Faszination Porsche-Tuner Techart: Wo Porsche-Modelle noch schneller werden

Faszination Porsche-Tuner Techart
Wo Porsche-Modelle noch schneller werden

Einen Porsche zu besitzen, ist für viele das Ziel aller automobilen Träume. Doch es gibt auch Sportwagenfans, denen das schlicht zu wenig ist. Wem ein 911er, Panamera oder Cayenne von der Stange zu langweilig ist, macht einen Abstecher zu Tuner Techart.

Adrian Sutil
Foto: Techart

Zumindest der lokale Aufwand hält sich hierfür im Rahmen. Schließlich liegt der Edeltuner nur rund zehn Kilometer westlich vom Porsche-Stammwerk in Zuffenhausen. In einem Gewerbegebiet am Stadtrand von Leonberg arbeiten Tag für Tag 80 Leute daran, einen Porsche noch individueller, spektakulärer und schneller zu machen. Keine leichte Aufgabe, schließlich gilt der Stuttgarter Autobauer für viele als das Maß der Dinge in der Sportwagenwelt. „Vielen Kunden ist ein Porsche heute einfach zu wenig individuell“, erzählt Techart-Geschäftsführer Thomas Behringer, der die Firma vor 23 Jahren gründete, „genau das ist unser Geschäft. Rund 15 bis 20 Prozent der Porsche-Kunden wollen mehr Individualität.“

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Wer zu Techart kommt, dem ist sein Porsche zu langweilig

Das meiste dreht sich bei Techart um den Cayenne, der als „Magnum“ einen hauseigenen Marktanteil von mehr als 50 Prozent hat. Das spektakulärste Pferd im exklusiven Stall ist aktuell der Porsche 911 Techart GT Street RS. Der Bolide auf Basis des Porsche 911 GT2 leistet 700 PS und schafft 350 km/h Spitze – dazu trägt er den Karbonlook eines gefährlichen Kampfjets. Keine Frage – wer zu Techart kommt, dem ist sein Cayenne, Panamera oder 911er schlicht zu langweilig.

Boxster und Cayman fahren allzu selten auf den Hof des Firmengeländes. Denn Geld spielt bei den meisten Wünschen eine untergeordnete Rolle. Die Experten von Techart schärfen nach Belieben an Optik, Rädern oder Motor nach. Nicht wenige Kunden entscheiden sich für einen Komplettumbau, der die Porsche-Logos am Fahrzeug dann gleich gegen die Techart-Signets ersetzt. „Wir haben unter den Porsche-Tunern einen Marktanteil von 40 Prozent“, erzählt der Marketingverantwortliche Alexander Kienborn, „allein hier am Standort arbeiten 80 hoch qualifizierte Leute. Zudem vertreiben wir unsere Fahrzeuge mit rund 30 Händlern weltweit.“ Die Hauptmärkte für Techart-Porsche sind in Europa und den USA. „Im Vergleich zu vielen anderen Tunern machen wir unser Hauptgeschäft nicht im Mittlere Osten“, ergänzt Thomas Behringer.

Der umgebaute 911 GT2 gehört auf die Rennstrecke
 
Der von Techart zum GT Street RS umgebaute 911 GT2 ist kein Auto für den Straßenverkehr. Er gehört auf die Rundstrecke. Hier kann er seine kaum vorhandenen Gegner das Fürchten lehren und zum Wimmern in die Boxengasse schicken. Durch aufwendige Umbaumaßnahmen an Triebwerk und Aufladung wurden aus den 530-Serien-PS des GT2 eine Maximalleistung von 700 PS und 860 Nm. Möglich machten dies insbesondere Veränderungen am doppelten Turbolader. Ansaugrohre aus Karbon und ein leistungsstärkerer Ladeluftkühler verleihen dem ehemaligen GT2 nicht nur optisch Flügel. Damit die Rakete aus Leonberg auch im schmalen Grenzbereich auf dem Asphalt bleibt, hat Techart bei der Konstruktion des GT Street RS viel Detailarbeit geleistet. „Die Universität in Stuttgart hat einen der modernsten Windkanäle in Deutschland“, so Entwicklungs-Chef Martin Schmidt, „hier stimmen wir Fahrzeuge wie den GT Street für die hohen Geschwindigkeiten ab.“ Schmidt weiß, wovon er redet. Bevor er zum Porsche-Veredler kam, war er 15 Jahre bei Mercedes-Haustuner AMG beschäftigt. Nach monatelangen Entwicklungen vorab dauert es in der Werkstatt von Techart noch rund drei Wochen einen 911 GT2 als Techart-Auto umzubauen.

