Škoda gehört hierzulande seit Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Importmarken – weltweit starteten die Tschechen allerdings erst mit dem SUV Kodiaq so richtig durch. Seit 2016 eroberte der 4,70 Meter lange SUV mehr als 60 Märkte und verkaufte sich dabei knapp 842.000-mal. Für 2024 stellt Škoda die zweite Generation des Marken-Flaggschiffs vor. Diese soll größer, edler und nachhaltiger sein – auch dank der neuesten Zutaten aus dem MQB-Regal von Volkswagen.
Erste Fahreindrücke vom neuen Skoda Kodiaq
Schon nach den ersten Metern im neuen Kodiaq nicken wir wohlwollend. Denn bei der Neuauflage sind sie nicht in die verlockende Falle getappt, das Fahrwerk unbeholfen zu verhärten. Nein, im Gegenteil. Insbesondere mit dem weiter entwickelten Adaptiv-Fahrwerk DCC Plus federt und dämpft der Kodiaq der zweiten Generation je nach Fahrmodus bemerkenswert geschmeidig, wogend oder auch ganz normal. Damit zählt er auf den ersten Blick zu den komfortabelsten SUV, die in der Preisklasse aktuell beim Händler stehen. Und selbst ohne adaptive Dämpfer passt der Federungskomfort. Ansonsten ist der Skoda trotz seiner präzisen Lenkung kein Dynamiker. Kurven nimmt er lieber gelassen, meldet früh, dass die Vorderachse an ihre Grenzen kommt und reglementiert zur Not feinfühlig ein.
Unterstützt wird dieses Fahrgefühl durch eine gute Rundumsicht, bequeme und kräftig ausgeformte Sitze (nur Sportline) mit ausziehbarer Beinauflage und einem feinen Interieur. Alcantara auf Dashboard, Armauflagen, Mittelkonsole samt Stichnähten – ja, das ist absolut sehenswert.
Etwas Umgewöhnung erfordert dafür die bislang konservative Bedienung. Der Automatikwahlhebel sitzt nun rechts am Lenkrad und der Wischerhebel links. Das schafft Raum für größere Ablagen in der breiten Mittelkonsole, in der sich nun wirklich alles verräumen lässt. Selbst für zwei luftgekühlte Ladestationen für Smartphones war noch Platz. Neu an Bord sind zudem mehrfach belegte Dreh-Drückregler, beispielsweise für Klimaautomatik, Infotainment und Kartenzoom. Klingt kompliziert, erschließt sich aber nach wenigen Minuten. An der einfachen Bedienung mittels Lenkradtasten von Spurhalter, Adaptiv-Tempomat und Tempomat hält Skoda dagegen fest.
Neu dabei ist ein milde hybridisierter Basisbenziner mit 150 PS auf Basis des 1,5 TSI mit Zylinderabschaltung und variablem Turbolader. Ein Riemenstartergenerator unterstützt beim Anfahren, sammelt Energie wieder ein und erlaubt Segeln mit abgeschaltetem Motor. Letzteres beherrscht der mindestens 41.990 Euro teure SUV ganz gut, auf allzu viel Schubkraft aus dem Stand braucht indes niemand zu hoffen. Mit 1,6 Tonnen ist der SUV nun gewiss kein Leichtgewicht. Von 0 auf 100 km/h nimmt er sich fast zehn Sekunden Zeit. Aber: Wer den Benziner nicht zu sehr fordert, lernt den kleinen Motor schnell zu schätzen. Der Vierzylinder ist kultiviert, nahezu frei von Vibrationen und sehr leise.
Die Selbstzünder passen bestens zum schweren SUV
Deutlich flotter und souveräner fahren sich die beiden Dieselvarianten mit variablem Lader und zwei Liter Hubraum. Die Vierzylinder arbeiten kaum minder kultiviert und insbesondere das Topmodell mit 197 PS, 400 Nm Drehmoment und Allradantrieb macht kräftig Druck. Aber auch die schwächere Variante mit 150 PS verdient eine ausgiebige Probefahrt. Der Fronttriebler ist etwas leichter und mit 360 Nm Drehmoment gewiss kein Schwächling. Beide TDI harmonieren prächtig mit ihren Siebengang-DKG und halten sich akustisch sehr im Hintergrund. Rund 50 Prozent aller Kunden, so schätzt Skoda, bestellen sich Selbstzünder. Aus unserer Sicht gewiss kein Fehler.
