Klassiker-Preise: Zwei zum gleichen Preis - welchen kaufen?

Klassiker-Preise
Zwei zum gleichen Preis - welchen kaufen?

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Ein Preis - und 2 total verschiedene Klassiker. Welchen soll man nehmen? Motor Klassik präsentiert 10 unterschiedliche Auto-Paarungen zum jeweils gleichen Kaufpreis. Darunter viele Schnäppchen sowie überraschende Hochpreis-Überflieger.

Grafik, Preisvergleich
Foto: Archiv

Die BMW Isetta ist ohne Frage ein ziemlich einzigartiges Automobil. Bei einer Außenlänge von nur 2,28 Meter konnten einst zwei Passagiere und ihr Gepäck trocken und sicher auf vier Rädern über die Alpen bis nach Ri Mini reisen. Ein beflissen pochender, gebläsegekühlter Einzylinder-Viertaktmotor mit 13 PS aus 0,3 Liter Hubraum erlaubte ein maximales Tempo von immerhin 85 km/h.

Für 18.000 Euro: 13 PS Isetta oder Mercury Cougar mit 228 PS-V8

Der Clou der Isetta ist jedoch die komplett zur Seite hin sich öffnende Frontpartie, an der das Lenkrad und der Instrumententräger befestigt sind und sich nach außen vom Fahrersitz wegbewegen. Der Einstieg in das Kugelauto ist deshalb sehr bequem. Und der Show-Effekt toppt sogar das mondäne Flügel-Schlagen eines 300 SL-Coupés. Doch ist es wirklich angemessen, heute für ein gut gepflegtes oder restauriertes Exemplar bis zu 18.000 Euro und mehr auszugeben?

Unsere Highlights

Die Frage stellt sich vor allem dann, wenn man an die herrlichen Klassiker-Alternativen denkt, die für exakt die gleiche Summe offeriert werden. Wir wählten als Beispiel den Mercury Cougar aus den späten Sechzigern, das luxuriösere, bei uns wenig beachtete Pendant zum Mustang aus dem Ford-Konzern. Dass dieser noch kompakte, technisch unkomplizierte V8-Ami mit seinen 228 SAE-PS fast alles besser kann als die Isetta, steht außer Frage. Der Vergleich erscheint sogar absolut unfair, wenn nicht der identische Klassiker-Kaufpreis das ungleiche Paar zusammenbrächte.

Doch es gibt auch andere Isetta-Alternativen für die geforderten 18.000 Euro. Praktisch alle etablierten Einstiegs-Klassiker kommen in Frage, von denen hier nur einige genannt sind: Alfa Romeo Spider 2000 Veloce, Citroën DS 21, Lancia Fulvia Sport, MG B, Peugeot 504 Cabrio und viele mehr. Falls es ein BMW sein muss, empfiehlt sich sogar ein rassiger, viertüriger 1800 TI von 1965 mit 110 PS.

Für 30.000 Euro gibt's einen NSU TTS - oder einen Porsche 911 SC 3.0

Gerade bei Kleinwagen - insbesondere für die Sportversionen - schossen die Preise in den letzten Jahren drastisch in die Höhe. Beispiel NSU TT und TTS. Für einen normalen NSU 1000 im Topzustand mit immerhin 40 PS müssen derzeit rund 10.000 Euro entrichtet werden, während der Preis für einen 65 PS starken TT drei Mal so hoch liegt. Damals kostete die stärkste Sportversion mit den charakteristischen Doppelscheinwerfern nur etwa die Hälfte mehr als das Basismodell mit rund 5.000 Mark.

Wer heute also mit dem Gedanken spielt, einen echten NSU TT oder TTS erwerben zu wollen, könnte sich für den gleichen Beitrag auch ein anderes Heckmotor-Auto leisten - mit sechs anstatt vier Zylindern und mit drei anstatt nur 1,2 (TT) und einem Liter (TTS) Hubraum: Porsche 911 SC 3.0 aus den Jahren 1977 bis 1980.

Mini Cooper S oder Bentley T1

Ähnlich hoch gehandelt wie die Heckmotor-Flitzer von NSU sind die frontgetriebenen Austin Mini Cooper und Cooper S. Im internationalen Rennsport extrem erfolgreich und mit bis zu 70 PS genauso wie die Sport-NSU sehr ambitioniert motorisiert, erreichen auch hier gepflegte Top-Fahrzeuge locker die 30.000-Euro-Marke. Dafür erhält heute der anglophile Oldtimer-Fan alternativ auch einen herrschaftlichen Bentley T1 mit fast unzerstörbarer, 6,2 Liter großer V8-Maschine.

Der Bentley tritt etwas schlichter als sein Rolls-Royce-Zwillingsbruder Silver Shadow auf und trägt auch den sportlicheren Namen. Trotzdem wäre der Mini Cooper, würde man den zukünftigen Besitzer direkt zwischen beiden Fahrzeugen wählen lassen, sicher das begehrtere Fahrzeug. Der größere Fahrspaß beim Kurvenräubern und vor allem die überschaubaren Unterhaltskosten sprechen für den kleinen Fronttriebler.

Doch Vorsicht! Der enorme Preissprung der Sportmodelle von Mini und NSU 1000 gegenüber ihren Standard-Pendants verleitet oft zum Bau von Clonen, von nachträglich zu TT beziehungsweise Cooper umfrisierten NSU 1000 und Mini. Die müssen preislich deutlich unter den echten, einst vom Werk ausgelieferten Topversionen liegen, wenn es sich nicht um einen glatten Betrug handeln sollte.

