Teil 1: Oldtimer als Wertanlage: Das Interesse steigt und die Preise klettern

Teil 1: Oldtimer als Wertanlage
Das Interesse steigt und die Preise klettern

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Oldtimer sind eine stabile Wertanlage. Motor Klassik warf einen Blick auf die Wertentwicklung der vergangenen zehn Jahre und sprach mit Experten über die Gründe steigender Preise.

Lamborghini Miura SV
Foto: Archiv, Panthermedia

Der Rückblick offenbart Erfreuliches: Wer alte Oldtimer- Preistabellen mit denen von heute vergleicht, stellt für alle gelisteten Fahrzeuge ein gestiegenes Preisniveau fest. Über die Jahre hinweg kann der Wert für einen Klassiker drastisch steigen.

Dass dies nicht immer stetig geschieht, zeigt zum Beispiel ein Blick auf die Auktionspreise des Lamborghini Miura SV in den vergangenen zehn Jahren. Um das Jahr 2007 kristallisiert sich ein sprunghafter Anstieg der Preise heraus. Brachte bis dato ein guter SV um die 300 000 Euro, wurden nun Preise von deutlich über einer halben Million erzielt, womit der Lambo seinem zeitgenössischen Konkurrenten Ferrari Daytona preislich auf und davon zog.

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Deutsche Oldtimer-Index liefert eine Tendenz

Eine allgemein gültige Tendenz für die Wertentwicklung auf dem Oldtimer Markt liefert zum Beispiel der halbjährlich vom VDA in Zusammenarbeit mit Classic-Car- Tax herausgegebene Deutsche Oldtimer Index, dessen Aktualisierung in Kürze ansteht. Eine weitere Quelle ist der Hagerty Price Guide des gleichnamigen amerikanischen Versicherungskonzerns. Die von Hagerty veröffentlichten Grafiken zur Preisentwicklung weisen speziell für besonders teure Klassiker eine leichte Delle um das Jahr 2008 auf - eine Folge der damaligen Finanzkrise.

David Gooding, Chef des Auktionshauses Gooding, sah dies nicht tragisch: „Das aktuelle finanzielle Klima hat nur wenig Auswirkungen auf den Markt der Hochpreisfahrzeuge“, sagte er seinerzeit in einem Interview mit Motor Klassik.
Er sollte recht behalten: Wer sein Auto nicht panisch verkaufte, erfreute sich knapp zwei Jahre später wieder an einem Wertzuwachs.

Auktionen offenbaren nur Momentaufnahmen

Bei der Bewertung von Auktionsergebnissen sollte man beachten, „dass es sich immer nur um Momentaufnahmen handelt“, erklärt Frank Wilke von Classic-Car-Tax. Obgleich sich aus mehreren Ergebnissen durchaus eine Tendenz erkennen lässt (siehe Miura SV), bleibt zu bedenken, dass bei einer Auktion manchmal wesentlich mehr als der Marktwert erzielt wird, weil gerade in diesem Augenblick zwei Bieter das Auto unbedingt haben wollen und deshalb den Preis in die Höhe treiben.

Möglicherweise ist das einer der Gründe, weshalb einzelne zum Rekordpreis versteigerte Fahrzeuge einige Zeit später zu einer deutlich geringeren Summe wieder den Besitzer wechseln, wie Szene-Kenner mit besonders großen Ohren schon mitbekommen haben.

Mit einem Italo-Sportwagen 9 Millionen Gewinn

Zu den teuersten Autos zählt zweifellos der Ferrari 250 GTO. Klaus Werner aus Wuppertal, der mit exklusiven meist sportlichen Klassikern handelt, taxiert ihn derzeit auf 15 bis 19 Millionen Euro. Hätte man vor zehn Jahren einen der raren GTO zum damals aktuellen Marktwert von etwa 8 Millonen Euro ergattert, könnte man sich heute über einen Gewinn von 9 Millionen Euro freuen. Diese Summe liegt eindeutig über der Inflationsrate und deckt selbstverständlich auch alle in dieser Zeit anfallenden Kosten für Wartung, Unterbringung und Versicherung mehr als ab.