Bleibt noch der 204 PS starke Plug-in (iV), der erst Mitte des Jahres in den Handel kommt und wir nur als Vorserienmodell fahren konnten. Rund 250 Kilogramm schwerer als der 1.5 eTSI, eilt er entsprechend behäbiger durch Kurven und rollt über Querfugen nicht so sanftmütig ab. Dafür legt er aus dem Stand (rein elektrisch) zügiger los und erlaubt im E-Modus geruhsames Cruisen. Nur allzu wild sollte man nicht auf die Pedale treten. Unter Volllast ringen die Vorderräder um Traktion und die Bremse verzögert zögerlich. Aber für etwas Feinschliff ist ja noch etwas Zeit.
Größe und Design des neuen Škoda Kodiaq
Der ohnehin nicht gerade kleine Tscheche hat in der Länge mit dem Generationswechsel gut sechs Zentimeter zugelegt; er streckt sich jetzt auf 4,76 Meter. An der aufgefrischten Front sitzt nicht nur das neue Logo, sondern ein höherer Grill, der optional mit 14 Lichtelementen beleuchtet werden kann, die dann zwischen den Scheinwerfern ein Lichtband bilden. Unter dem Grill sitzen eine Schürze im Waben-Design sowie Air Curtains an den Außenkanten des Stoßfängers.
Länge (mm) | 4758 |
Breite (mm) | 1864 |
Höhe (mm) | 1659 |
Radstand (mm) | 2791 |
Kofferraumvolumen (l) | 910-2.150 (PHEV: 745) |
Breite und Höhe haben sich im Vergleich zum Vorgänger kaum verändert. Doch die noch länger gestreckte Dachlinie fällt nach hinten sehr sanft ab. So konnten die Entwickler den Luftwiderstandsbeiwert (cw-Wert) des neuen Kodiaq auf 0,282 reduzieren. Škoda selbst spricht von verbessertem Luft-Management für Motor- und Bremsenkühlung, aerodynamisch konturierten Außenspiegeln, neu gestalteten Front- und Heckstoßfängern, aerodynamischen Rädern, einem verlängerten Dachspoiler sowie einer integrierten Längsdachreling.
Neun Außenfarben und Alu-Räder von 17 bis 20 Zoll
In der Seitenansicht ist das bullige Design des neuen Modells gut zu erkennen. Auffällig: die in dunklem Chrom-Finish glänzende D-Säule (optional). Kantig geben sich ebenso die Radausschnitte, in denen Leichtmetallfelgen in Größen von 17 bis 20 Zoll stecken. Am Heck fällt unterhalb der großen Klappe der breite integrierte Diffusor ins Auge. Dazu zieht sich über die gesamte Heckpartie eine Lichtsignatur in der typischen C-Form bis zur Fahrzeugmitte. Darunter befindet sich eine rote Lichtleiste, die die beiden Rückleuchten miteinander verbindet.
Škoda bietet für sein großes SUV neun Farben an: zwei Unifarben und insgesamt sieben Metallic-Lackierungen, darunter das neue Bronx Gold Metallic. Die Basisversion ist mit 17-Zoll-Leichtmetallfelgen in Silber bestückt.
Matrix-Scheinwerfer mit 19.200 LEDs
Weil der neue Škoda Kodiaq auf der jüngsten Variante des modularen Querbaukasten MQB Evo des Volkswagen-Konzerns basiert, darf er wie der neue VW Tiguan auf Matrix-LED-Scheinwerfer zurückgreifen. Die teure Lichttechnik wird bei den meisten Modellen allerdings optional zu haben sein. Nur im Sportline gibt es das Matrix-Licht serienmäßig.
Die neuen Scheinwerfer enthalten 50 Prozent mehr Lichtsegmente und bieten 15 Prozent mehr Lichtleistung als die erste Generation, was die Sicherheit für die Kunden erhöht. Sie sind optional mit einem horizontalen Lichtband am Kühlergrill ausgestattet. Das typische Vieraugen-Gesicht entsteht dabei durch je zwei Module pro Scheinwerfer. Das obere BiLED-Modul und das Matrix-Modul darunter enthalten insgesamt 36 einzelne Lichtsegmente.
