Verrücktes Oldtimer-Tuning: Golf I GTI (1983) mit zwei Motoren

Tuning Unikat VW Golf I GTI Bimotor (1983)
Getunter 80er-Jahre GTI mit 2 Motoren und 250 PS

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Dieser VW Golf I GTI von 1983 hat mächtig Power. 250 PS um genau zu sein, denn Andreas Weibel aus der Schweiz hat ihm einen zweiten Motor in den Kofferraum gepackt. Wir haben das Bimotor-Monster und seinen Erschaffer besucht.

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Foto: Fact

Andreas Weibel aus Aarberg nordwestlich von Bern hat schon die unmöglichsten Dinge gemacht. So ist es zwar nichts Besonderes, dass er einmal bei einer Probefahrt im Rahmen einer Vergasereinstellung von einem Polizisten angehalten wurde. Andererseits aber doch, denn er war mit einem Skateboard unterwegs, das er mit einem Motor aus dem Modellbau bestückt hatte.

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Der Golf-Umbau ist nicht das erste Projekt von Andreas Weibel. Aber auf jeden Fall eines der beeindruckendsten.
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Solche Basteleien sind für ihn nichts Ungewöhnliches, denn das Hämmern, Schrauben und Schweißen ist ihm sozusagen in die Wiege gelegt worden. Der Vater hatte 1961 eine Autowerkstatt gegründet, wo sich Andreas schon in früher Jugend viele handwerkliche Fähigkeiten aneignete. „Schon damals habe ich viele Sachen abgeändert, vom Modellauto bis zum Fahrrad“, erzählt der 59-Jährige, der bereits mit zwölf Jahren ein eigenes Auto besaß.

VW T3 mit Porsche-Antrieb

Klar, dass auch Autos nicht verschont wurden. Eine Lehrlingsausbildung bei der AMAG in Bern, die im Ruf stand, besonders gründlich zu sein, intensivierte sein handwerkliches Geschick. Das erste spektakuläre Projekt war dann der Umbau eines VW-Bus T3 auf Porsche-Antrieb. Weitere Aktionen sollten folgen.

Etwa Mitte der 80er-Jahre überraschte Andreas dann seine Frau mit den Worten: „Ich brauche dein Auto, du musst dir ein anderes kaufen.“ Was war geschehen? Der Schweizer hatte einen kleinen Bericht über einen VW Scirocco gelesen, den das Werk mit einem zweiten Motor ausgestattet hatte. Prompt fiel ihm der 83er GTI seiner Frau ein, der sicherlich auch ein dankbares Objekt dafür wäre.

Nun war er nicht mehr zu bremsen. „Allerdings baue ich dann nicht einfach drauf los, sondern gehe planmäßig vor“, sagt er. Zunächst fotografierte er den Wagen von unten und projizierte den Frontbereich mit dem Motor ins Heck, um erste Anhaltspunkte zu bekommen, wo die Aufnahmepunkte für die vordere Antriebseinheit samt Radaufhängungen liegen müssten.

Motor samt Getriebe vom Schrottplatz

Genauere Aufschlüsse darüber lieferte ihm ein von der Radmitte aus gespanntes Koordinatensystem aus Blumenbindedraht, das er im Frontbereich und im Heck anbrachte, und so die vorn ermittelten Werte ins Heck übertragen konnte. „So wusste ich zum Beispiel, wo die Befestigung des Federbein-Domlagers sein musste“, erklärt er, denn er wollte im Heck sozusagen den Vorderbau kopieren.

Den benötigten Vorderbau für hinten kaufte er als Neuteil, einen Motor samt Getriebe, Radaufhängung und Antriebswellen erstand er auf einem Schrottplatz. Nun wurde der Golf des Tanks und seiner Hinterachse beraubt, „und dann trennte ich ein entsprechend großes Stück aus dem Bodenblech im Heckbereich“, erläutert Andreas Weibel sein weiteres Vorgehen.

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Ein zweiter Vorderbau wurde angepasst und in das Heck transplantiert.

Der Golf auf der Richtbank

Bei einem befreundeten Karosseriebauer hatte er die Möglichkeit, den Golf auf eine Richtbank zu setzen. Nur so war letztlich ein exaktes Arbeiten möglich. Der Richtsatz für den Frontbereich wurde dann unter dem Heck montiert. Weibel passte den neuen Vorderbau ins hintere Abteil ein und fixierte ihn mit einzelnen Schweißpunkten. Der Karosseriebauer führte dann die Schweißarbeiten zu Ende. Das große Aufatmen erfolgte aber erst, als sich herausstellte, dass die Antriebseinheit samt Achsen perfekt passte.

