BMW 3200 S Restaurierung: Barockengel mit etlichen Verbesserungen

BMW 3200 S Restaurierung
Barockengel mit etlichen Verbesserungen

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Wolfgang Instinsky hat sich als akkurater Lamborghini-Mechaniker einen Namen gemacht. In seiner Freizeit restaurierte und verfeinerte er in 10 Jahren – und mehr als 2.000 Stunden Eigenleistung einen BMW 3200 S nach seinen Vorstellungen.

BMW 3200 S, Frontansicht
Foto: Fact

Es gibt viele Arten, ein Auto zu restaurieren. Wolfgang Instinsky, der beruflich klassische Lamborghini repariert und restauriert, strebte für seinen privaten BMW 3200 S „Barockengel“ eine Restaurierung ohne Rücksicht auf Kosten und Aufwand an, wobei er bewusst vom Original abweichen wollte, damit sich der Wagen zuverlässiger und angenehmer fahren ließ.

Den Barockengel in Originalversion hatte der 66-Jährige einst ausgiebig kennengelernt: „Als junger Mann besaß ich nacheinander fünf Stück davon, jeweils mit Achtzylindermotor“, erinnert er sich. Die einstige Leidenschaft für diese BMW-Limousinen wurde anlässlich seines Besuchs der Retro Classics in Stuttgart im Jahr 2002 neu entfacht. „Und dann musste ich innerhalb einer Woche ein solches Auto haben“, lacht er.

BMW 3200 S, Karosserie
Fact
So sah die Ausgangsbasis aus: Die Blecharbeiten der angefangenen Restaurierung waren Wolfgang Instinsky nicht gut genug. Die eingesetzten Bleche wurden wieder entfernt.

Angefangene Restaurierung mit Nachholbedarf

Er wurde auch schnell fündig, doch der in Wuppertal erworbene Barockengel entsprach dann letztlich doch nicht seinen hohen Qualitätsansprüchen. Kurzerhand verkaufte er den Wagen wieder und suchte ein Restaurierungsobjekt. „Es musste nur den stärksten damals in diesen Versionen verbauten V8 mit 160 PS haben, alles andere war egal“, sagt Instinsky.

Was er fand, war ein unvollständiges, aber schon zum Teil restaurierten BMW 3200 S. Die Blecharbeiten waren abgeschlossen und die Karosserie lackiert. Doch als sich Instinsky die Arbeiten genauer ansah, war für ihn klar: „So konnte das keinesfalls bleiben.“ Also zerlegte er den Wagen bis zur letzten Schraube und ließ Blech und Rahmen glasperlstrahlen. Bereits eingesetzte Teile trennte er wieder heraus und schweißte sie exakter ein. Auch den Rahmen setzte er mithilfe der von Herbert Knödler in Tettnang nachgefertigten Teile wieder instand.

Knüppel- statt Lenkradschaltung

Schon zu diesem Zeitpunkt fiel die Entscheidung, dass die Limousine wie der BMW 3200 CS Bertone eine Knüppelschaltung erhalten sollte. Denn für die Lenkradschaltung mit ihren vielen Gelenken und Stangen mangelte es damals an Ersatzteilen, um eine präzise Schaltung realisieren zu können. Instinsky erwarb deshalb statt des etwas zurückversetzten Getriebes eine direkt am Motor angeflanschte Version vom Bertone-BMW, modifizierte für den Einbau den Getriebetunnel und sah am Rahmen entsprechende Aufnahmepunkte vor.

Von einem Bekannten konnte er für seinen BMW 3200 S ein abgesägtes Dach mit dem begehrten großen Faltschiebedach erwerben. Letzteres baute er in vielen Stunden in sein eigenes Auto ein, wozu er unter anderem sein Dach aufschneiden und die Führungsschienen einschweißen musste.

Jede Menge Zeit investierte er in das Erzielen perfekter Passungen von Hauben und Türen. Auch typische Schwachpunkte beseitigte er an seinem BMW 3200 S. So verhindert jetzt eine zusätzliche Halterung, dass das schwere Bremsgerät im Motorraum vibriert, was sonst oft zu Rissen im Blech in diesem Bereich führt.

