Die VW-Transporter-Geschichte war bislang einfach zu erzählen. Los ging es mit dem T1, genauer VW Typ 2 T1, im Jahr 1950, der von seinen Machern und Fans auch Bulli genannt wurde. Es folgten die Generationen T2, T3, T4, T5 und T6. Der Transporter diente dabei immer als Basis für alle Variationen vom Kasten bis hin zum Reisemobil.
Erste Bilder von Caravelle und Transporter
Im August 2024 zeigte VW erste computergenerierte Bilder des neuen Bulli, im September erfolgte die offizielle Weltpremiere vor Publikum auf der Nutzfahrzeug-IAA in Hannover. Die dritte Modellreihe von VW Nutzfahrzeuge neben dem elektrischen ID.Buzz und dem Multivan mit MEB-Technik kommt als Transporter und Caravelle aus der Kooperation mit Ford. Der Transporter ist als Kombi und Kastenwagen für den Transport von Mensch und Material vorgesehen. Der Caravelle mit neun Sitzplätzen soll mit mehr Komfort und besserer Ausstattung als Shuttle oder Großraumtaxi dienen.
Gegenüber dem T6.1, dessen letzte Exemplare Anfang Juli im Werk Hannover gebaut wurden, wächst die neue Generation in alle Richtungen: Der Radstand ist 9,7 Zentimeter länger, die Karosserie 14,6 Zentimeter länger und 12,8 Zentimeter breiter. Damit wächst der Bulli erstmals über die Fünfmetermarke. Der Wendekreis beträgt 11,8 Meter. Transporter und Caravelle sind auch in einer 40 Zentimeter längeren Version verfügbar.
Neuer Bulli von Ford aus der Türkei
Mit dem T7 verabschiedet sich Volkswagen Nutzfahrzeuge von der großen Ähnlichkeit seiner Transport- und Multivan-Baureihen. Der neue Multivan baut auf dem Modularen Querbaukasten auf, ist ein reiner Pkw und hat mit dem neuen Transporter nichts mehr gemein. Der VW T6 kam 2015 als Nachfolger des T5 auf den Markt, 2019 wurde die Facelift-Version T6.1 eingeführt. Deren Produktion endete Anfang Juli 2024. In die Fußstapfen des T6.1 tritt ein Transporter, der aus der Kooperation mit Ford stammt und auf dem bereits vorgestellten Ford Transit Custom basiert. Produziert wird der neue Bulli parallel zum Ford in der Türkei im Werk Otosan.
Transit Custom als Blaupause
Der Transporter kommt als Kastenwagen (Fond ohne Scheiben), Kastenwagen Plus (mit zweiter Sitzreihe), Kastenwagen mit L-Trennwand, als Kombi (Fond mit Scheiben) und als langer Pritschenwagen mit Doppelkabine. Der Transporter kann mit unterschiedlichen Trennwänden oder bis zu sechs Sitzen im Laderaum (Kombi mit Scheiben) bestellt werden. Der geschlossene Kastenwagen hat serienmäßig eine Trennwand, der Kombi drei Einzelsitze in der zweiten Sitzreihe. Die Caravelle hat außerdem eine herausnehmbare Dreiersitzbank in der dritten Reihe und damit neun Sitzplätze serienmäßig.
Die Kombi- und Kastenwagenmodelle werden optional mit Hochdach sowie einem verlängerten Radstand verfügbar sein, wobei das Hochdach jetzt neu auch mit dem kürzeren Radstand kombinierbar sein wird. Wie die Vorgänger, so sind auch die neuen Transporter Modelle entweder mit einer Heckklappe oder weit aufschwingenden Heckflügeltüren konfigurierbar. Während Ford den Transit weiter als Basis für ein Reisemobil nutzt, baut der nächste California von VW auf dem T7 Multivan auf.
VW mit Diesel-, PHEV- und Elektro-Antrieben
Die Antriebspalette stammt, wie schon bei der Zusammenarbeit bei Ford Ranger und VW Amarok, aus dem Ford-Regal. Verfügbar sind Diesel-, PHEV- und reine Elektroantriebe. Drei Leistungsvarianten der neuen TDI-Motoren stehen im neuen Bulli zur Wahl: 110 PS, 150 PS und 170 PS. Ein Plug-in-Hybridantrieb mit einer Systemleistung von 232 PS ist ebenfalls schon bestellbar. Im PHEV arbeitet ein 2,5-Liter-Benziner mit einem E-Motor und einem CVT-Getriebe zusammen. Die rein elektrische Reichweite beträgt 57 Kilometer.
