Für 112.000 US-Dollar, umgerechnet rund 92.360 Euro, hat RM Sotheby’s während der diesjährigen Auktion in Scottsdale einen S-Klasse -Kombi versteigert, den eine Hamburger Firma 1990 aus einem 560 SEL gebaut hat.
Umbau von Caro in Hamburg
Verlängertes Dach, eine modifizierte Heckklappe vom S124 und eigens angefertigte Seitenscheiben: So entstand ein Auto, das Mercedes ab Werk nie angeboten hat. Ein 560 TEL. So steht es auch in Chromlettern an der Heckklappe.
Die Rückleuchten stammen ebenso wie die Hecktür und einige Teile der Kofferraumauskleidung vom damals einzigen Kombi der Marke, dem S124. Anders als bei diesem sind die Rücksitzlehnen im TE nicht klappbar; dem steht der Tank im Weg. Auch die Elektrisch um zehn Zentimeter längs verstellbare Rücksitzbank dient nicht etwa der Laderaumerweiterung, sondern dem Komfort – wir befinden uns halt in der Luxusklasse. Denn die technische Basis sowie die Innenausstattung bis zur Rücksitzbank stammt vom Spenderfahrzeug, enem 560 SEL. Das wird auch beim Blick unter den Kofferraumboden deutlich: Wer schon mal die Reserveradmulde eines W126 gesehen hat, dem wird der Anblick bekannt vorkommen.
560 SEL T-Modell in 199 Blauschwarz
Die Basis für den Umbau eine 560 SEL Limousine in 199 Blauschwarz-Metallic, wurde im Mai 1990 zu Caro International nach Hamburg geliefert. Die Karosseriefirma hatte schon 190er zu Cabrios umgebaut, Luxuslimousinen verlängert und Autos gepanzert. Auch Interieur-Aufwertungen und Motor-Umbauten bietet die Firma aus Ottensen an – bis heute. Gepanzert und individualisiert hat Caro den Kombi nicht. Das Interieur blieb, wie es ab Werk war: gediegen schwarz.
Auffällig ist allein die komplette Ausstattung: Unter anderem hat der Kombi den beim W126 bestellbaren, aber selten georderten Beifahrerairbag samt des dazugehörigen, abschließbaren Fachs mit Holzrollo in der Mittelkonsole. Auf einer Leiste vor dem Automatik-Wählhebel sitzen all jene Schalter, die im Wurzelholz der Mittelkonsole keinen Platz mehr gefunden haben: Überland-Fanfare, Sitzheizung und der Schalter für den Heckwischer sowie die Scheinwerfer-Reinigungsanlage.
200.000 Mark Umbaukosten
Der S-Klasse-Kombi soll übrigens laut RM Sotheby’s vor 30 Jahren 337.000 Mark gekostet haben. Das Topmodell von Mercedes-Benz, eine 560 SEL Limousine stand 1990 mit 137.028 Mark in der Preisliste. Im Auto stecken also Extras und Umbaukosten im Wert von 200.000 Mark. Am 25. Januar wurde der 560 TEL in Scottsdale/Arizona für umgerechnet etwa 92.430 Euro versteigert – das Dreifache dessen, was eine Limousine im Zustand eins wert wäre.