Ein ehemaliger Rennwagen, der vier von vier Rennen gewonnen hat, steht bei Mechatronik zum Verkauf. Die Firma mit Sitz in Pleidelsheim bei Stuttgart hat sich auf Sammlerautos spezialisiert und bietet einen Mercedes-Benz C11 von 1990 zum Kauf an. Der Rennwagen der Gruppe C soll neun Millionen Euro kosten.
Der Mercedes C11
Der C11 war der Nachfolger des Sauber C9. Es war der letzte nach dem klassischen Reglement ausgelegte Gruppe-C-Rennwagen des Sauber-Mercedes-Teams und der erste, der von Beginn an Mercedes hieß. Anders als sein Vorgänger hat der C11 ein Carbon-Chassis, was das Auto leichter und steifer macht. Das neue Chassis war für mehr Abtrieb ausgelegt und hatte eine kleinere Stirnfläche.
Der V8-Biturbo-Motor mit 4.973 Kubikzentimeter Hubraum erhielt eine elektronische Klopfregelung und leistete im Rennen rund 740 PS. Mit erhöhtem Ladedruck konnten die Leistung, zum Beispiel für schnelle Qualifikationsrunden, auf bis zu 929 PS gesteigert werden. Die Basis für den Vierventil-V8 bildete die Motorenbaureihe M119, wie sie Mercedes als Saugmotoren in S-Klasse und SL einsetzte.
Sauber-Mercedes wollte den C11 das erste Mal beim Rennen in Suzuka einsetzen. Daraus wurde jedoch nichts, weil Jean-Louis Schlesser im Training einen Unfall mit dem Auto hatte. Als Ersatz kam ein C9 zum Einsatz. Die Premiere fand dann in Monza statt und war sehr erfolgreich: Mauro Baldi und Jean-Louis Schlesser sowie Jochen Mass und Karl Wendlinger fuhren mit zwei C11 einen Doppelsieg ein.
Bis auf eins gewann der C11 in der Saison 1990 alle weiteren Rennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft und holte die Meisterschaft für dieses Jahr. Am Steuer saßen unter anderem die späteren Formel-1-Fahrer Heinz-Harald Frentzen, Michael Schumacher und besagter Karl Wendlinger. Jean-Louis Schlesser holte am Ende der Saison 1990 mit dem C11 den Fahrertitel in der Gruppe C.
Chassis C11-03
Von den vier C11-Chassis, die Sauber gebaut hat, bietet Mechatronik Nummer 03 an. Dieses Chassis hatte am 20. Mai 1990 in Silverstone und am 3. Juni 1990 in Spa Testeinsätze. Das erste Rennen fuhr Chassis Nummer 03 am 22. Juli 1990 in Dijon. Schlesser/Baldi fuhren im Qualifying auf Platz eins und gewannen das Rennen. Bei drei weiteren Rennen – Nürburgring, Donington, Montreal – belegten Schlesser/Baldi mit dem C11-03 jeweils ebenfalls die Pole Position und Platz eins im Rennen. Seinen letzten Renneinsatz hat das Chassis 1991 bei den 24h von Le Mans. Dort fielen Jean-Louis Schlesser, Jochen Mass und Alain Ferte wegen eines Motorschadens nach 21 Stunden aus. Wenige Monate danach verkaufte das Team Sauber-Mercedes den C 11 an einen Privatsammler.
Die Gruppe C
Die Gruppe C war ein FIA-Reglement für eine Prototypen-Klasse. Sportwagen der Gruppe C fuhren von 1982 bis 1992 in der Sportwagen-Weltmeisterschaft, von 1982 bis 1985 in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft, von 1986 bis 1989 im Supercup und am längsten in der nordamerikanischen IMSA-GTP; dort waren – häufig stärker modifizierte – Autos auf Gruppe-C-Basis von 1982 bis 1993 zugelassen.
Eine Mindestanzahl identischer Fahrzeuge war ebenso wenig nötig wie die Verwendung von Serienteilen. Die FIA gab ein Mindestgewicht von 800 Kilogramm und einen maximalen Tankinhalt von 100 Liter vor. Während eines 1.000-Kilometer-Rennens waren fünf Tankstopps erlaubt. Damit war der Verbrauch auf maximal 60 Liter je 100 Kilometer begrenzt. Wie viel Hubraum der Motor hatte, ob er aufgeladen war oder nicht, war freigestellt.
Fazit
Bei Mechatronik steht ein Gruppe-C-Rennwagen zum Verkauf, der vier von vier Rennen in der faszinierenden Gruppe C gewonnen hat. Der Preis für den C11 liegt bei neun Millionen Euro. Warum das Team Sauber-Mercedes das erfolgreiche Auto verkauft hat, ist unbekannt.