Wenn vom 1. bis 3. Juli 2021 über 160 Oldtimer die Straßen Österreichs bereichern, ist klar: Die Silvretta Classic Rallye Montafon hat begonnen. Vom Alfa Romeo Bertone 1300 Junior bis zu Volkswagen Karmann Ghia ist im Starterfeld nahezu alles zu finden, was das Autoherz begehrt. "Seit der ersten Durchführung im Jahr 1998 ist die Silvretta Classic Rallye Montafon ein Magnet für Oldtimerfans aus nah und fern. Nach der pandemiebedingten Absage im Vorjahr geht die traditionsreiche Veranstaltung 2021 bereits in ihrer 23. Auflage über die Bühne. Die rollenden Kostbarkeiten der Automobilgeschichte lassen nicht nur die Herzen ausgewiesener Motorsportfans höherschlagen", schwärmt Landeshauptmann Markus Wallner.
Auch Heike Ladurner-Strolz, Aufsichtsratsvorsitzende Montafon Tourismus, freut sich sehr über die Rallye: "Gerade nach diesem besonderen Jahr nun wieder Normalität und (Motor-) Kraft zu fühlen, macht uns glücklich und ist ein Zeichen, dass wir wieder durchstarten."
9.500 Kilometer weite Anreise
Ganz "normal" ist aber auch die 23. Auflage nicht. So fand dieses Mal die Begrüßung und das Briefing virtuell statt – was dem Teilnehmerfeld dank der hervorragenden Vorbereitung nichts ausmachte. So ganz normal war das Wetter jedoch auch nicht. So wechselten sich Sonnenschein, Nebel und leichter Nieselregen in unregelmäßigen Abständen ab, was, sehr zur Freude der zahlreichen Zuschauer am Straßenrand, zu sehenswerten Dachwechseln am Straßenrand führte.
Fast schon traditionell hatte auch in diesem Jahr der Norweger Helge Holck-Dykesteen mit 1.760 Kilometern die weiteste Anreise auf eigener Achse in seinem Chevrolet Corvette Indy Pace Car von 1986. Getoppt wird diese Kilometerzahl dieses Jahr nur noch von Jan Becker, der im Porsche 911 Carrera 3.2 von 1984 an den Start geht. Fast 9.500 Kilometer legte der im kalifornischen Palo Alto lebende Oldtimer-Fan für die Teilnahme an der Silvretta Classic Rallye Montafon zurück.
Tag 1 – Silvretta Classic Rallye Montafon
Am ersten Tag führte das Roadbook zuallererst eine der schönsten Straßen der Welt hinauf. Die Namensgeberin der Rallye, die Silvretta Hochalpenstraße ist eine Mautstraße, die 22,3 Kilometer von Partenen im Montafon (1.051 Meter) in 34 Kehren über die auf 2.032 Meter hoch gelegene Bielerhöhe bis nach Galtür (1.584 Meter) im Paznauntal führt. Nach der Wertungsprüfung auf dem Wandererparkplatz des Kops Staussees ging es die 34 Kehren zurück in Richtung Wintersportorte Gaschurn und St. Gallenkirch, wo eine sehr anspruchsvolle Dreifachprüfung auf die Teilnehmer wartete.
Der anschließende Weg über den Bartholomäberg beschenkte die Oldtimer-Fahrer mit einer grandiosen Aussicht. Überraschend waren jedoch nicht nur der herrliche Blick, sondern auch eine geheime Wertungsprüfung. An Stellen wie diesen zeigt sich in den meisten Fällen, wer bei einer Oldtimer Rallye auf Sieg und wer unter dem Motto "Dabeisein ist alles" fährt. Doch nicht nur hier, sondern auch nach einem Blick in das eine oder andere Cockpit wird schnell klar, wem jede einzelne Abweichungs-Zehntel eine Träne ins Auge drückt. So finden sich sowohl Teams mit nur einer manuellen und erst vor kurzem für 30 Euro ersteigerten Stoppuhr als auch Teams mit mehr als sechs Stoppuhren im Wert von je 5.000 Euro im Starterfeld. Doch wie beim Fußball heißt es auch hier: "Geld allein schießt keine Tore". Sprich: Ohne ein gutes Teamwork zwischen Fahrer und Beifahrer geht hier nichts.