Der spezielle Reiz des Projekts bestand darin, einen zweimotorigen Golf zu bauen, der sich äußerlich nur unwesentlich vom Serienprodukt unterscheidet. Und wer den Wagen anschaut, muss gestehen, dass das auch gelungen ist. Ein Erkennungsmerkmal stellt zum Beispiel die etwas weiter vorn positionierte Lehne der Rücksitzbank dar. Die Lehne fungiert als Schottwand zum Motorraum und besitzt eine Dämm- und Brandschutzschicht. Und was aussieht wie die Sitzfläche der Rückbank, ist im Grunde ein verkleideter, selbst gefertigter, 75 Liter fassender Benzintank, aus dem sich beide Motoren bedienen.

Ein riesiger quer liegender Auspuffschalldämpfer

Wer genau hinschaut, erkennt auch die zusätzlichen Belüftungsöffnungen im Frontblech unterhalb der Stoßstange. Dahinter sitzen die neu hergestellten Wasser- und Ölkühler für Front- und Heckmotor, weshalb auch lange Öl- und Kühlwasserrohre für das Triebwerk im Heck angefertigt und montiert werden mussten.

Ein weiterer Hinweis darauf, dass es sich hier um einen Super-Golf handelt, liefern die hinter dem hinteren Kennzeichen versteckten Kühlschlitze. Die verhindern einen Hitzestau im Heckabteil, denn dort ist ein riesiger quer liegender Auspuffschalldämpfer untergebracht. Zu ihm schicken beide Motoren ihr Abgas, und auch er stellt eine Sonderanfertigung dar, ausgeführt in Edelstahl. Direkt nach oben kann die Hitze im hinteren Motorabteil nicht entweichen, denn Andreas Weibel hat aus dem Heck eines VW-Bus T3 eine Verschalung samt Abdeckung übernommen, sodass der zweite Golf-Motor unsichtbar bleibt.

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Im Innenraum fallen die Änderungen, wie auch an der Außenoptik, dezent aus.

Kunstgriffe in der Konstruktion

Im Innenraum heben sich lediglich die beiden Temperaturanzeigen in der Mittelkonsole vom Serienauto ab. Diese informieren über die Öl- und Kühlwassertemperatur des Heckmotors. Gestartet wird der Bimotor-Golf mit dem üblichen Zündschlüssel, der aber zwei Anlasser aktiviert. „Springt ein Motor früher als der andere an, wird sofort der entsprechende Magnetschalter vom Strom getrennt“, verrät Andreas einen der vielen Kunstgriffe, die sich in dieser intensiv durchdachten Konstruktion verbergen.

Von den über 1.200 Stunden, die in diesem Umbau stecken, flossen viele in Abstimmungsarbeiten. Als sehr tückisch erwies sich das Schaltgestänge. Hier brauchte es allein 100 Stunden, bis sich über die ungleich langen Schaltstangen die Gänge im vorderen und hinteren Getriebe gleichzeitig und exakt einlegen ließen. Der Fahrer merkt nur an den etwas höheren Bedienungskräften, dass er eigentlich zwei Getriebe schaltet. Auch braucht es gestählte Waden, denn es müssen zwei Kupplungen betätigt werden.

Irre Beschleunigung im Bimotor-GTI

Die beiden Motoren klingen im Duett natürlich etwas kräftiger, als man es von einem normalen GTI gewohnt ist. Mit spezieller Nockenwelle und Luftfilteranlage liefern sie jeweils 125 PS. „Gibt man im fünften Gang bei 40 km/h Vollgas, erlebt man eine irre Beschleunigung, die nie zu enden scheint“, schwärmt Andreas Weibel. GPS-unterstützt hat er eine Höchstgeschwindigkeit von 248 km/h ermittelt, in 5,2 Sekunden sprintet der nur 1.085 Kilogramm schwere Golf auf 100. Für eine adäquate Verzögerung sorgen vorn Bremsen vom Golf G60, hinten vom Passat Syncro. So manches schöne Erlebnis hat Andreas mit diesem Auto schon gehabt. So etwa, als er einem getunten Golf VR6, dessen Fahrer ihn selbstbewusst zu einem Rennen herausforderte, die Rücklichter gezeigt hat. Bleibt nur zu sagen: gute Arbeit.