Harald Dach hat einen Schatz gefunden, zumindest behaupten das die VW-Porsche-Fans. Ursprünglich tummelte sich der engagierte Hobbyschrauber in der VW Käfer-Szene, und zu seinen Meisterwerken zählte ein Käfer Cabriolet, das er mit viel Aufwand restaurierte und in vielen Dingen optimierte. Doch schon seit vielen Jahren macht sich bei dem Auto- und Motorrad-Enthusiasten Begeisterung breit, wenn er einen VW-Porsche erblickt.
Speziell ein von Porsche Glöckler zum GT umgebauter 914/6, der einst bei Wolfram Reuter in Frankfurt stand, zog ihn magisch an. "Ich versuchte 20 Jahre lang vergeblich, ihm den Wagen abzuschwatzen", erinnert sich der gebürtige Hesse. So begnügte er sich zunächst mit einem normalen 914/4, doch irgendwie reichte ihm dessen Temperament nicht.
Überraschung beim Besichtigungstermin
Also hielt er fleißig Ausschau nach dem kräftigeren Sechszylindermodell Porsche 914/6. Nicht zuletzt dank des Internets ließ sich so manches Angebot ausmachen. Im Jahr 2004 wollte er sich gerade auf den Weg zu einem Besichtigungstermin machen, da entdeckte er kurz vor der Abfahrt im Netz ein ganz frisches Inserat mit einem miserablen Foto eines grünen Porsche 914/6. Instinktiv gab er diesem Angebot den Vorzug. Er meldete sich telefonisch an und machte sich auf den Weg nach Reutlingen, wo das Auto stand. Dort erwartete ihn eine Überraschung. Der Herr, mit dem er telefoniert hatte, entpuppte sich als Ehegatte von Claudia Moritz, und deren Vater wiederum leitete einst das VW-Autohaus Max Moritz.
"Man führte mich in eine Tiefgarage, wo neben einigen sehr interessanten Wagen wie einem kurzen Audi Sport Quattro auch ein VW-Porsche stand", erzählt Dach. Auf den ersten Blick erkannte er die ungeheuer gute Substanz dieses seit fast 30 Jahren stillgelegten Mittelmotorautos, nach einer Runde um den Porsche 914/6 sagte er spontan: "Gekauft". Doch ganz so einfach lief es dann doch nicht, denn Claudia Moritz hatte einem Bekannten das Vorkaufsrecht eingeräumt. Dach redete mit Engelszungen auf sie ein und leistete erfolgreiche Überzeugungsarbeit: Am Abend war der Kauf des Porsche 914/6 perfekt.
Ein Auto mit Renngeschichte
So nach und nach enthüllte er die Geschichte dieses Autos und förderte dabei Erstaunliches zu Tage. Max Moritz betrieb damals einen eigenen Rennstall, in dem neben Porsche 911 auch VW-Porsche 914/6 GT eingesetzt wurden. Einer der Fahrer hieß Gerd Quist, und der hatte sich 1970 privat bei Hahn in Stuttgart einen Porsche 914/6 bestellt - mit Dreipunktgurten, Lederlenkrad, Sperrdifferenzial und lackiert in der 911er-Farbe Condagrün, die auch die Hausfarbe von Max Moritz war.
Quist ließ dann von seinem Rennstall die Spur um 27 Millimeter verbreitern, 7x15-Zollfelgen des 911 R montieren und den Motor zum 911 S-Triebwerk aufrüsten, was Werkstattmeister Erhard Scherf übernahm. Dass dieser noch zusätzlich in die Trickkiste griff, davon zeugt heute jeder Tritt aufs Gaspedal. Die Leistung liegt sicherlich irgendwo zwischen den 160 PS des serienmäßigen 911 S-Motors und den 228 PS, die Scherf für den Renn-914/6 GT herauskitzelte.
Komplettzerlegung trotz rostfreier Substanz
Claudia Moritz schenkte Harald Dach übrigens ein Foto des damaligen Max Moritz-Renners. Dach entdeckte auf der Rückseite den Fotohinweis "T.D. Heere, Frankfurt". In der Hoffnung, vielleicht noch weitere Bilder von diesem Auto zu bekommen, forschte er nach dem Fotografen und wurde fündig. Und so kam es, dass exakt dieser Thomas-Dirk Heere, Motor Klassik-Fotograf der ersten Stunde, auch Dachs fertig restaurierten Porsche 914/6 für diese Geschichte ins Bild rückte.