Škoda Kodiaq mit neuem Interieur
Škoda hat den Innenraum des Kodiaq grundlegend überarbeitet; Lenkrad, Kombiinstrument, Armaturenbrett und Dekorleisten haben die Tschechen optimiert. Besonders bemerkenswert ist die Platzierung des Gangwahlhebels für das DSG-Getriebe an der Lenksäule, was die Bedienbarkeit verbessert. Die Mittelkonsole wurde aufgeräumt gestaltet, um mehr Raum für den Beifahrer zu schaffen. Überhaupt soll der Innenraum geräumiger geworden sein. In der siebensitzigen Version haben die Passagiere in der dritten Sitzreihe 920 Millimeter Kopffreiheit – 15 Millimeter mehr als beim Vorgänger.
Weitere Neuheiten sind ein Head-up-Display, welches das 10,25 Zoll große Virtual Cockpit ergänzt, sowie ein größeres zentrales Infotainment-Display mit 13 Zoll Diagonale. Im Kodiaq wird zudem "Škoda Smart Dials" eingeführt. Dabei handelt es sich um Dreh- und Druckknöpfe, die haptische und digitale Elemente miteinander verbinden und mit integrierter digitaler Anzeige aufwarten.
Smart Dials als neue Steuerelemente
Drei intuitive neue Multifunktions-Bedienelemente unterhalb des Infotainment-Displays lassen sich durch Drehen und Drücken bedienen und tragen jeweils ein digitales Farbdisplay mit einem Durchmesser von 32 Millimetern. Sie ermöglichen den schnellen Zugriff auf verschiedene Fahrzeugfunktionen und befinden sich unterhalb des Infotainment-Displays. Fahrer und Beifahrer können über diese Smart Dials die Innenraumtemperatur, Sitzheizung und Sitzbelüftung steuern. Das mittlere Smart Dial regelt individuell auswählbare Funktionen wie die Lautstärke des Infotainments und Gebläsestufe. Das zentrale Smart Dial ist konfigurierbar und bietet Zugriff auf verschiedene Funktionen über längeres Drücken.
Der Innenraum bekommt noch weitere Features. Dazu gehören die Phone Box für schnelles induktives Aufladen von Smartphones, bis zu vier USB-C-Anschlüsse und ergonomische Sitze mit Massagefunktion. Nachhaltigkeit spielt ebenfalls eine Rolle: Škoda verwendet umweltfreundliche Materialien für Textilien und bietet Zubehör wie den Regenschirm und den Eiskratzer.
Vier Innenraum-Designs zur Auswahl
Der neue Kodiaq übernimmt die bereits aus der vollelektrischen Enyaq-Familie bekannten "Design Selections". Dabei handelt es sich um Innenraum-Konfigurationen mit aufeinander abgestimmten Farben und Materialien. Sie ersetzen herkömmliche Ausstattungslinien und verfügen über verschiedene nachhaltige Optionen für Innenraumtextilien, einschließlich Leder aus einem umweltverträglichen Prozess. Zur Auswahl stehen die Design Selections Loft, Lounge, Suite und ecoSuite.
In der Loft-Version sind die Sitzflächen mit grauem Stoffbezug bespannt. Lounge soll dagegen mit grauer Mikrofaserpolsterung Suedia und X-förmigen Ziernähten in Senfgelb überzeugen. Die Innenraum-Variante ecoSuite macht mit nachhaltig behandeltem Leder in Schwarz mit grauen X-förmigen Ziernähten oder in Cognac mit Ton-in-Ton-Nähten auf sich aufmerksam.
Einstiegsmotor mit Mild-Hybrid
Technisch bleibt auf den ersten Blick vieles beim Alten. Das Diesel-Angebot umfasst den 2.0 TDI mit 150 PS oder 193 PS. Letzter ist wie der Top-Benziner (2.0 TSI mit 204 PS) nur mit Allradantrieb zu haben. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe ist ohnehin serienmäßig. Das gilt ebenso für das Basismodell 1.5 TSI mit 150 PS. Der kleine Benziner wird im 2024er-Kodiaq allerdings elektrisch unterstützt.