Schnell folgen werden Elektroantriebe mit 100 kW (136 PS), 160 kW (218 PS) und 210 kW (286 PS). Der Akku der E-Modelle hat einen Energiegehalt (netto) von 64 kWh. Später folgt eine Grundversion mit 85-kW-E-Maschine und 54-kWh-Batterie (brutto) für den städtischen Lieferverkehr. Die Elektromodelle haben Heckantrieb, Allradversionen soll es später geben. Die TDI- und E-Hybrid-Modelle sind frontgetrieben. Optional steht für die TDI-Versionen ab 150 PS der Allradantrieb 4Motion zur Verfügung. Die rein elektrischen Modelle besitzen Heckantrieb, zu einem späteren Zeitpunkt ist auch hier eine Allrad-Version geplant.
Geschaltet wird wahlweise manuell durch sechs Gänge; der 170-PS-Diesel ist serienmäßig mit einer Achtgang-Automatik ausgestattet. Angetrieben werden in der Regel die Vorderräder. Für die Diesel mit 150 und 170 PS bietet VW optional Allradantrieb an. Dass der neue Gemeinschafts-Transporter überhaupt eine Option auf Allradantrieb bietet, dürfte auf die Initiative von VW zurückgehen; der 4Motion-Antrieb ist für die Marke sehr wichtig.
Über fünf Meter lang
Bei den Abmessungen liegen die beiden Transporter von Ford und VW gleichauf. Die Standard-Variante (L1H1) von Transporter und Transit Custom liegt bei 5,05 Meter Länge und 2,03 Meter Breite (ohne Spiegel). Die gleichen Werte gelten für den Bulli. Der Radstand liegt bei 3,10 Meter. Die Langversion legt beim Radstand um 40 Zentimeter zu und kommt so auf eine Länge von 5,45 Meter. Bei der Höhe bleibt der Bulli wie der Transit unter der Zweimeter-Marke, wichtig für Tiefgaragen. Keine Unterschiede gibt es bei den Laderaumabmessungen. Das größte Stauvolumen des VW-Transporters mit Normalradstand und Normaldach wächst auf 5,8 Kubikmeter. Mit Hochdach und langem Radstand sind bis zu 9,0 Kubikmeter möglich. Die maximale Breite zwischen den Radkästen vergrößerte sich um 148 mm auf 1.392 mm. Die Laderaumlänge liegt je nach Radstand bei 2,6 oder 3,0 Meter.
Die Zuladung des Transporters mit Normalradstand und TDI-Antrieb steigt von bisher 1,2 auf nun 1,33 Tonnen. Die maximale Anhängelast (gebremst bei 12 % Steigung) dieser Version steigert VW von 2,5 auf 2,8 Tonnen im Kastenwagen Diesel für die Leistungsstufen 150 und 170 PS. Zugelegt hat auch die maximale dynamische Dachlast von 150 auf 170 Kilogramm.
Eine andere Verbesserung der komplett neuen Plattform betrifft die abgesenkte Einstiegs- und Ladekantenhöhe des Transit Custom, die der VW Transporter logischerweise ebenfalls vorfahren wird. Je nach Version liegt die Ladekante bei 575 mm bis 638 mm. Der Einstieg in den neuen Transit (siehe der unten verlinkte Fahrbericht) ist mit der niedrigeren Trittstufe bequemer als beim Vorgänger, die Sitzposition ist niedriger. Treue T6-Fans werden sich also von einem Teil des bisherigen "Trucker"-Feeling verabschieden müssen.
Angepasste Optik innen und außen
Damit der neue Bulli als VW erkannt wird, bekommt er eine neue Frontgestaltung im typischen VW-Look. Schon beim Pick-up-Projekt mit Ford Ranger und VW Amarok haben die Partner bewiesen, dass sie ein klar unterscheidbares Styling mit eigener Marken-DNA realisieren können. Vorn prägen den VW serienmäßige LED-Scheinwerfer, am Heck kommen ebenfalls serienmäßige LED-Rückleuchten zum Einsatz. Neu designt wurde auch das Programm der 16, 17 und 19 Zoll großen Transporter-Felgen. Optisch besonders markant: das 19-Zoll-Leichtmetallrad "Indianapolis" mit seinem glanzgedrehten Felgenrand sowie sechs schwarzen Speichen und Innenflächen.
