Es stand gar nicht gut um meine Frankophilie in letzter Zeit. So vor drei, vier Jahren war sie gemeinsam mit der Sporttradition der Grande Nation ins Koma gefallen und drohte nun langsam aber sicher dahinzusiechen. Einfach weil nichts in Sicht war, woran sie sich hätte aufrappeln können. Bei Citroën ist mit Ausnahme des übermütigen DS3 Racing schon seit Ewigkeiten tote Hose, Renault besteht emotional nur noch aus einem greisen Mégane R.S., den man auch nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag weiterbauen wird, und Peugeots 208 GTi taugt trotz kriegerischer Bemalung leider auch nur als lebenserhaltende Maßnahme und nicht als Aufputschmittel.
Der Peugeot 308 GTi ist nur der Anfang
Doch wie durch ein Wunder schimmert nun Hoffnung durch die Tristesse. Nicht nur, dass überall im Land die Motorsportprogramme wieder hochgefahren werden: Renault rennt seit Anfang der Saison unter eigener Flagge in der Formel 1, Citroën kehrt 2017 werksseitig in die Rallye-WM zurück, Peugeot liebäugelt mit einer Rückkehr nach Le Mans. Auch die Schlafwagen-Modellpolitik der vergangenen Jahre küsst man nun endlich wieder wach.
Ein erstes Indiz dafür lieferte im vergangenen Jahr bereits der Peugeot 308 GTi. Ich erinnere mich noch gut, wie aufgekratzt Kollege Domes damals von der ersten Fahrt mit dem 272-PS-Kompaktsportler zurückkam, wie er schwärmte und Sätze formulierte, in denen die Worte „geil“ und „Peugeot“ in direktem Kontext standen. Mein erster Gedanke damals: Jaja, der Herr Jungredakteur, kaum zupfen ein paar Newtonmeterchen am Hemdsärmel, schon ist er völlig aus dem Häuschen.
Gesundes Verhältnis aus Worten und Taten
Aber dann, ein paar Monate später – der Peugeot hatte gerade den Seat Leon Cupra vermöbelt – die Gewissheit: Der Bursche hat recht gehabt, das Teil ist echt der Knaller – was im großen Kompaktvergleich soeben auch noch mal auf eindrucksvolle Weise unterstrichen wurde (Link). Angetreten als absoluter Underdog, wuselt der 308 am Ende bis auf Rang zwei nach vorn. Und nur falls die Pointe noch nicht gezündet hat: Der Focus RS, also der Handling-Heiland höchstpersönlich, wurde Vierter in diesem Vergleich (hier können Sie das Heft bestellen).
Besonders imponiert hat mir die diskrete Art, mit der der 308 sich verkauft – sich und seine Attribute. Allein wenn man bedenkt, was manch hiesiger Hersteller für einen Zinnober veranstaltet, wenn irgendwo zum Beispiel mal ein paar Gramm Gewicht weggepopelt werden. Da wird man dann gleich zum Technikworkshop einbestellt, soll Teile Probe heben und mit der dreiundzwanzigköpfigen CFK-Delegation zu Abend essen. Die Messieurs von Peugeot hingegen stellen dir voilà ein Auto hin, das trotz Vollausstattung einfach mal weit über 100 Kilo leichter ist als die gesamte Konkurrenz.
Und dieses gesunde Verhältnis aus Worten und Taten machte die Franzosen auch früher schon aus. Das beste Beispiel: Kleinwagen mit Mittelmotor. In Deutschland hat so was bis heute keiner fertiggebracht, drüben gab es bereits deren drei! Und wenn man sich anschaut, was gerade noch so alles in der Modell-Pipeline steckt, geht es wieder ein bisschen in diese Richtung, wenngleich das ganz extreme Zeug noch nicht darunter ist. Ich betone: noch.
Nächstes Jahr kommt die Alpine zurück, nicht als Retro-Abklatsch, wie es zu befürchten war, sondern genau wie es sich gehört: leicht, klein, also ganz getreu ihrem ursprünglichen Leitmotiv. Und Renault setzt sogar noch einen drauf – den Clio R.S.16, eine 273 PS starke Breitbau-Entschuldigung dafür, dass das Standardmodell bei seinem Modellwechsel komplett falsch abgebogen ist. Derzeit firmiert er noch als Studie, aber er wird kommen. Und wie er kommen wird: mit Handschaltung statt Doppelkupplung, wildem Flügelwerk und den Antriebsinnereien des Mégane R.S. Trophy-R.
Der eingeschlagene Weg stimmt also. Und wenn sie ihn diesmal konsequent durchziehen, stehen die Chancen auf eine vollständige Genesung meiner Frankophilie ausgezeichnet.