Mercedes 190 und C-Klasse: Baby-Benz als Technologieträger

Mercedes 190 und C-Klasse
Baby-Benz als Technologieträger

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Mit dem kleinen 190 erschloss Mercedes nicht nur erfolgreich eine neue Fahrzeugklasse, sondern präsentierte auch Innovationen und Zukunftstechnik - inklusive Flüsterdiesel, Vierventil-Motor, dem hubraumstärksten Triebwerk der Kompaktklasse und Elektroantrieb.

C-Klasse Antriebe
Foto: Archiv

Als 1983 der Mercedes 190 (intern W 201) auf den Markt kam, gab es nicht wenige Kritiker, die sich - und andere - fragten, ob Mercedes in der Kompaktklasse wirklich gut aufgehoben ist. Doch der Erfolg gab den Stuttgarter Autobauern recht. Die preislich recht selbstbewusst positionierte neue Klasse, die schnell auf den Namen "Baby-Benz" getauft wurde, überzeugte viele und erschloss neue Käuferschichten. Spätestens mit den zweiten Generation W 202 und der Umbenennung in "C-Klasse" war Mercedes eine feste Burg der Kompaktklasse.

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Flüsterdiesel und aufgeladener Turbo-Selbstzünder

Das Projekt war von Anfang an ambitioniert. Die Kosten des W 201 wurden nicht zuletzt durch die Entwicklung von Raumlenkerachse und neuen Motoren in die Höhe getrieben. Mit den neuen Dieselmotoren OM601 (4-Zylinder, 72/75 PS) und OM602 (5-Zylinder, 90 bis 126 PS) zeigte Mercedes, wohin die Selbstzünder-Reise geht. Besonders gut an kam der Top-Diesel, ein 2,5-Liter-Reihenfünfzylinder mit Turboaufladung, der den kleinen Mercedes in 11,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt.

Viel wichtiger als die Leistung war für die Dieselmotoren allerdings die effektive Kapselung, die das typische Nageln erträglich machte. Die "Flüsterdiesel" führten zu besserer Akzeptanz und damit höheren Stückzahlen.

Mit dem Nachfolger W 202 läutet Mercedes auf der IAA 1997 eine neue Ära ein. Der OM 611 des C 220 CDI ist der erste Pkw-Dieselmotor mit Common-Rail-Einspritzung. Ab der Baureihe W 203 kommen dann nur noch Common-Rail-Diesel zum Einsatz.

Ein weiterer Beleg für die Innovationskraft der C-Klasse ist der OM 651-Dieselmotor, der 2008 in der Baureihe W 204 Premiere feiert. Der komplett neu entwickelte Selbstzünder mit 1,8- und 2,1-Liter Hubraum leistet bis zu 204 PS und drückt bis zu 500 Nm auf die Kurbelwelle. Sogar in der S-Klasse kommt der Motor zum Einsatz und sorgt für günstige Verbrauchswerte.

Als Reminiszenz an die Vorreiterrolle des W 201 bauten die Mercedes-Ingenieure den OM 651 in einen W 201 ein und demonstrierten damit 25 Jahre Entwicklungsgeschichte.

Paukenschlag in der Kompaktklasse

Darauf hatten die Mercedes-Fans lange gewartet: Mit dem 190 E 2.3-16 präsentierten die Stuttgarter m Premierenjahr des W 201 ihren ersten Serien-Vierventil-Benzinmotor im Pkw-Bereich. Der zwischen 170 und 185 PS starke Vierzylinder M102 mit Cosworth-Zylinderkopf sorgte für sportliche Fahrleistungen bei nahezu unverändertem Äußeren. Insgesamt konnte Mercedes 19.487 Exemplare des 190 E 2.3-16 absetzen - ein guter Erfolg und der Startschuss für die Weiterentwicklung der Vierventiltechnik.

Baby-Benz mit Elektroantrieb

Im Jahr 1990 zeigte Mercedes auf der Hannover-Messe und ein Jahr später auf dem Genfer Automobilsalon einen elektrisch angetriebenen 190. Der Versuchswagen wird von zwei permanentelektrisch erregten Elektromotoren mit jeweils 16 kW beschleunigt, die von Natrium-Nickelchlorid-Batterien gespeist werden. Zehn Elektro-190 mit weiterentwickelten Antriebskonzepten kommen zwischen 1992 und 1996 bei einem Praxistest auf der Insel Rügen zum Einsatz. Die Reichweite liegt bei bis zu 110 km. Einer der Versuchswagen kommt auf eine Jahresfahrleistung von 100.000 km.

1993 startet die neue C-Klasse, der Nachfolger des 190. Auch hier geht Mercedes direkt einen elektrischen Weg und zeigt auf der IAA eine E-Variante mit einen 35 kW starken Asynchronmotor und einer Reichweite von rund 110 km. Doch Mercedes geht noch weiter und stellt dem Elektro-W 202 zwei Hybrid-Versionen zur Seite: einen mit Parallel-Hybridantrieb, einen mit seriellem Hybridantrieb.

Mehr Power!

Hier das Sparen, dort das Spaßhaben: Auf der anderen Seite der Motorenpalette gab Mercedes ebenfalls Vollgas. Das heißt, eigentlich ja AMG, die es tatsächlich schafften einen 4,3-Liter-V8 in den Motorraum des W 202 zu verpflanzen. Der V8 mit Dreiventiltechnik und Doppelzündung des C 43 AMG lieferte 306 PS. Doch auch das ließ sich noch toppen: 1999 brachte Mercedes den C 55 AMG mit 5,5-Liter-V8 und 510 Nm, der in 5,5 Sekunden auf Tempo 100 spurtet und bei 280 km/h abgeregelt wird.

In der Baureihe W 204 setzte Mercedes noch einen drauf: Der C 63 AMG bekam den 6,2-Liter-V8 M156  - der bis heute hubraumstärkste Vertreter der Kompaktklasse - und der leistungsstärkste obendrein. 517 PS, 620 Nm und eine Beschleunigung in 4,2 Sekunden katapultierten den C 63 AMG in die Riege der 300 km/h-Sportwagen.