Alle Welt spricht von Downsizing als probatem Mittel, um Sprit zu sparen, fast niemand mehr dagegen mehr von Zylinderabschaltung. Dabei kappt selbst in der Formel 1 die Elektronik der Mercedes-Motoren den Spritzulauf, wenn der Bolide mit wenig Gas durch Kurven rollt. Was dort für Effizienz sorgt, muss doch auch auf der Straße etwas bringen.
Aus dem Achtzylinder wird ein Vierzylinder
AMG vollzieht nun diesen Transfer vom Rennsport in die Kleinserien-Fertigung. Der M 152 genannte V8-Saugmotor, der auf der IAA sein Debüt im SLK 55 AMG feiern wird, arbeitet unter bestimmten Bedingungen als Teilzeitkraft, schaltet die Zylinder zwei, drei fünf und acht ab, lässt deren Zündfunken erlöschen, dreht den Einspritzdüsen den Sprithahn zu und schließt deren Ventile. Freilich nicht, ohne vorher das verbrannte Gas auszustoßen und frische Luft anzusaugen. Aus dem Acht- wird so ein Vierzylinder – das ist dann auch so eine Art Downsizing.
Nun klingen Vierzylinder nicht so mächtig wie ein V8. Das etwa 15-köpfige Team rund um AMG-Antriebsstrang-Entwicklungschef Friedrich Eichler und Projektleiterin Telse Tschamon hat aber auch dieses Problem in den Griff bekommen. Klappen im Auspuff modulieren den Ton, der die vier Endrohre des SLK verlässt, um das dröge Vierzylindergeräusch zu vermeiden.
Verbrauch sinkt um 30 Prozent
Abgeleitet ist der V8-Saugmotor vom AMG-V8-Biturbo – M 157 genannt -, dem Basis-Aggregat für fast alle kommenden AMG-Modelle. Wenngleich im C 63 AMG Black Series Coupé aus Platzgründen noch einmal der V8 mit 6,2 Liter Hubraum zum Einsatz kommt. Beim 5,5-Liter-V8 macht die Peripherie den Unterschied. Offensichtlich fehlen dem M 152 die Lader, mit denen der V8 nicht in den SLK-Motorraum gepasst hätte. Dafür besitzt der Saugmotor eine zweite Ölpumpe, die jene Stellelemente betätigt, die die Ventile im Teillastbereich ab – und bei kräftigem Leistungswunsch wieder zuschalten.
Lohn der Mühe ist laut AMG ein um rund 30 Prozent gesunkener Verbrauch gegenüber dem V8 aus der vergangenen SLK-Generation, wobei die Leistung um 62 auf 422 PS gesteigert werden konnte. Auch beim Drehmoment legt der neue um 30 Newtonmeter zu und schickt fortan 540 Newtonmeter an das Siebenstufen-Automatikgetriebe. Stolz sprechen die Entwickler vom effizientesten Serien-V8, der derzeit gebaut wird. AMG-Chef Ola Källenius wirft noch eine weitere Zahl in den Ring, die angesichts der gebotenen Leistung beeindruckt: 199 Gramm CO2 pro Kilometer, gemessen im ECE-Modus. Das ist weniger Kohlendioxid, als viele wesentlich schwächere Sechszylinder unter gleichen Bedingungen ausstoßen.
AMG denkt über weitere Motoren nach
Mit diesem Wissen fällt es AMG leicht, derzeit auf die Entwicklung eines Sechs-zylinders zu verzichten. Viel sparsamer wäre er wohl nicht, würde aber das Alleinstellungsmerkmal des SLK 55 AMG mit V8 beschädigen. Auch an einen starken Diesel denkt bei AMG im Moment niemand. Die wichtigen Märkte USA – hier verkauft AMG 40 Prozent aller Autos -, Japan und Südafrika sind bislang Diesel-Verächter. Allein für Europa würde sich eine Diesel-Entwicklung aber nicht rechnen.
Dennoch ist es kein Geheimnis, dass AMG über weitere Motoren wie einen aufgeladenen Vierzylinder nachdenkt. Källenius sieht in der 2012 kommenden A-Klasse so viel sportliches Potenzial, dass er sich eine AMG-Version vorstellen kann. Ein Go für dieses Projekt gibt es jedoch nicht. Angesichts von Audi RS3 und BMW 1er M Coupé – beide 340 PS stark – dürfte diese Entwicklung jedoch so sicher starten wie der SLK 55 AMG nach einem Ampelstopp. Denn sein Motor ist mit einem Start-Stopp-System ausgerüstet. Eine echte Teilzeitkraft eben.