McLaren F1 mit LM-Teilen: Supercar der 90er zu verkaufen

McLaren F1 mit LM-Teilen: 1 von 64
Supercar der 90er zu verkaufen

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RM Sotheby’s verkauft in den USA eines der letzten von 64 McLaren F1 Straßenautos. Der Carbon-Sportwagen hat eine interessante Ausstattung. Der Preis ist allerdings vertraulich.

McLaren F1 (1989)
Foto: RM Sotheby's

McLaren baute 64 F1 für die Straße. Einer davon, Chassis Nummer 059, unterscheidet sich von den anderen 63 Modellen: Dieses Auto bekam sieben Monate nach der Erstzulassung im Mai 1998 seinen ersten Service im Werk und einige Extras: 18-Zoll-Magnesiumräder, einen Heckflügel und die Frontschürze der LM-Version – hiervon hatte McLaren fünf Stück gebaut – sowie eckige Scheinwerfer. Straßen-F1 haben normalerweise ein rundes Leuchten-Doppel unter den transparenten Abdeckungen im Kotflügel.

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Zum Fahren gebaut

Der erste Besitzer, ein britischer Unternehmer, hatte seinen F1 in den ersten sieben Monaten ausgiebig gefahren. Beim ersten Service, der wie alle Inspektionen, die der Erstbesitzer machen ließ, im Werk stattfand, wurden akribisch nicht nur die Laufleistung von 4.676 Meilen (7.478 km) vermerkt, sondern auch, welche CDs im Wechsler steckten: Elton John, Queen, Fleetwood Mac.

Le-Mans-Sieg 1995

Zum Fahren ist der Supersportwagen gemacht: Er sollte das beste Supercar der Welt und einfach zu beherrschen sein. Souverän auf der Rennstrecke, leicht zu fahren im Londoner Stadtverkehr. Wobei McLaren mehr Kompromisse bei der Stadttauglichkeit machte als bei der Rennstreckenkompetenz. Drei Jahre nach dem Debüt gewann ein McLaren F1 in Le Mans. Vier weitere folgten auf den Plätzen 3,4,5 und 13. Von elf GT-Läufen gewann sieben ein F1.

McLaren F1 im Test

Im Stadtverkehr war mit Kompromissen zu rechnen. Kupplung, Bremse und Lenkung verlangen mangels Servo nach Kraft und die Sicht nach hinten geht gegen null – schrieben Andrew Frankel und Götz Leyrer in auto motor und sport 12/1994. Die Autoren nannten den F1 trotz seiner zivilen Optik "das wildeste Gebilde auf vier Rädern."

Im Test beschleunigte das Vorserienauto XP4 in 3,2 Sekunden von null auf 100 km/h. Nach 9,4 Sekunden waren 200 km/h erreicht. Leyrer übersetzte das Erlebnis bildhaft: "Der McLaren schießt davon wie von einer Sprengladung abgefeuert."

Die Tachoskala reichte bei 388,8 km/h Höchstgeschwindigkeit knapp aus. Dabei war der F1 eher auf Abtrieb als auf Höchstgeschwindigkeit ausgelegt. Er hatte trotzdem kaum sichtbare Spoiler und einen sehr ordentlichen cW-Wert von 0,32. Gerade im Vergleich zu späteren Supersportwagen ist der F1 außerdem sehr kompakt: Die Grundfläche von 4,29 Metern Länge und 1,89 Breite entspricht praktisch der eines VW Golf 8. Dafür ist das britische Supercar fast genau 30 Zentimeter flacher als das Wolfsburger Volumenmodell.

Kein Turbo, kein Servo, kein ABS

McLaren sparte sich Unnötiges, baute das Chassis aus kohlefaserverstärktem Kunststoff und kam so auf ein Leergewicht von 1.138 Kilogramm. Das war auch 1994 eine Ansage, ein Bugatti EB 110 war deutlich schwerer. Deshalb kam der V12-Motor des McLaren F1 ohne Aufladung aus.

BMW lieferte den S70 nach Woking: Der 6,064 Liter große Motor hat praktisch nichts mehr mit dem Serien-Zwölfzylinder M70 aus 7er und 8er zu tun. Je zwei Nockenwellen pro Zylinderbank steuern vier Ventile pro Brennraum. Bei 7.400/min leistet der Motor 627 PS. Das entspricht einer Literleistung von 103 PS und einem Leistungsgewicht von 1,8 Kilogramm pro PS. Das Drehmoment von 650 Newtonmetern liegt bei 4.000/min an. Keine Traktionskontrolle regelt Leistung weg oder zieht die Bremse an – der Fahrer regelt selbst. Auch ein ABS hat der F1 nicht.

Die Entstehungs-Legende

Die Idee zum McLaren F1 entstand der Legende nach während eines Gesprächs, mit dem vier Herren die Wartezeit auf einen verspäteten Flug nach dem Italien-Grand-Prix 1988 überbrückten. Ron Dennis und Mansour Ojjeh, die Chefs von TAG McLaren, saßen mit dem Technischen Direktor Gordon Murray und Marketingchef Creighton Brown am Flughafen Linate zusammen. Im Gespräch entstand die Idee, ein Straßenauto zu bauen: "Why not build a road car? But not just a road car, a supercar…?" Und warum nicht gleich das beste Supercar der Welt? Mansour Ojjeh fasste das Ergebnis knapp zusammen: "Lasst es uns machen!" Murray und Brown machten sich mit ihren Leuten an die Arbeit. Zwei Jahre später stand der Name fest, vier Jahre später war das Auto fertig. Es kostete 540.000 britische Pfund und in Deutschland 1,4 Millionen Mark.