Topmodells GT Street RS für 330.000 Euro

Auch wenn der Cayenne in seiner Techart-Version des Magnum in den letzten Jahren den meisten Umsatz brachte, geht den meisten in Leonberg beim 911 so recht das Herz auf. Einen 911 Turbo noch besser machen als er sowieso schon ist oder einen 911 GT2 zu einer echten Boden-Boden-Rakete zu formen, ist das Maß der Dinge. Dafür gibt der Kunde des Topmodells GT Street RS dann schon einmal gut und gerne 330.000 Euro aus und darf sich wie ein echter Rennfahrer fühlen. Dagegen ist der veredelte 911er Turbo für 230.000 Euro mit seinem brüllenden 600 Turbo-PS schon fast ein Schnäppchen.
 
Bei Fahrzeugen auf Basis von Cayenne und Panamera steht weniger das Plus an Fahrleistungen im Vordergrund. Vielmehr geht es den wohl betuchten Kunden zumeist darum, das Interieur besonders exklusiv zu gestalten. „Bei uns in der Innenraumabteilung arbeiten allein zwei Meister, zwei Näher und fünf Sattler“, erzählt Alexander Kienborn, „sie machen nahezu alles möglich.“ An den Decken hängen überdimensionale Lederteile aller Kolorationen, in den Regalen liegen fertig bearbeitete Kopfstützen mit Flachbildschirmen, exklusiv genarbte Sportsitze und zweifarbig bearbeitete Armaturenbretter. Entwicklungs-Chef Martin Schmidt und die anderen Techniken warten derzeit mit Hochdruck auf den neuen Porsche Cayenne: „Wenn der erste Wagen kommt, greifen wir an. Aber vorab können wir kaum etwas machen. Wir haben keine genauen Informationen.“ Denn Porsche lässt die Veredler am langen Arm verhungern. Bekommen Mercedes-Tuner wie AMG oder Brabus lange vor Marktstart Fahrzeuge und entsprechende Detailinformationen, muss Techart wie viele andere auch warten, bis der erste gekaufte Cayenne in der eigenen Werkstatt geht. Dann wird der Proband auseinander genommen, damit Karosserie-Kits entwickelt, Leistungssteigerungen ausgelotet und Innenausstattungen mit doppeltem Faden genäht werden können.

Techart Magnum ist der Bestseller

Das hat besonders bei dem bisherigen Bestseller, dem Techart Magnum auf Basis des Cayenne prächtig funktioniert. Seit dem Jahre 2005 wurde mehr als 1.000 Magnums verkauft. Im Ausstellungsraum von Techart steht ein perlweißer Magnum als Rechtslenker mit wenig schmuckvoller, rot-weißer Innenausstattung aus handschuhweichem Leder. „Der geht an einen Kunden in Tansania“, lächelt Marketing-Mann Kienborn, „wir erfüllen alle Wünsche. Pro Jahr bauen wir rund 350 Fahrzeuge um.“ Seit Produktionsstart vor 23 Jahren haben mehr als 2.500 Fahrzeuge die Hallen von Techart im verschlafenen Leonberg verlassen. „Diese Individualität, die wir offerieren, kann kein Hersteller von Serienfahrzeugen bieten“, erklärt Geschäftsführer Thomas Behringer, „der Luxuskunde will ein maßgeschneidertes Manufakturauto – und das bekommt er bei uns. Schließlich identifiziert sich der Kunde mit seinem Techart-Porsche. Er ist ein reiner Selbstfahrer.“ Der ganz nebenbei mindestens noch drei oder vier andere Autos in der Garage stehen hat.

Motorsport-Einsatz von Techart ist nicht ausgeschlossen

Bleibt die Frage, wieso ein Kleinserienhersteller wie Techart mit seinen Porsche-Genen nicht im Motorsport unterwegs ist? Thomas Behringer: „So etwas ist heute nicht mehr einfach nach Feierabend und am Wochenende zu machen. Dazu ist das Ganze in den letzten Jahren einfach zu professionell geworden. Aber wir denken durchaus darüber nach, uns zukünftig zu engagieren.“ Fragt man Behringer nach seinem Lieblingsmodell, so kann er sich nicht so recht entscheiden. Er schwankt zwischen dem ersten GT Street auf Basis den Porsche 996 von 2001 und dem mächtigen Magnum. Und auch beim neuen Cayenne reibt er sich bereits die Hände. Die Techart-Kunden scharren bereits mit dem Hufen und freuen sich auf Magnum II.