Apropos Restaurierung: Zunächst war Dach sehr unschlüssig, was er tun sollte. Eine Begutachtung hatte ergeben, dass sein erworbener Porsche 914/6 vom Blech her nahezu kerngesund war - eine Sensation. Nach intensiver Suche entdeckte er lediglich eine minimale Durchrostung im Bereich des vorderen Kotflügelkeders, direkt beim Windlaufblech. Selbst die Schweller des Porsche 914/6 waren nur leicht angerostet. Allerdings wirkte die Farbe recht matt. Außerdem hatte man damals die hinteren Kotflügel zwecks Unterbringung der breiteren Räder etwas nach außen gezogen, und die Nachlackierung in diesem Bereich störte das Gesamtbild. So entschloss sich Dach, Nägel mit Köpfen zu machen und nahm eine behutsam durchgeführte Aufarbeitung des Porsche 914/6 in Angriff. Er zerlegte den Wagen komplett bis auf das Instrumentenbrett und den Kabelbaum.
Ein Perfektionist bei der Arbeit
Wie bereits erwähnt gab es an der Karosserie des Porsche 914/6 relativ wenig zu tun, vom Anschleifen des Lacks, teilweisem Sandstrahlen und der Beseitigung der kleinen Durchrostung einmal abgesehen. Es ließen sich sogar alle Gummidichtungen und Schachtleisten nach Behandlung mit einem Kunststoffpflegemittel wieder verwenden. Lediglich die vordere Kofferraumdichtung musste er austauschen. Die Frontscheibe wies leider etliche Kratzer auf und war ebenfalls zu ersetzen.
Der Maschinenbau-Mechanikermeister ging bei allen Arbeiten an seinem Porsche 914/6 mit beneidenswerter Akribie ans Werk. So überarbeitete er mit Hingabe die feinen Zierleisten am hinteren Dachansatz. "Ich habe die hauchdünnen Teile enteloxieren lassen, sie vorsichtig gerichtet, auf Hochglanz poliert und wieder eloxieren lassen", schildert Dach sein Vorgehen.
Vor keiner noch so komplizierten Aufgabe schreckte er zurück. So verzichtete er auf den Kauf der extrem teuren Porsche 914/6-Benzinpumpe und überholte stattdessen das vorhandene Aggregat. Das scheitert eigentlich schon daran, dass sich die Pumpen nicht zerlegen lassen. Doch Dach baute sich entsprechende Werkzeuge dafür, ließ sich bei Spezialisten benzinresistente Dichtungen fertigen und meisterte diese Aufgabe mit Bravour.
Der Sechszylinder schreit sich ins Leben zurück
Natürlich profitierte er auch von Freunden, die mit ihm zusammen in einer Hobbywerkstatt schrauben, und von den vielen Kontakten, etwa zu dem anfangs erwähnten Reuter. Dach bekam von ihm nicht nur ein Porsche 914/6 GT-Lenkrad, sondern auch einen dazu passenden, einmaligen Hupenknopf. Dabei handelt es sich um einen Prototypen, der damals für die amerikanische Firma EMPI entstand, die tuningfreudige Käfer-Besitzer damit beglücken wollte.
Viel Glück hatte er auch mit dem Motor des 58.000 Kilometer gelaufenen Porsche 914/6. Klar, er baute den Tank aus und reinigte ihn samt Benzinleitungen. Er überholte die demontierten Vergaser und checkte die Zündanlage. Aber in die Maschine seines Porsche 914/6 füllte er nur frisches Öl ein, drehte sie von Hand einige Male durch, "und dann", so Dach, "gab es nur zwei Möglichkeiten - entweder der Motor läuft oder er läuft nicht." Und siehe da, er lief. Mit seinem unverkennbar heißeren Kreischen meldete sich der Porsche-Sechszylinder zurück.
Genauso wenig Probleme bereitete das Getriebe, das abgedichtet wurde und eine neue Ölfüllung erhielt. Lediglich die Kunststoffteile des Schaltgestänges präsentierten sich brüchig und mussten ersetzt werden. Viel Arbeit investierte Dach in das Fahrwerk seines Porsche 914/6. Er ersetzte alle Verschleißteile, ließ Teile verzinken, vernickeln und lackieren. Außerdem gönnte er sich eine Umrüstung auf die etwas leistungsfähigere 911-S-Bremse.
Während der 18-monatigen Restaurierung wuchs von Tag zu Tag sein Anspruch auf immer perfektere Arbeit. Entsprechend präsentiert sich sein Porsche 914/6 heute so, dass ihn auch Unbedarfte als einen Schatz erkennen: glänzend und begehrenswert.