Gestiegenes Interesse - Preise steigen

Prozentual betrachtet haben andere Klassiker deutlicher zugelegt. Porsche 550, Bentley Blower, etliche Maserati und Ferrari Rennsportwagen, aber auch Klassiker der unteren Preiskategorien wie Citroën 2 CV, Opel Kadett GT/E oder Fiat 500. Doch was treibt die Preise in die Höhe?

„In den vergangenen zehn Jahren hat sich das Interesse an klassischen Fahrzeugen mehr als verdoppelt“, findet Annette Abaci von RM Auctions und verweist wie Philip Kantor von Bonhams auf die vielen Veranstaltungen, darunter sehr exklusive. Und für die Teilnahme an Letzteren möchte man entsprechend motorisiert sein, zumal „der Oldtimer in manchen Kreisen ein Statussymbol geworden ist“, so Werner, „und oft stehen von bestimmten Autos weniger zum Verkauf, als es Käufer gibt - was den Preis in die Höhe treibt.“

Ferrari-Experte und -Händler Mike Shehaan erklärt den überproportionalen Wertzuwachs einiger Ferrari der Enzo-Ära, darunter Einzelstücken, 375, 410 oder Kleinserien wie der California Spyder, ähnlich: „Je geringer die Stückzahl, desto höher der Sammlerwert.“

Oldtimer gelten nicht als Spekulationsobjekt

Abgesehen von Dingen wie Image, Seltenheit, Erhaltungszustand, Matching Numbers oder einer Dokumentation der Geschichte beeinflusst aber auch die Einsatzmöglichkeit des Autos den Preis. Denn zum Glück sehen die meisten im Oldtimer kein reines Spekulationsobjekt und genießen ihn. „Daher ist ein 250 GTO teurer als ein 512 M, denn er lässt einen schlechten Fahrer gut aussehen“, erklärt Sheehan.

Mittlerweile tritt noch ein weiterer Aspekt in den Vordergrund. „Der Markt ist weiser geworden und realisiert, dass Patina und Originalität etwas Einmaliges sind“, betont Philip Kantor. Befürchtungen, der Markt könnte in nächster Zeit zusammenbrechen, hat er nicht. Annette Abaci sieht es ähnlich: „Die Unsicherheit auf den Finanzmärkten unterstützt den Trend, in Sachwerte zu investieren.“ So offenbart aus Sicht der Experten auch der Blick nach vorn Erfreuliches.

Kommentar

Bernd Woytal über die folgen steigender Oldtimer-Preise.
Die Oldtimer-Werte steigen, Auktionshäuser verkünden Rekordpreise. Das lässt die Finanzwelt nicht kalt, Oldtimer-Fonds versuchen sich zu etablieren, Unsicherheiten an den Börsen lassen klassische Fahrzeuge als sichere Wertanlage erscheinen. Letzteres mag zutreffen, doch wenn es um das Einstreichen fetter Gewinne geht, sehen viele Oldtimer-Fans rot. Genauer gesagt: Ferrari-Rot. Die Situation Ende der 80er Jahre bleibt unvergessen, als die Ferrari-Preise und im Nachgang die Notierungen anderer Klassiker in den Himmel schossen, und am Schluss das von Spekulanten über Banken finanzierte Gebilde zusammenbrach wie ein Kartenhaus.

Zum Glück steht heute der Markt auf stabileren Säulen, ein Einbruch steht nicht bevor, und nichts spricht dagegen, zum aktuellen Preisniveau in die Oldtimer-Szene einzusteigen. Man sollte aber nie einen Klassiker als reine Geldanlage erwerben, sondern ihn genießen und den Wertzuwachs als erfreuliche Nebenwirkung betrachten. Exakt kalkulierbar ist das Marktgeschehen kaum, sonst hätten sich viele Oldtimer- Kenner längst als Millionäre zur Ruhe gesetzt.