Die staatlichen Zuschüsse für den Kauf von Elektroautos haben gefruchtet. Bis zu 6.000 Euro vom Staat und 3.000 Euro Herstellerprämie konnten Käufer je nach Modell bis Ende 2022 erhalten. Dieser stattliche Rabatt sorgte nicht selten dafür, dass E-Fahrzeuge nach kurzer Haltedauer zum Listenpreis oder noch teurer ins Ausland weiterverkauft wurden – der sogenannte Dänen-Trick, benannt nach den meist skandinavischen Abnehmern für diese Autos.
Auch wer in einem normaleren Szenario sein E-Auto nach drei Jahren verkauft, kann nicht selten annähernd so viel Geld kassieren, wie ursprünglich bezahlt. Eine Studie des CAR-Center Automotive Research in Duisburg zeigt, dass der Wertverlust populärer Elektromodelle noch weit unter vergleichbaren Verbrennern liegt. Im Klartext bedeutet das: Neuwagenpreise für Gebrauchte mit zwei-drei Jahren auf dem Buckel. In der Verbrennerwelt wird das praktisch nur von besonders begehrten und exklusiven Modellen erreicht.
Elektro-Mittelklasse mit Sportwagen-Werterhalt
Eine kurze Suche in den Gebrauchtwagenportalen kann dieses Phänomen augenscheinlich belegen. Die wenigen Elektroautos, die es gibt (aktuell machen sie nur rund 1,1 Prozent aller angebotenen Gebrauchten aus) sind in der Regel sehr teuer. Es entsteht ein Idealbeispiel für die Preissteuerung durch Angebot und Nachfrage.
Dennoch hinkt der Vergleich. CAR erklärt: Wer den Neuwert betrachtet, darf nicht die Umweltprämie einrechnen. Nur weil die jeweilige Förderungssumme beim Kauf aus Subventionstöpfen gezahlt wurde, bedeutet das nicht, dass der eigentliche Preis ebenfalls verringert sei. Teure Technik, wertvolle Materialien und die kostenintensive Akku-Herstellung kosten viel Geld.
Was zählt, ist der Neupreis – unabhängig von der Prämie
Orientiert man sich also am eigentlichen Neupreis des jeweiligen Elektroautos, zeigt sich laut der CAR-Studie nach drei Jahren ein durchschnittlicher Wertverlust von rund 32 Prozent. Das sind größere Einbußen als bei aktuellen Verbrennern, deren Wertverlust derzeit bei etwa 29 Prozent läge, so CAR. Mehr noch: Die Experten gehen davon aus, dass der Elektro-Wertverlust künftig noch wachsen wird.
Woran liegt das? Zum einen, das gibt CAR an, an der stetig wachsenden Menge an Elektrofahrzeugen. Sie stellen derzeit bereits einen Anteil von 15 Prozent aller verkauften Neuwagen dar, sodass auch das Gebrauchtangebot wachsen wird, was zwangsläufig die Preise senkt. Zusätzlich sinken die Kaufprämien für Elektroautos stetig, während die Hersteller immer günstigere Stromer auf den Markt bringen. Auch dies resultiert in einem größeren, günstigeren Angebot an Neu- und Gebrauchtfahrzeugen. Ziehen dann noch große Flottenkunden nach, die zunächst große Mengen ein- und schließlich verkaufen, können sich die Preise künftig noch stärker senken.
Zuletzt lassen sich gewisse Parallelen zur Entwicklung von Computertechnik entdecken. Während die ersten brauchbaren Modelle für Endverbraucher zunächst sündhaft teuer waren, konnten durch stetig steigende Produktionsvolumen die Preise drastisch reduziert werden. Mehr noch: Ähnlich wie bei PC oder Smartphone sind die Entwicklungssprünge teils kolossal, sodass ältere Modelle schnell weniger begehrt werden als die neusten Vertreter mit der besten Technik. Auch diese Dynamik lässt sich daran beobachten, dass simple Elektro-Kleinwagen rascher im Preis sinken als hochkomplexe Oberklassemodelle.
Fazit
Verliert das Elektroauto an Wert? Im Gegenteil: Wenn die Preise aufgrund eines stetig wachsenden Angebots sinken, zeigt das klar eine stetig wachsende Akzeptanz und somit einen höheren Stellenwert des Elektroautos in Gesellschaft und Straßenverkehr. So weit, so logisch. Wem das zu schnell geht, oder wer gar eine E-Auto-Schwemme befürchtet, der sollte bedenken, dass die Autowelt gerade erst die Coronakrise und den Halbleitermangel hinter sich gebracht hat. Beides hat den Wert von Neu- und Gebrauchtwagen so weit oben gehalten wie noch nie. Nun nähern wir uns wieder einem normalen Level.