Ente zum Preis eines Commodore A GS/E

Käufer eines Citroën 2 CV oder Lloyd Alexander Kombi kennen diese Sorge dagegen nicht. Es gibt keine Hochpreis-Sportversionen. Trotzdem müssen auch Fans dieser beiden Zweizylinder-Raketen relativ tief in ihre Taschen greifen, wo doch großartige Alternativen wie ein Opel Commodore A GS/E oder sogar ein Lincoln Continental Sedan bereit stehen.

Frage an Frank Wilke, den Eperten von Classic-Car-Tax: Wie kommt es, dass bestimmte Klein- und Kleinstwagen heute so begehrt und deshalb vergleichsweise teuer sind? "Die Autos besitzen völlig unabhängig von ihren PS-Zahlen einen hohen Sympathie-und vor allem Wiedererkennungseffekt", sagt Wilke. Und der würde beim Kauf eines Klassikers nach wie vor eine zentrale Rolle spielen.

VW Samba kostet so viel wie ein De Tomaso Pantera

Doch verlassen wir jetzt die heute hoch geschätzten Kleinwagen-Klassiker und wenden uns ausgewachsenen Sport-Fahrzeugen zu, die ähnliche Preisüberraschungen liefern. Der De Tomaso Pantera zum Beispiel ist noch immer eindeutig unterbewertet. Gut erhaltene Exemplare sind für weniger als 50.000 Euro erhältlich und liegen damit auf dem gleichen Niveau der neuerdings extrem hoch gehandelten VW Samba-Busse. Natürlich ist der zweisitzige Mittelmotor-Sportler keine Alternative zum gemütlichen Frontlenker-Siebensitzer mit den niedlichen Panoramafenstern. Doch die rund 300 pflegeleichten Pantera-PS und fast 250 km/h Spitze sind eine Überlegung wert.

Ein weiteres interessantes Duo zeigt uns, wie viel Geld man für einen beliebten Mercedes ausgeben muss - und dass ein klassischer Zwölfzylinder-Ferrari nicht die Welt kostet: Mercedes 190 SL und Ferrari 365 GT 2 + 2 erfordern ein identisches Budget von etwa 80.000 Euro. Zugegeben, der 2 + 2-Ferrari mit ausladender Pininfarina-Karosserie zählt nicht zu den rassigsten Pferden aus Maranello. Und der brave 190 SL ist eher der Mercedes für Freunde hausgemachter Maultaschen. Dann doch lieber die dreifache Anzahl an Zylindern und 320 anstatt 105 PS?

BMW ist die derzeit diskreteste Hochpries-Marke

Auch deutlich jüngere Mercedes wie der spektakuläre 190 E 2.5-16 Evo II von 1990 erzielen bereits Spitzenpreise, die auf dem Niveau eines hochadligen, über 70 Jahre alten Vorkriegs-Veteranen wie dem Rolls-Royce 25/30 HP liegen. Hier prallen jedoch zwei Automobil-Generationen unversöhnlich hart aufeinander: Spoiler, Elektronik und Kunststoff gegen Chromschmuck, Tempelfassaden-Kühler und Kutschen-Look.

Zuletzt noch der perfekte Understatement-Klassiker. Oder: Wie fahre ich eine halbe Million Euro spazieren, ohne dass es jemand bemerkt? Ganz einfach: Im BMW 328 Sport-Roadster, der derzeit ab 450.000 Euro zu haben ist. Das agile Vorkriegs-Cabriolet wirkt deutlich weniger imposant als ein Bentley, Horch oder Mercedes, die heute zum Teil deutlich niedrigere Preise erzielen.

Auch der relativ hohe Preis für die BMW Isetta und den hier nicht aufgeführten BMW M1 (130.000 Euro) von 1980 machen deutlich: Die derzeit diskreteste Hochpreismarke bei Klassikern heißt offenbar BMW.

Teuer und günstig: zwei Autos aus einer Epoche

Im Gegensatz zur Hauptgeschichte, bei der wir zwei unterschiedliche Klassiker zum gleichen Preis präsentieren, zeigen wir hier drei Paarungen von optisch wie technisch ähnlichen Autos, die sich im Preis aber deutlich unterscheiden.

Das Paradebeispiel bildet der bereits erwähnte, von 1936 bis 1939 gebaute BMW 328 Sport Roadster, für den derzeit mindestens 450.000 Euro verlangt werden. Aus der gleichen Epoche stammt der Aston Martin 15/98, der ähnliche Fahrleistungen bietet wie der BMW, aber mit rund 100.000 Euro deutlich günstiger liegt, obwohl er einen mindestens ebenso berühmten Namen trägt.

Ford Mustang-Alternativen

Auch für Interessenten eines US-Pony-Cars gibt es zwei technisch fast baugleiche Alternativen zum Ford Mustang: Chevrolet Camaro und Pontiac Firebird. Obwohl beide Mustang-Rivalen selten in Deutschland unterwegs sind, werden sie günstiger als der Ford angeboten. Den kennt durch diverse Filmauftritte und die ständige Präsenz bei Rallyes und Treffen fast jeder, während die beiden GM-Coupés beim breiten Schaupublikum offenbar nicht punkten können, was für den Oldtimer-Kauf oft die (leider) entscheidende Rolle spielt.

Zuletzt eine typische Sportler-Paarung, diesmal von BMW mit den Modellen 3.0 CS L und 3.0 CSi. Bei gleicher Motorleistung beträgt der Unterschied 30.000 Euro. Das "L" steht für Leichtbau, weshalb der 1.265 Mal gebaute CSL mit Magerausstattung, beigepacktem Heckspoiler und Karosserieblechen aus Alu leben muss. BMW-Kennern ist das einen Aufpreis wert. Aber auch im normalen CSi Coupé erlebt man Freude am Fahren - und Sparen.