Im Volkswagen-Konzern hauen sie im Moment einen Stromer nach dem anderen raus, allesamt auf Modularen Elektrobaukasten (MEB). Nach ID.3, ID.4 sowie Skoda Enyaq samt Derivaten kommt jetzt der Cupra Born . Nix Seat, die dynamische Submarke geht vollelektrisch an den Start. Egal, der in Martorell weiterentwickelte und in Zwickau gefertigte Viertürer ist ein cooler Typ, sowas wie der VW ID.3 in scharf. Rambla in Barcelona statt Sandkamp WOB – ohne dem Charme des Niedersachsen an sich zu nahe treten zu wollen.
Basierend auf dem bekannten technischen Unterzeug mit tatsächlichem Heckantrieb, also Motor (zwei Varianten) und Antrieb ebendort sowie drei unterschiedlichen Akkugrößen (netto 45, 58 oder 77 kWh für Reichweiten zwischen 420 und 540 Kilometern). Motorseitig stehen 150 PS oder 150 kW zur Wahl (optional mit einem Boost-Paket auf 170 kW/231 PS). Daraus mixen die Spanier dann Standard-, Power- oder Reichweiten-Mischungen, ganz wie es dem Kunden beliebt. Und kundenseitig möchte der Born bei der Markentransformation die nächste Generation junger Herausforderer abholen und mitnehmen – verlautbart jedenfalls die Presseprosa
Meer-Wert: Recycling-Sitzbezüge
Da steigen wir doch lieber schnell ein in den Born. Hieß der nicht eigentlich mal El Born? Richtig. Als Studie. El ist weg, die serienmäßigen Schalensitze blieben. Mit Mehrwert überdies, denn schlechtes Gewissen wegen Fastfood aus der Plastikbox ist passé. Über den Basissitz spannen sich Seaqual-Fasern, bestehend aus recyceltem Meeresplastik, das sie in Spanien vom Grund und der Oberfläche sowie von Stränden und aus Flüssen fischen. Optional spannt Cupra dann den Mikrofaserstoff Dinamica über die grundsätzlich effektiv stützenden Sitze. Natürlich enthält auch dieser bei aller Kuscheligkeit Recyclingmaterial. So klingt Zukunft, zumal der Born überdies CO2-neutral ausgeliefert wird.
Also Freunde, unbesorgt aufs Fahrpedal treten und Punch erleben, denn der Born geht erwartungsgemäß wuchtig vorwärts. Nicht überraschend, die ansatzlose Beschleunigung sind wir Elektro-Erfahrene mittlerweile gewohnt. So wie den motorseitigen Verzicht auf Extravaganza. E-Maschinen kennen nun mal keine Zylinderbank-Exotik. Schlimm? Im Gegenteil, denn der bewährte Born-Antrieb mit dem Permanentmagnet-Synchronmotor über der Hinterachse funktioniert so, wie er soll: kultiviert, sehr leise, na und nachhaltig sowieso. Und am Stammtisch kann man ja mal die maximal 16.000 Umdrehungen ins Gespräch einflechten. Oder die Beschleunigung von 6,6 Sekunden beim Topmodell. Wer für das den größeren Akku wählt, verliert 0,4 Sprint-Sekunden gewinnt aber 120 Kilometer Reichweite. Schöne neue Welt, in der man auch rekuperiert, beim Born mit bis zu 0,3 g. Je nach Einstellung rollt der Cupra aber auch frei, verzögert (und rekuperiert) vorwiegend übers Bremspedal.
Fünflenker, 20 Zoll, steif und tief. Läuft!
Dem Pedalgefühl merkt man inzwischen den Fortschritt an, es hat sich entfernt von Synthetik, nähert sich zunehmend akzeptabler Transparenz. Wie das ganze Fahrgefühl transparent erscheint. Die präzise Lenkung mit passendem Handmoment kommuniziert ebenso fein mit dem Fahrer wie das Cupra-spezielle Fahrwerk. Es setzt auf die bekannte Fünflenker-Hinterachse und Adaptivdämpfer, allerdings mit Cupra-eigener Abstimmung plus einer Karosserietieferlegung um 15 Millimeter vorn und zehn hinten. So nimmt der 4,30 Meter lange Born mit seinen exklusiv bis zu 235 Millimeter breiten 20-Zöllern (es gibt auch 18 und 19 im Angebot) enge wie weite Kurven flüssig mit Freude und ohne Hektik, profitiert dabei E-Auto-üblich vom tiefen, zentralisierten Schwerpunkt mit der fest verschraubten Aluminium-Akkukiste (die große wiegt samt integriertem Wärmemanagement fast 800 Kilo), die die Steifigkeit erhöht. Auch bei der Federung mit Adaptivdämpfern (im Menü vielstufig justierbar) fühlt man den Konzern raus, trotz des Extra-Aroma made in Martorell. Dafür hatten sie in Spaniern schon immer ein Händchen.
Und bei der Bedienung? Nun, sie bleibt natürlich wie VW-geschwisterseitig gewohnt volldigitalisiert mit dem krass humorlosen Digi-Cockpit, 12-Zoll-Touchscreen und Augmented Reality Head-up-Display, selbst wenn Cupra wie Seat hier eine etwas eigene Philosophie bei Menü und Grafik vertritt. Apple und Android koppeln überdies kabellos, die Sprachsteuerung agiert umfassend. Und laden? Gern induktiv. Also das Mobiltelefon. Der Born selbst saugt DC mit maximal 125 kW, Cupra verspricht von fünf auf 80 Prozent Ladestand in 35 Minuten respektive sieben Minuten für 100 Kilometer. Die richtig Spaß machen, wie wir nach einer ausgiebigen Testrunde sagen können.
Fazit
Mit dem Born bringt Cupra das momentan optisch schärfste Gerät auf der elektrischen MEB-Konzernbasis. Und auf der ersten Ausfahrt hält der dynamische Cupra-Stromer mit drei Antriebs- und drei Akku-Versionen, was er optisch verspricht.