Nein, nicht das, was Sie jetzt denken. Den Pokal haben Günter Deutsch und Joachim Heß mit ihrem Ford nicht bei einem Concours d’Élégance gewonnen. Obwohl der Wagen bei einer solchen Veranstaltung sicher nicht schlecht abschneiden würde. Tatsächlich haben sie die Trophäe bei der Kärcher Classic Rallye 2017 errungen. "Wir hatten dabei jede Menge Spaß und hatten überhaupt nicht auf die bei den Wertungsprüfungen errungenen Punkte geachtet", erzählt Günter. Als Zugabe zu dem Gewinn gab es einen prima Industriestaubsauger, der fortan die reichhaltige Ausstattung ihrer Hobbywerkstatt ergänzt.
Die Werkstatt ist wirklich bestens ausgerüstet, "wir haben uns da ein wenig reingesteigert", gesteht Joachim, kurz Jo genannt, und nennt aus dem Stegreif einige ihrer Errungenschaften: "Zwei Hebebühnen, verschiedene Schweißgeräte, eine Punktschweißzange, Standbohrmaschine, Motortester, Sandstrahlbox, Ultraschall-Reinigungsgerät." Wer es genau wissen will, was es dort alles gibt, findet etliche Informationen über das Treiben der regen Hobbyschrauber auf ihrer Website unter www.oldtimer-hobbywerkstatt.com.
An dieser Hobbywerkstatt sind insgesamt fünf Schrauber beteiligt. Besonders oft schrauben Günter und Jo zusammen. "Wir haben uns auf der Arbeit kennengelernt und waren eine Weile Kollegen, bis Jo den Arbeitsplatz wechselte", sagt Günter, der als Kraftfahrzeug-Sachverständiger tätig ist. Auf jeden Fall verstanden sich die beiden auf Anhieb gut, weil sie die gleichen Interessen besitzen, wie alte Autos und das Motorradfahren, und sind mittlerweile die besten Kumpels.
Die Restaurierungsgeschichte des Ford Taunus begann im Jahr 2014, als die beiden bei Günter daheim an der Bar saßen, ein Bier tranken und nebenbei die Auto-Angebote im Internet anschauten. Bei einem Ford Taunus III, auch TC 80 genannt, blieben sie hängen. "Ich bin sozusagen in einem Opel Rekord D aufgewachsen und hätte eigentlich gerne so einen gehabt, aber die sind mittlerweile sehr selten geworden", sagt Günter.
Als er jedoch den angebotenen Ford sah, war er sofort begeistert: "Denn das ist auch so ein heute rar gewordenes Brot-und-Butter-Auto aus meiner Jugendzeit." Seine spontane Euphorie wich allerdings rasch der Vernunft. Schließlich hatte er zuvor schon einen Hanomag-Henschel F20 von 1973 zum Restaurieren erworben. Als dann aber Jo die Absicht äußerte, den Ford zu übernehmen, entschloss sich Günter plötzlich doch zum Kauf.
Der Ford stand im etwa 100 Kilometer entfernten Memmingen. Es handelte sich um ein Exemplar von 1980, einen 1600 L mit dem 73 PS starken S-Motor, auf den ersten Blick gut erhalten. Besonders erfreuten das Auge die wie neu wirkende Innenausstattung und die Zahl 59.000 auf dem Kilometerzähler. Der Lack war zwar nicht verwittert, aber es gab die eine oder andere Roststelle, und bis auf die Fahrertür waren alle anderen Türen mehr oder weniger stark eingedrückt. An Teilen fehlte lediglich die hintere linke Stoßstangenecke.
Ford statt Hanomag
Überführt wurde der Wagen mit einem Anhänger, der natürlich ebenfalls zum Equipment der Werkstatt gehört. Günter ließ dann erst mal seinen Hanomag links liegen beziehungsweise stehen und kümmerte sich um den Taunus, sofern es sein Zeitplan und seine Familie erlaubten. Von Anfang an stand fest, dass ihm Jo bei den Arbeiten zur Seite stehen würde. "Und da er Kraftfahrzeugmeister ist, hat er beim Motor und der Technik noch etwas mehr Durchblick als ich", stellt Günter fest.