BMW 3200 S, Motor
Fact
Piekfeiner Motorraum mit zahlreichen Verbesserungen am Antriebsstrang. Unter anderem wurde eine moderne Zündanlage, 2 Weber-Doppelvergaser und größere Ventile verbaut - rund 185 PS stehen nun zur Verfügung (Serie: 160).

Edles Interieur

Für die Restaurierung des Innenraums musste der emsige Schrauber Sitze besorgen, die er wie alle Verkleidungen mit Leder neu beziehen ließ. Das hölzerne Armaturenbrett des BMW 3200 S musste komplett erneuert werden. Den Klarlack, der auf das Furnier des Armaturenbretts und der Holzleisten an den Türen aufgetragen wurde, ließ er mit einem leichten Rotton einfärben, was dem Holz ein edleres Erscheinungsbild gibt.

Die im Dach angebrachte Zeituhr versetzte er nach Vorbild des BMW Bertone ins Armaturenbrett, und die damals als Extra erhältlichen elektrischen Fensterheber rüstete er mit Originalteilen nach.

Innermotorische Maßnahmen und moderne Zündung liefern 185 PS

Mit großem Engagement widmete sich Instinsky der Technik seines BMW 3200 S. Den V8 baute er mit Kolben der Firma Wahl komplett neu auf. Geändert wurden die Ventilgröße, die originale Ansaugbrücke wurde aufgebohrt und für die Aufnahme zweier 36er-Weber-Zweifachvergaser präpariert. Die genaue Justierung Letzterer übernahm die Firma Viktor Günther in Köln.

Eine elektronische Zündung mit einer MSD-Hochleistungszündspule und eine zweiflutige Abgasanlage nach Vorbild des BMW 507 vervollständigten die Leistungsoptimierung. Beim Prüfstandslauf ergaben sich beachtliche 185 PS.

Weitere Optimierungen betrafen das Kühlsystem, so besitzt der BMW nun einen thermostatgesteuerten Elektrolüfter. Die Führung der Benzinleitung im Motorraum des BMW 3200 S änderte Instinsky ebenfalls. Sie verläuft jetzt an einer kühleren Stelle an der Spritzwand, wodurch die lästige Dampfblasenbildung ein Ende hat.

BMW 3200 S, Seitenansicht
Fact
Alleine die perfekte Justierung der vier Türen verschlang eine Menge Zeit und Arbeit.

Barockengel mit technischen Verfeinerungen

Die serienmäßige mechanische Benzinpumpe wurde eliminiert. Stattdessen montierte Instinsky zwei getrennt einschaltbare, elektrische Pumpen in Tanknähe. Die zusätzliche Pumpe ist für die Reserveleitung zuständig, denn der BMW 3200 S besitzt normalerweise einen Benzinhahn mit der Möglichkeit, auf Reserve umzuschalten.

Die Umrüstung des BMW 3200 S auf Knüppelschaltung wurde bereits angesprochen, nicht aber die Verwendung einer leichter dosierbaren Tellerfederkupplung. Die stammt vom Lamborghini Urraco. „Man musste nur den Kupplungskorb an die Schwungscheibe anpassen, das übernahm Fichtel & Sachs“, erklärt Instinsky.

Perfektionismus bis ins Detail

Zwecks Erhöhung der Fahrsicherheit gönnte er seinem BMW 3200 S an der Vorderachse Vierkolben-Bremszangen von Girling und rundum Bilstein-Stoßdämpfer. Ansonsten blieb das in allen Bauteilen überholte Fahrwerk originalgetreu.

Das i-Tüpfelchen der sich über 10 Jahre hinziehenden Restaurierung des BMW 3200 S war die Montage der Zierteile. Die Fensterrahmen und Leisten hatte Jürgen Dettki aus Mülheim am Main in Messing nachgefertigt und als Rohteil geliefert. So konnten sie exakt angepasst und erst dann zum Verchromen gegeben werden. Denn eine zu kurze oder überstehende Leiste wäre für Wolfgang Instinsky eine mittlere Katastrophe. Er hat eben seine ganz besondere Art, ein Auto zu restaurieren.