Auch im Innenraum müht sich VW um Eigenständigkeit, wenn die technische Struktur wie zum Beispiel der Beifahrerairbag im Dach eine gewisse Gestaltungslinie vorgibt. Die Armaturentafel entspricht in ihrem Grundlayout dem Ford-Pendant. VW fasst die Displays allerdings unter einer gemeinsamen Cockpithaube zusammen, verbaut ein markentypisches Lenkrad und spendiert neu gestaltete Sitzbezüge.
Serienausstattung und Extras
Zur erweiterten serienmäßigen Ausstattung des neuen VW-Transporters gehören Features wie eine elektronische Parkbremse plus Auto-Hold-Funktion, ein digitales 12-Zoll-Kombiinstrument, ein Infotainmentsystem (inklusive DAB+, Apple Carplay, Android Auto, Online-Services und 13-Zoll-Touchscreen), ein Multifunktionslenkrad, ein Regensensor, ein Spurhalteassistent, ein Notbremssystem sowie eine Verkehrszeichenerkennung.
Für Smartphones gibt es in der Mittelkonsole eine Ablageschale mit einer optional induktiven Ladefunktion. Weitere Geräte können über bis zu sieben USB-C-, USB-A- und 12-Volt-Schnittstellen geladen werden. Darüber hinaus bietet VW für den neuen Transporter optional einen 230-V-Powerhub (400 W) samt Konverter an, um große elektrische Geräte aller Art mit Strom zu versorgen. Für die elektrischen bzw. elektrifizierten Varianten wird es auch einen Wechselrichter mit einer Leistung von 2,3 kW geben. Damit kann laut Volkswagen Nutzfahrzeuge auch eine Kreissäge betrieben werden.
Mit Panoramadach und Soundsystem zum Luxusbus
Der Caravelle hat gegenüber dem Transporter eine erweiterte Serienausstattung mit anderen Sitzbezügen, Seiten- und Curtain-Airbags im Fahrerhaus sowie einem Audiosystem mit zehn Lautsprechern. Der Caravelle "Life" hat außerdem in Wagenfarbe lackierte Stoßfänger, Außenspiegelgehäuse und Türgriffe, eine Klimaanlage, Armlehnen an den Vordersitzen, einen höheneinstellbaren Beifahrersitz und 16-Zoll-Leichtmetallräder.
Das Caravelle-Topmodell Style kommt serienmäßig mit Chromspange am Kühlergill, Matrix-LED-Scheinwerfern, Privacy-Verglasung und 17-Zoll-Leichtmetallrädern. Der Style-Innenraum ist mit Sonnenschutzrollos, Dreizonen-Klimaautomatik und Kunstledersitzbezügen ausgestattet. Optionale gibt es ein Panoramadach und ein Harman-Kardon-Soundsystem.
VW Bulli als Panamericana-Exlusiv-Modell
Auch in der neuesten Version bringt VW Nutzfahrzeuge eine Panamericana-Version des T7 auf den Markt. Dabei setzt Volkswagen auf einige Optik-Updates des Allrad-Modells. Radlaufverbreiterungen sowie seitliche Schutzleisten mit Schriftzug prägen das Modell. Erstmals ist der Panamericana mit 19-Zoll-Felgen mit glanzgedrehtem Kranz, schwarzem Speichenstern und Nabenkappe mit VW-Logo ausgerüstet. Der Panamericana wird serienmäßig mit der Topvariante der neuen LED-Scheinwerfer an den Start gehen, zudem prangen am Heck LED-Leuchten. Sowohl Transporter als auch Caravelle sind als Panamericana erhältlich.
Preise und Marktstart
Auch mit dem Wechsel auf die Ford-Basis wird der neue Bulli kein günstiges Angebot. Bei Ford startet die Preisliste ab rund 42.300 Euro. VW unterbietet hier nicht. In Deutschland wird der neue Transporter Anfang 2025 auf den Markt kommen. Der Vorverkaufsstart des neuen Transporters in Deutschland begann bereits Mitte Dezember 2023. Als Grundpreis für den 110-PS-TDI als Kastenwagen ruft VW in der Vorverkaufsphase 36.780 Euro (netto) auf. Mit Mehrwertsteuer werden daraus 43.768 Euro. Der entsprechende Pritschenwagen mit Doppelkabine kostet ab 39.130 Euro plus Steuern.