Dank der Mildhybrid-Technik, aktiver Zylindertechnologie der neuesten Generation (ACT+) und Miller-Zyklus soll der Turbo-Vierzylinder (EA 211 evo2) extrem sparsam fahren können. Das System besteht aus einem 48-Volt-Starter-Generator mit Riemenantrieb und einer 48-Volt-Lithium-Ionen-Batterie. Die beim Bremsen zurückgewonnene Energie kann den Verbrennungsmotor mit einem elektrischen Leistungsschub unterstützen oder dem SUV mit komplett ausgeschaltetem Motor zum sogenannten Segeln verhelfen.
Plug-in-Hybrid mit 100 km E-Reichweite
Apropos Hybrid: Ganz neu im Škoda Kodiaq ist der Plug-in-Hybrid mit einer Systemleistung von 204 PS, der vor allem Dienstwagenfahrer interessieren dürfte.
Leistung in kW/PS | Getriebe | Antriebsart | |
Plug-in-Hybrid | |||
iV | 150 / 204 | 6-Gang-eDSG | Front |
Mild-Hybrid | |||
1.5 eTSI | 110 / 150 | 7-Gang-DSG | Front |
Turbobenziner | |||
2.0 TSI 4MOTION | 150 / 204 | 7-Gang-DSG | 4MOTION |
Turbodiesel | |||
2.0 TDI | 110 / 150 | 7-Gang-DSG | Front |
2.0 TDI 4MOTION | 142 / 193 | 7-Gang-DSG | 4MOTION |
Dabei setzt er auf eine Kombination aus 1.5 TSI und kräftiger E-Maschine, die sich im Getriebe versteckt. Letzte kann den SUV dank großzügiger Batteriekapazität von 25,7 kWh im Heck sogar allein über rund 100 Kilometer antreiben (WLTP). Das Kofferraumvolumen verkleinert sich durch den Akku allerdings auf immer noch üppige 745 Liter. Die Kraft wird beim Kodiaq iV über ein Sechsgang-DSG an die Vorderräder geschickt. Aufgeladen wird der Akku entweder mit Wechselstrom (bis zu elf kW) oder via Gleichstrom am Schnelllader mit bis zu 50 kW. Damit haben alle Motorvarianten ein sehenswertes Upgrade zum Vorgänger bekommen.
Sportline-Version für den Kodiaq
Ab sofort steht die Skoda Sportline Ausstattungsvariante auch für den Kodiaq zur Verfügung. Zu den optischen Details zählen Exterieurakzente in hochglänzendem Schwarz, wie schon von anderen Modellen bekannt. Am auffälligsten sind wohl der glänzend schwarze Frontgrillrahmen, die Außenspiegelkappen und die Dachreling. Auch Markenschriftzug und Modellbezeichnung hüllt Skoda in Hochglanz-Schwarz. Im Interieur beinhaltet die Sportline Sportsitze, Sportlenkrad und eine Pedalerie im Edelstahl-Look. Die 19 Zoll Leichtmetallfelgen im Design Trisuli gibt es nur für den Kodiaq Sportline.
Preise und Marktstart
Los geht es mit dem 150 PS starken TDI und Vorderradantrieb ab 45.500 Euro. Der 193 PS starke Selbstzünder mit Allradantrieb startet ab 49.700 Euro. Als mindestens 48.530 Euro teurer Kodiaq iV mit Plug-in-Hybridantrieb ist der tschechische SUV etwas billiger denn als Diesel. Noch günstiger wird es, wenn der 150 PS starke Mild-Hybrid-Benziner nachgeschoben wird. Der ist dann ab 41.990 Euro zu haben. Der Preisaufschlag zum Vorgänger liegt bei rund 2.300 Euro. Es folgt die Sportline-Ausstattung mit einem Einstiegspreis von 46.490 Euro für den 1.5 Liter Mild-Hybrid. Der Kodiaq iV kostet als Sportline-Version 53.030 Euro, der 150 PS-Diesel 50.000 Euro und mit 193 PS steigt der Preis auf 54.200 Euro.
Fazit
Skoda bringt die zweite Generation des Kodiaq auf den Markt. Der SUV darf auf die modernsten Komponenten des Volkswagen-Baukastens zurückgreifen und bietet so Höhepunkte wie LED-Matrix-Scheinwerfer, ein Infotainment-System mit 13-Zoll-Touchscreen oder einen komplett neuen Plug-in-Hybridantrieb für 100 Kilometer elektrische Fahrt. Die Preise für den neuen Kodiaq steigen um rund 2.300 Euro.