Der Supersportwagen-Hersteller Zenvo wurde 2004 gegründet und brachte 2009 mit dem ST1 sein erstes Auto auf die Straße. 2016 folgte der davon abgeleitete TS1, der inzwischen zum TSR weiterentwickelt wurde (siehe Video), als zweites Modell der Dänen. Die V8-Hypersportler wurden mittlerweile in zahlreichen Varianten evolutioniert. 2023 soll bei Zenvo jedoch eine neue Ära anbrechen. Bevor das Verbrenner-Zeitalter zu Ende geht, bringt Zenvo noch einen neuen Supersportwagen mit V12-Antrieb. Der hört auf den Namen Aurora und wurde jetzt in Pebble Beach präsentiert.
Beim eigens für den Zenvo Aurora entwickelten 6,6-Liter-V12 hat der deutsche Zulieferer Mahle Powertrains ganz dick die Finger im Spiel. Der V12 mit 90 Grad Bankwinkel ist auf hohe Drehzahlen ausgelegt. Seine Höchstleistung von mindestens 1.267 PS erreicht das komplett aus Aluminium aufgebaute Triebwerk bei 8.000 Touren; maximal sind 9.800 Kurbelwellenrotationen möglich. Zusätzlichen Druck generieren vier Turbolader, die im heißen V liegen. Zenvo verspricht sich von vier kleineren Lader einen schnelleren und gleichmäßigeren Druckaufbau als mit zwei großen Einheiten. Die nötige Energie liefert bei Bedarf kohlenstoffarmer synthetischer Kraftstoff; der V12 ist als Flex-Fuel-Motor ausgelegt und soll sämtliche Abgasrichtlinien in Europa und den USA erfüllen.
Bis zu drei E-Motoren unterstützen
Der Verbrenner muss die Antriebsaufgaben jedoch nicht allein stemmen. Er arbeitet mit Elektromotoren zusammen. In der Basis-Konfiguration unterstützt ein 150 kW starker E-Motor, der in das im Getriebe platzierte Hinterachsdifferential integriert wurde und auch die Funktionen eines Startergenerators übernimmt. In der Allrad-Variante kommen zwei weitere, je bis zu 200 kW starke E-Maschinen an den Vorderrädern zum Einsatz. Dank der Elektrounterstützung steigt die Systemleistung so auf bis zu 1.876 PS und 1.700 Nm. Die reine Hinterradantriebsvariante liegt bei 1.470 PS und 1.400 Nm. Zum Thema Batterie gibt es keine Angaben.
Zenvo weist darauf hin, dass der Verbrenner-Part im Hybrid-Antriebsstrang modular aufgebaut ist und künftig V8- und V6-Versionen davon abgeleitet werden können. Ein Wink Richtung Zukunft, in der wohl auch Kleinserienhersteller wie die dänische Truppe sparsamere und emissionsärmere Antriebe mit kleineren Verbrennern verwenden müssen. Obendrein will Zenvo die Triebwerke künftig anderen Herstellern als "Crate Engines" (wörtlich übersetzt: Kistenmotoren, die zum nachträglichen Einbau gedacht sind) anbieten.
Die Kraftübertragung des Verbrenners auf die Hinterräder obliegt einer hybridisierten Siebengang-Schaltbox. Die Vorwahl der Fahrstufe erfolgt über Paddel am Lenkrad. Der E-Motor an der Hinterachse übernimmt die Funktion des Rückwärtsgangs.
Aurora mit zwei verschiedenen Konzepten
Rund um ein komplett neues Carbon-Monocoque, bei dem auch die Hilfsrahmen aus Kohlefaserlaminat gefertigt werden, wird der Aurora in zwei Varianten angeboten. Das Tur (abgeleitet von Tour) getaufte Modell tritt im langstreckentauglichen GT-Stil und immer in der Allradkonfiguration an. Die Programmierung der Schaltung ist auf höchsten Schaltkomfort ausgelegt. Auch sonst bringt der Tur zahlreiche Komfortfeatures mit. Die Aerodynamik ohne große Spoiler ist auf Höchstgeschwindigkeit ausgelegt. Entsprechend erreicht der 1.450 Kilogramm schwere Tur bis zu 450 km/h. 100 km/h werden nach 2,3 Sekunden erreicht, 300 km/h nach neun Sekunden und 400 km/h nach 17 Sekunden.
Mit absolutem Fokus auf die Rennstrecke – aber noch mit Straßenzulassung – kommt Variante zwei, die nur rund 1.250 Kilogramm auf die Waage bringen soll. Hier ist der Name Agil selbsterklärend. Der Aurora Agil kommt in der Basis-Variante nur mit Hinterradantrieb. Gegen Aufpreis lässt sich aber auch der Agil mit dem Allradantrieb aufrüsten, der dann allerdings 150 Kilogramm zusätzliches Gewicht auf die Waage spült. Immer extrem scharf ausgelegt sind die Schaltzeiten des Getriebes. Ebenfalls immer an Bord ist das üppige Flügelwerk, das bei 250 km/h bis zu 880 Kilogramm zusätzlichen Abtrieb generiert. Im Gegenzug büßt der Agil an Vmax ein. Hier sind nur 365 km/h möglich. Der Standardsprint ist nach 2,5 Sekunden abgehakt, die 200 km/h-Marke fällt nach 4,6 Sekunden und 300 km/h stehen nach 10 Sekunden auf der Uhr.
Auf 100 limitiert, 30 schon verkauft
Die Karosserie des 4,84 Meter langen, 2,02 Meter breiten und 1,10 Meter hohen (Tur: 4,82 Meter lang und 1,12 Meter hoch) Zenvo Aurora wird immer aus Kohlefaserlaminat geformt. Die Türen öffnen im typischen Supercar-Style nach vorne oben. Die vorne 20 und hinten 21 Zoll großen Zentralverschluss-Räder (Agil mit Magnesium, Tur mit Alu) sind mit Reifen in den Dimensionen 265/30 und 325/30 (Agil) respektive 265/35 und 325/30 (Tur) bestückt. Verzögert wird mit Carbon-Stoppern, die Fahrwerks-Dämpfer arbeiten elektronisch geregelt.
Im mit viel sichtbarem Carbon ausgelegten Cockpit greift der Pilot in ein Multifuktionslenkrad mit vier Bedieninseln. Sämtliche Anzeigen bündeln drei digitale Rundinstrumente davor. Die Schalensitze sind fix, einstellbare Pedale sorgen für die Anpassung an den Fahrer. Während im Agil etwas Alcantara die Cockpitlandschaft aufhübscht, setzt der Tur auf größere Lederoberflächen.
Bislang sollen Zenvo bereits 30 Vorbestellungen für den Aurora vorliegen, der potenziellen Käufern bereits in privaten Premieren vorgeführt wurde. Gebaut werden ab 2025 insgesamt nur 100 Exemplare.