Warum stellt jemand einen Ferrari Testarossa in eine Tiefgarage, statt ihn zu fahren? Gerade einmal 22.433 Kilometer legte der Erstbesitzer mit seinem 12-Zylinder-Mittelmotor-Sportwagen zurück, bevor er ihn abdeckte und stehen ließ. Das war 2003.
Die letzte Fahrt des in Paris zugelassenen Ferrari führte nach Saint-Tropez. Seit disem Trip nach Südfrankreich hat der 2012 verstorbene Besitzer seinen Testarossa nicht mehr benutzt. Laut Beschreibung des französischen Auktionshauses Artcurial nutzt der Unternehmer wohl stattdessen seinen Porsche 911 Speedster. Gekauft hatte Jaques S. den Ferrari über den Händler Charles Pozzi in Levallois im Nordwesten von Paris. Er fuhr ihn, bis er ihn eben abstellte. Nach seinem Tod erbten seine Frau und seine Tochter das Auto. Beide fuhren es jedoch ebenfalls nicht.
20 Jahre Standzeit – da ist eine Überholung fällig
Mit einem Kennzeichen des Départements 75, Paris, steht der 290 km/h schnelle Sportwagen in einer Tiefgarage neben einem grauen Renault Captur. Abgedeckt von einem staubigen, dunkelroten Auto-Paletot, das vor Staub und Licht schützt, aber genau an die Konturen der 80er-Jahre-Ikone angepasst ist. Selbst die Außenspiegel, bei diesem Modell schon nicht mehr halbhoch montiert, haben separate Taschen. Auf dem Tuch sind in Schwarz das Cavallino rampante und der Schriftzug eines Händlers aus Mulhouse zu sehen. Die Reifen auf den typischen Fünfstern-Felgen sind offenbar ziemlich luftleer.
Unter dem Staub, der sich trotz des Tuchs angesammelt hat, scheint der Lack in Rosso Corsa noch in Ordnung zu sein. Doch den Lack zu entstauben und die Reifen aufzupumpen, dürfte nicht die einzige Maßnahme sein, die zu treffen wäre, um den Ferrari wieder auf die Straße zu bringen. Artcurial empfiehlt eine gründliche Überholung, was nach 20 Jahren Standzeit realistisch erscheint.
Verkaufspreis: fast 100.000 Euro
Der Innenraum scheint in Ordnung zu sein, lediglich das billig wirkende Sportlenkrad stört den guten Eindruck. Die beigen Ledersitze sind ebenso wie die von roten Fußmatten geschützten, hellen Tepiche ohne Schaden über die Jahre gekommen zu sein – kein Wunder bei der geringen Laufleistung.
Für 95.360 Euro hat das französische Auktionshaus Artcurial den Testarossa nun versteigert.