Tag 2 – Silvretta Classic Rallye Montafon
Der zweite Tag der Rallye stand ganz im Zeichen des Sonnengottes, der es gut mit den Teilnehmern und deren automobilen Schätzen meinte. So schien die Sonne vom Start um 8:01 Uhr bis zu ihrem Untergang hinter den Bergen am späten Abend. Dementsprechend gut gelaunt begaben sich die Teilnehmer auf den insgesamt 287,23 Kilometer langen Rundkurs mit sieben bekannten und drei unerwarteten geheimen Wertungsprüfungen.
Die Route führte sie an den beliebten Ferienorten Schruns, Bludenz, Zürs und Warth hin zu Grän, wo ein hervorragend arrangiertes und wohlschmeckendes Mittagsbuffet wartete. Weiter über das 1.894 Meter hoch liegende Hahntennjoch durchfuhr das an zahllosen Stellen bejubelte Teilnehmerfeld die Wintersporthochburgen Ischgl und Galtür. Den krönenden Abschluss, nach erfolgreicher Abfahrt durch die bereits bekannten 34 Kehren der Silvretta Hochalpenstraße, bot der Zieleinlauf in Gaschurn. Vor allem Gaschurns ehemaliger Bürgermeister Heinrich Sandrell, der auf dem Beifahrersitz eines 1980er Opel Monza die Tagestour aktiv genoss – und sogar für einen sensationellen 7. Platz in der 13. Wertungsprüfung sorgte.
Tag 3 – Silvretta Classic Rallye Montafon
Im Glauben "Es kann nicht noch schöner werden" starteten die Teilnehmer in den dritten und somit letzten Tag der Silvretta Classic Rallye Montafon 2021. Doch da hatten sie sich geirrt – zum Glück! Die Fahrer und Beifahrer der automobilen Hingucker strahlten mit den Streckenposten und der Sonne um die Wette. Und wenn sich für einen kurzen Moment mal die Sonne verdunkelte, lag es allerhöchstens am extra für die Silvretta einbestellten Zeppelin aus dem Hause ZF, der in aller Seelenruhe gemächlich seine Kreise über dem Teilnehmerfeld zog.
So schön es an Bord des Zeppelins auch sein mag, mit den Erlebnissen und Eindrücken am Boden kann er es nur schwerlich aufnehmen. Die Tagesetappe führte vorbei am eindrucksvollen Nordic-Center in Tschagguns, wo auf vier Skischanzen sowohl im Winter als auch im Sommer über 100 Meter weit gesprungen wird. Wer sich von dieser Kulisse bereits hat blenden lassen, wusste gar nicht, wohin mit seinen Augen, als es weiter den Berg hinauf zur Palüdbahn, vorbei am Kranspezialisten Liebherr und letzten Endes zum Mittag auf dem Rankweiler Golfpark ging. Letzterer beeindruckte neben dem erneut ausgezeichneten Mittagsbuffet mit seiner einzigartigen Aussichtsplattform.
Auf dem Weg zum Zieleinlauf durchfuhren die Teilnehmer noch die sehenswerten Ortschaften Vandans und Thüringen, bis sie erneut am Nordic-Center in Tschagguns vorfuhren. Doch dieses Mal wartete keine Wertungsprüfung am Fuße der Skischanzen, sondern die bei allen Motorsportfans so beliebte schwarz-weiß karierte Zielflagge. Bei der anschließenden Siegerehrung freuten sich alle Teilnehmer mit den Gewinnern Norbert und Ute Schrader, die im Austin-Healey 3000 MK II von 1959 nach drei Tagen die wenigsten "Strafpunkte" gesammelt haben. Herzlichen Glückwunsch und bis zum nächsten Mal!