Die Verbindung zwischen Mercedes und Sir Stirling Moss war stets eine besondere. Der im April 2020 im Alter von 90 Jahren verstorbene Brite war lange Zeit Werksfahrer für die Schwaben und wurde später zum Repräsentanten für den Autohersteller. Obwohl er nie Formel-1-Weltmeister wurde, war die Wertschätzung für Moss in Stuttgart so groß, dass gleich zwei Sonderserien des an sich schon exklusiven Supersportlers Mercedes SLR McLaren aufgelegt wurden: der SLR 722 und der Stirling Moss. Letzterer ist der Seltenere: Während vom 722 insgesamt 321 Autos gebaut wurden (je 150 Coupés und Roadster sowie 21 nicht straßenzugelassene GT-Rennwagen), produzierten Mercedes-AMG und McLaren nur 75 Exemplare des Stirling Moss.
Beide SLR-Sonderserien erinnern an eine motorsportliche Heldentat, die Stirling Moss 1955 am Steuer eines Mercedes 300 SLR gelang. Er gewann die Mille Miglia in einer Zeit von 10:07,48 Stunden, womit er den seitdem gültigen Rekordschnitt von 157,651 km/h erreichte. Während es sich beim 722 um ein optisch nur leicht verändertes Sondermodell der SLR-Baureihe handelte, ging der koreanische Designer Yoon Il-Un beim Stirling Moss einen Schritt weiter: Der Radikal-Roadster hat weder Dach noch Windschutzscheibe oder Seitenfenster und sucht damit optisch die Nähe zum Rennwagen-Vorbild von 1955.
Die Technik des SLR Stirling Moss
Das Auto bietet also ohne Ende Open-Air-Feeling und dank einer angepassten Aerodynamik-Abstimmung auch ziemlich viel Grip. Aufgrund des großzügigen Einsatzes von Carbon zeigt sich der Stirling Moss im Vergleich zum fast 1,8 Tonnen schweren Standard-SLR um rund 200 Kilogramm gewichtsreduziert. Gleichzeitig haben Mercedes und McLaren das Fahrwerk gestrafft und die Lenkung präziser ausgelegt. Als Antriebsquelle dient AMGs allseits beliebter 5,4-Liter-Kompressor-V8 in seiner stärksten Ausprägung. Wie auch im SLR 722 leistet der Motor 650 PS, was den Stirling Moss in 3,5 Sekunden von Null auf Hundert beschleunigt und zu einer Höchstgeschwindigkeit von 354 km/h befähigt.
Verkaufspreis: 3,22 Millionen Euro
892.500 Euro kostete der Stirling Moss seinerzeit als Neuwagen. Das Auktionshaus Bonhams hatte den Preis für das letzte Exemplar auf etwa das Doppelte geschätzt. Beim knallroten Stirling Moss, der am 6. Oktober im Rahmen der Veranstaltung "The Zoute Sale" in Belgien versteigert wurde, handelte es sich um das letzte gebaute Exemplar, also Nummer 75 von 75. Es wurde kurz vor Weihnachten 2009 gebaut und daraufhin in die Schweiz ausgeliefert. Der Erstbesitzer gönnte sich nicht nur die Sonderfarbe mit dem Werkscode 000U, sondern auch exklusive Optionen wie goldfarbene Bremssättel, eine rote Lederausstattung mit gelben Nähten und breitere Sitze. Der Schätzpreis für den besonderen SLR betrug laut Bonhams zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Euro. Inklusive Aufgeld für das Auktionshaus erzielte der ganz besondere SLR einen Preis von 3,22 Millionen Euro.
Gefahren ist der Schweizer Erstbesitzer mit seinem Mercedes SLR McLaren Stirling Moss nicht wirklich: Der Tachostand lautet 50 Kilometer. Das Auto soll unter perfekten Bedingungen aufbewahrt und kürzlich beim britischen Spezialisten Stratton Motor Company gründlich überholt worden sein. Zu den Begleitdokumenten gehören ein Originalduplikat der entwerteten Schweizer Zulassung, eine Kopie des Mercedes-Benz-Certificate-of-Conformity (COC) und die Original-Ledermappe mit den Handbüchern.
Gescheiterte RM-Sothebys-Auktion 2020
In ähnlichen Preissphären bewegte sich ein SLR Stirling Moss, der im Sommer 2020 von RM Sothebys angeboten wurde. Das Auktionshaus siedelte den Schätzpreis damals bei 1,9 bis 2,2 Millionen Euro an. Da das letzte Gebot "nur" 1,4 Millionen Euro betrug, wechselte das Auto nicht den Besitzer. Zahlreiche Zubehörteile wie Brillen in den Original-Taschen, Lederhauben für die Insassen und eine Abdeckplane für das Auto wären ebenso im Preis inbegriffen gewesen wie die Service-Handbücher und alle relevanten Rechnungen. Dieses Exemplar in der Außenfarbe Antimongrau-Kristall mit schwarz-rotem Interieur entstand übrigens ebenfalls im Dezember 2009 und damit nur kurz vor seinem roten Pendant.
Es bietet sich nicht oft die Gelegenheit, einen Mercedes SLR McLaren Stirling Moss zu erstehen. Die Erstbesitzer der 75 Neuwagen wurden von Mercedes und McLaren nämlich in einem harten Verfahren ausgewählt; nur besonders treue Kunden und bekannte Sammler kamen zum Zuge. Der Erstbesitzer des grauen Autos lebte offenbar in Luxemburg; zumindest wurde dieser Stirling Moss dorthin erstausgeliefert. Es folgten zwei weitere Halter; das Trio hat den SLR insgesamt nicht einmal 9.000 Kilometer bewegt. Dieser SLR wurde in renommierten Mercedes-Niederlassungen penibel gewartet und auf exklusiven Veranstaltungen bewegt – darunter bei der Mercedes-Benz 1000 Miglia Challenge 2012.