Grundsätzlich schraubten sie aber stets im Duett. Los ging es mit der Demontage der Anbauteile. Die Beulen in den hinteren Türen waren so heftig, dass eine Reparatur zu aufwendig geworden wäre. Günter ging auf Teilesuche im Internet und konnte zwei gut erhaltene gebrauchte Türen ergattern. Die Beifahrertür wurde ausgebeult.
Deutlich mehr Rost als gedacht kam nach dem Wegschrauben der Vorderkotflügel zum Vorschein, die beide erneuert wurden. Als besonders aufwendig sind Jo die Schweißarbeiten an der linken A-Säule und den Endspitzen in Erinnerung geblieben. "Aber wenn man ehrlich ist, rechnet sich so eine Restaurierung unter Berücksichtigung der Arbeitszeit und des Materialaufwands eh nicht", sagt er.
Stattdessen steht die Freude am Hobby im Vordergrund, und dann ist es unerheblich, wie viel Zeit für das Schweißen draufgeht oder dass Günter bei den Karosseriearbeiten die Schweißnähte sogar verzinnt hat. Auf diese Fähigkeit angesprochen meint Günter nur: "Das ist reine Übungssache."
Hilfe von Freunden und Profis
Bei anderen Arbeiten konnten sie auf die Unterstützung von Freunden bauen, wie zum Beispiel bei der Beseitigung von kleinen Dellen im Blech, darunter einer im Dach. Für die Lackierung wurde eine Firma in Ulm beauftragt, die den Taunus wieder in einem originalgetreuen Farbton lackierte.
Nun konnten Front- und Heckscheibe sowie die separat lackierten Türen und Hauben wieder montiert werden. Solange das Innere der Türen noch zugänglich war, ließ sich die gewählte Mike-Sanders-Hohlraumversiegelung problemlos auftragen. Überhaupt legten die beiden Schrauber großen Wert auf einen langfristigen Rostschutz. So hatten sie schon zuvor alle Schweißnähte abgedichtet und versiegelt. Den alten Unterbodenschutz hatten sie zunächst mit dem sogenannten Fluid Film Liquid A von Holdt angelöst und elastisch gemacht und anschließend mit Perma Film Black des gleichen Herstellers behandelt.
Erfreulich wenig Probleme bereitete die Innenausstattung. Wie erwähnt war sie noch gut in Schuss und musste nur gereinigt werden. Ersatz für die beschädigte hintere Türverkleidung hat sich bisher noch nicht gefunden.
Fast alle Teile bekommen
Die Ersatzteilbeschaffung für den Ford verlief laut Günter weitgehend unproblematisch. Als Quelle dienten die einschlägigen Teilehändler und das Internet, wo er neben den gebrauchten Türen auch Ersatz für den verbeulten Tank aufstöbern konnte. Nicht aufstöbern ließ sich bisher die entlang des Dachs verlaufende verchromte Regenleiste, die jetzige Lösung ist ein Provisorium.
Leicht zu beschaffen waren ferner die benötigten Technikteile. Viel gebraucht haben die beiden allerdings nicht. "Der wenig gelaufene Motor hatte noch eine Super-Kompression, und wir entschieden uns, ihn nicht zu öffnen", berichtet Günter. Natürlich wurde aber trotzdem ein großer Kundendienst gemacht und alle Flüssigkeiten, die Verschleißteile und der Zahnriemen für den Nockenwellenantrieb erneuert. Auch am Fahrwerk und der Bremsanlage kamen alle verschlissenen Teile neu.
Nach über einem Jahr ging das Projekt Taunus zu Ende. Nun mussten noch neue Papiere her, denn die originalen waren bei einem der Vorbesitzer verloren gegangen. Da der Wagen nicht als gestohlen gemeldet war, ein Vollgutachten vorgelegt werden konnte und Günter den Verlust der Papiere mit seiner Unterschrift bestätigte, verlief das Zulassungsprozedere erfolgreich.
Günter und Jo halten schon wieder Ausschau nach bezahlbaren Veranstaltungen. Für einen zweiten Pokal wäre noch Platz.