplare. Das Erste hat die Exclusive-Abteilung 1995 eigens für Ferdinand Alexander Porsche entwickelt. Es ist grün, besitzt 17-Zoll-Leichtmetallräder sowie ein Tiptronic-Getriebe und basiert auf der Carrera-Karosserie. Dieses Exemplar fand seinen Weg als Leihgabe der Familie zurück ins werkseigene Museum. Ein zweiter 911 Speedster (Typ 993) wurde 2001 für den US-Comedian Jerry Seinfeld auf Basis eines der letzten 993 Cabrios von 1998 gebaut. Der Sitcom-Star erhielt einen silbernen Speedster als turbobreites 4S-Modell mit 18-Zoll-Rädern.
Über Luca Trazzi
Luca Trazzi, Architekt und Industriedesigner, wurde 1962 in Verona geboren. Bereits in jungen Jahren mit dem Carlo-Scarpa-Preis ausgezeichnet, arbeitete er fünfzehn Jahre lang an der Seite von Aldo Rossi, mit dem er eng zusammenarbeitete und dessen Assistent er war. Heute arbeitet er in Mailand und China. Er ist außerdem einer der Gründer von designboom.com und entwirft für die renommiertesten internationalen Marken.