Mit ihren 964-Restaurierungen im Stil der F-Modell-911 der frühen 1970er Jahre hat Singer Trends gesetzt. Nun gehen die Kalifornier den nächsten Schritt. Diesmal ist der 930 Turbo das Vorbild. Für Firmengründer Rob Dickinson ein Herzensanliegen: "Meine erste Fahrt in einem 911 als Elfjähriger machte mich sprachlos; es war ein schwarzer 930 Turbo mit roten Sitzen. Unsere Studie ist eine Ehrerbietung an ein Auto, das mein Leben verändert hat", sagt der 56-jährige Brite.
Inzwischen sind aus der ersten Studie fertige Entwürfe geworden und damit gehen gute Neuigkeiten für solvente 964-Besitzer einher. Wer sich für einen Umbau bei Singer entscheidet, hat die Wahl zwischen Coupé, Cabrio, Targa und Flachbau. Wobei – so ganz stimmt das nicht, denn was den Flachbau (engl. Slantnose) betrifft, sind alle 25 Produktionsslots bereits vergeben. Bleiben trotzdem noch drei Karosserievarianten übrig. Immerhin.
Wie auch die anderen Restaurierungen der Firma, basiert der neue Turbo auf der zwischen 1988 und 1993 gebauten 964-Baureihe, das Design orientiert sich allerdings am 1974 vorgestellten 911 Turbo, intern 930 genannt. Der 911 mit dem aufgeladenen Dreiliter-Boxer im Heck, erst mit 260, später mit 300 PS, war der erste aufgeladene Straßensportwagen von Porsche und eines der ersten Autos mit Abgasturbolader – der erste Supersportler der Marke. Bis heute ist der Turbo so identitätsstiftend, dass sogar die kräftigsten Taycan-Modelle das Wörtchen "Turbo" in der Modellbezeichnung tragen, obwohl sie als Elektroautos gar keine Turbolader besitzen.
Output nach oben offen
Der Singer-Turbo zeigt Design-Zitate wie die berühmten Faltenbalg-Stoßfänger, die schwarzen Blenden an den hinteren Radläufen und natürlich die breiten Turbobacken über den Hinterrädern sowie den Turboflügel, im Amerikanischen Whale Tail (Walschwanz) genannt. Sogar die Proportionen passen, schließlich unterscheiden sich die Rohkarosse der zwischen 1973 und 1989 gebauten 911-Modelle nur wenig vom späteren 964. Ansonsten hat die Karosserie des Singer-Turbo nicht mehr viel mit jener des Originals gemeinsam. Sie besteht aus ebenso leichter wie hochfester Kohlefaser, das Design wurde in vielen Details nachgeschärft.
Das gilt ebenso für das Interieur, die Sitze, die Instrumente und die Ausstattung erinnern an das große Vorbild aus den 1970ern, ohne es plump zu imitieren. Der Antrieb basiert auf dem 3,6-Liter-Boxer des 964, normalerweise ohne Aufladung 250 PS stark. Hier wurde der Hubraum auf 3,8 Liter erweitert, die Leistung auf mindestens 450 PS gesteigert – wobei die Grenzen in puncto Output nach oben recht flexibel sind. 517 PS (510 HP) haben sich bei der Mehrheit der Kunden als die Leistungsstufe der Wahl erwiesen. Der luftgekühlte Boxer wird von zwei Turbos mit variabler Turbinengeometrie beatmet, ein elektrisches Überdruckventil regelt den Ladedruck. Als Ladelufkühler kommen Luft-Wasser-Wärmetauscher zum Einsatz. Traktionskontrolle und ESP stammen von Bosch, die Bereifung von Michelin (Pilot Sport 4S).
Für die Kraftübertragung sorgt ein optimiertes Schaltgetriebe aus dem Porsche 993. Dabei kann der Kunde zwischen Hinterrad- und Allradantrieb wählen, je nach Einsatzzweck und persönlicher Vorliebe. Auch die Innenausstattung lässt sich nach Kundenwunsch individualisieren, bei der Studie kommt sie mit elektrisch verstellbaren und beheizbaren Sitzen, Schiebedach, Klimaanlage, Holzakzenten oder nostalgisch gestalteten Instrumenten samt Ladedruckanzeige. Zu den Preisen macht Singer traditionell keine Angaben, die sind ohnehin sehr von den individuellen Kundenwünschen abhängig. Trotzdem ist es kein Geheimnis, dass der Kaufpreis des Basisfahrzeugs dabei einen der kleineren Posten darstellt. Wer den Singer Turbo übrigens live sehen will, hat in Pebble Beach (USA) bei der Monterey Car Week Gelegenheit dazu.
Fazit
70 Vorbestellungen gab es direkt nach der Premiere der ersten Studie des Singer Turbo. Mittlerweile ist der Umbau auskonzipiert. Kunden können sich ihren 964 im Turbo-Look als Cabrio, Coupé oder Targa bestellen. Nur die Flachbau-Variante ist längst ausverkauft. Lediglich 25 Produktionsslots hatte Singer Vehicle Design dafür im Angebot.