Das Wetter ließ zwar etwas nach, es war deutlich kühler als am Insider-Tag, doch das Fahrzeugangebot beim Oldtimer-Flohmarkt entschädigte großzügig. Ungewohnt war die bei der Veterama 2015 nicht vorhandene Übermacht von Sternträgern. Stattdessen gab es einen bunten Frühlingsstrauß von Klassikern, Youngtimern, von Vorkriegsautos. Hier gibt's die Highlights des zweiten Markttages.
Das Sonderangebot der Veterama
Wir beginnen heute mal mit einem Franzosen, der eigentlich sofort in die Veterama-Einkaufstasche gehört. Auf dem Marktplatz parkt recht unscheinbar ein roter Peugeot 405 GRi aus dem Jahr 1990. Beim nähren Hinschauen fällt der fast makellose Zustand auf. Die 89 PS starke Limousine stammt aus erster Hand und hat erst 29.000 km auf der Uhr - also fast ein 25 Jahre alter Neuwagen. Die geforderten 2.400 Euro sind das Sonderangebot der diesjährigen Veterama 2015.
NSU/Fiat Neckar von 1961
Einen näheren Blick verdient auch ein ebenso seltener wie hübscher Klassiker: ein NSU/Fiat Neckar aus dem Jahr 1961. Die Limousine mit vorderen "Selbstmörder-Türen" erscheint in ordentlichem Zustand, trägt ein H-Kennzeichen und soll 3.900 Euro kosten. Der Verkäufer weist allerdings auf die überholungswürdige Bremsanlage hin.
W124-Extreme - Blätterteig und Langzeitauto
Die übliche W124-Armada war nicht vorhanden - nur rund 20 Exemplare der ersten "E-Klasse" waren auf dem Hockenheimring geparkt. Die meisten waren Ge- und Verbrauchsautos, doch zwei stachen besonders hervor. Fangen wir mit dem Anschauungsobjekt für alle 124-Interessierten an: Wer sich schon immer mal am sterbenden Objekt von den Schwachstellen des 124ers überzeugen wollte, hatte mit dem 300 TE von 1987 ein perfektes Auto.
Das T-Modell mit rund 257.000 km auf der Uhr - also eigentlich keine erwähnenswerte Laufleistung - zeigte alle typischen Schwachstellen der Karosserie. Wagenheberaufnahmen, Rostunterwanderung am Fensterrahmen des Gepäckabteils an den Übergängen zu C- und D-Säulen, an den Radläufen und um die Tankeinfüllstutzen und die -Klappe, sogar an der Türrahmen blühte die braune Pest. Die Stoßleisten waren zum Teil nicht mehr vorhanden.
Dabei war dies mal ein stolzer Kombi: Ausgerüstet mit automatischem Sperrdifferential, Lederlenkrad und -Schalthebel, 4-fach elektrischen Fensterhebern orthopädischen und verstärkten Vordersitzen mit Pompadourtaschen, elektrischem Schiebedach, automatischer Antenne, Mittelarmlehne, Klimaanlage, Wärmedämmglas und der dritten Sitzbank - alles, was man braucht ist an Bord.
Jetzt braucht dieser 300 TE nur noch einen unerschrockenen Liebhaber. Gefordert sind unrealistische 1.950 Euro, doch die Ansage des Verkäufers auf der Veterama 2015 ist klar: "Wir sind München hergefahren und wollen ihn nicht wieder mitnehmen! Machen Sie mir ein Angebot, das ich nicht ablehnen kann!"
Der 6-Liter-W124
Umgekehrt ist der späte Mercedes E 200 Diesel ein Angebot, bei dem alle zuschlagen sollten, die nach einem nachhaltigen Langzeitauto suchen. Denn der kleine Vierzylinder-Diesel mit 75 PS ist fast unkaputtbar. Wer mit den gemächlichen Fahrleistungen - Vmax 160 km/h, 0-100 in 18,5 s - klarkommt, kann hier ein Auto für die Ewigkeit erstehen, das äußerst respektvoll mit den Ressourcen umgeht: ein Verbrauch von rund 6,5 Litern ist realistisch. Die rote Limousine aus erster Hand hat erst 43.000 km auf der Uhr, alle Inspektionen wurden erledigt - und der Preis von 7.500 Euro ist ok. Mit etwas Verhandlungsgeschick lässt sich der Preis vielleicht noch unter die 7.000er-Marke drücken - doch die besseren Argumente liegen beim Verkäufer.
In unserer Fotoshow zeigen wir noch 30 weitere Autos, die und aufgefallen sind, darunter eine Cobra-Replica, einen BMW 2002 touring mit 318iS-Technik, einen Matra Murena, einen Opel Rekord Schnelllieferwagen, einen Jeep Grand Wagoneer und einen idealen Stadtwagen für den Sommer.