Zugegeben: In den frühen 2000er-Jahren war der R129er SL schon ein ziemlich alter Hut. Immerhin baute Mercedes den Roadster bereits seit 1989 und der Nachfolger R230 stand mit seinem Metall-Klappdach bereits in den Startlöchern. Aber dass damals so gar keiner eines dieser beiden Exemplare haben wollte, obwohl es sich um sehr begehrenswerte Vertreter der Baureihe handelt, muss man nicht verstehen. Oder war es gar andersherum und ein paar ebenso weitsichtige wie findige Mercedes-Händler brachten die offenen Sterne mit Absicht nicht unter's Volk, um viele Jahre später einen noch größeren Reibach damit zu machen?
135.000 Dollar pro Stück
Letzteres ist zumindest möglich, denn nun, knapp 20 Jahre nach seiner Produktion, steht das Duo doch zum Verkauf. Der eine, ein 500er sowie Vertreter der nur in den USA und Großbritannien angebotenen Sonderedition Silver Arrow, kostet genauso viel wie der andere, ein SL 600: 135.000 Dollar, aktuell umgerechnet gut 115.000 Euro, will das Mercedes-Benz Classic Center in Irvine, Kalifornien, dafür sehen. Das sind begehrenswerte Modellversionen, keine Frage. Trotzdem fällt es aktuell schwer, auf dem Markt angebotene Autos zu finden, die auch nur annähernd die Hälfte kosten.
Aber da sind eben auch keine Exemplare dabei, die sich noch nie in Kundenhand befunden haben und deshalb guten Gewissens als Neuwagen bezeichnet werden können. Entsprechend niedrig sind die Tachostände der Roadster. Beim SL 500 Silver Arrow stehen 142 Meilen auf der Uhr, umgerechnet 229 Kilometer; der Händler nennt 2002 als Baujahr. Beim ein Jahr zuvor gefertigten 600er sind es nur unwesentlich mehr Meilen, nämlich 427 (687 Kilometer).
Silver Arrow hier, V12-Prestige da
Auch abseits ihres weitgehend unberührten Daseins werfen die R129er einige Argumente in die Waagschale, um endlich ihren ersten Besitzern übergeben zu werden. Der SL 500 entstammt, wie schon erwähnt, der auf nur 1.550 Exemplare limitierten Sonderedition "Silver Arrow". Bedeutet: Er bringt nicht nur eine Vollausstattung mit, sondern verfügt auch über exklusive optische Details. Vor allem sei hier die Lackierung im Look eines polierten Aluminiums erwähnt, das eine ästhetisch hochwertige Symbiose mit dem stets schwarzen Verdeck eingeht. Hinzu kommen diverse Plaketten sowie ebenfalls hochglänzende 18-Zoll-BBS-Felgen. Motorseitig ist der an eine Fünfgang-Automatik gekoppelte M 113 E 50-V8 mit fünf Litern Hubraum, 306 PS und höchstens 460 Newtonmetern installiert.
Ein Sonder-Etikett fehlt dem schwarzen SL-Pendant. Dafür darf er andere Embleme präsentieren: Na klar, die V12-Schriftzüge. Mit mehr Kraft als diese Modellvariante mit sechs Liter großem M 120 E 60-Triebwerk, das 394 PS und maximal 570 Newtonmetern lieferte, waren nur noch die besonders heißen und hubraumstarken AMG-Varianten 70 und 73 gesegnet. Allerdings war der SL 600 nur unwesentlich schneller als der V8-Kollege: Beim Null-auf-Hundert-Sprint liegt er nur vier Zehntelsekunden vorne (6,1 statt 6,5 Sekunden), beim Topspeed herrscht sogar Gleichstand (250 km/h).