Solar-Carport mit Speicher: Nachts laden für 10.990 Euro

Solar-Carport mit Akku-Speicher
Nachts mit Sonnenenergie laden für 10.990 Euro

Mit einem modularen Solar-Carport samt Speicher betritt eine schwäbische Firma ein neues Geschäftsfeld. Der Preis ist heiß – vor allem weil in Deutschland produziert wird. Wo ist der Haken?

Topregal Solar Carport Soloport
Foto: Soloport

Solar-Carports haben einen entscheidenen Nachteil – zumindest für Pendler. Wenn nämlich tagsüber die Sonne scheint, und die Photovoltaik-Module fleißig Strom erzeugen, kann das Elektroauto nicht geladen werden, weil es unterwegs ist. Parkt es nachts unterm Dach, fehlt das Sonnenlicht, und das Auto wird aus dem Stromnetz versorgt.

Speichertechnik mit Vor- und Nachteilen

Die logische Lösung sind sogenannte Heimstromspeicher, die tagsüber Strom aufnehmen, um ihn nachts an die Verbraucher im Haus oder das E-Mobil abzugeben. Das ist wegen der Lade- und Entladeverluste zwar nicht sonderlich effizient, aber immerhin relativ unabhängig vom Netzversorger und lokal komplett emissionsfrei. Solche Lithium-Eisen-Phosphat- oder gar Lithium-Ionen-Akkus sind allerdings sehr teuer. Sie kosten zwischen 800 und 1.400 Euro je Kilowattstunde Kapazität.

Unsere Highlights

Um übliche Pendelstrecken von 50 bis 100 Kilometer am Tag zu fahren, braucht ein Elektroauto im Schnitt rund 20 Kilowattstunden auf 100 Kilometer Fahrstrecke. Mit Lithium-Technik wären also allein für einen Speicher dieser Größe rund 20.000 Euro aufzuwenden. Hinzu kommen die Kosten für Carport, PV-Module, Anschlüsse, Wechselrichter und Wallbox. Meist individuell auf die eigenen Gegebenheiten zugeschnitten übersteigt der Wert einer solchen Installation schnell den Preis des Elektroautos. Kein Konzept für kühle Rechner, sondern eher für gut betuchte Überzeugungstäter.

Pragmatische Insellösung

Umso erstaunlicher, dass es eine Firma aus Filderstadt schafft, ein System samt aller genannten Komponenten für den Pauschalpreis von 10.990 Euro anzubieten.

Der sogenannte "Soloport" der Firma Topregal besteht aus einem Aluminum-Gestell, zwölf PV-Modulen mit maximal fünf Kilowatt Leistung (5,04 kWp), einer 7-kW-Wallbox und einem Akkuschrank mit einer Gesamtkapazität von 40 kWh. Der Clou: Weil das System als Insellösung ohne Anschluss ans Stromnetz angeboten wird, kann es im Prinzip überall aufgebaut werden und braucht keine Genehmigung der Bundesnetzagentur.

Topregal Solar Carport Soloport
Schönfeld
Laden ohne Anschluss ans Stromnetz – wir haben es erfolgreich getestet. Die vier mal sieben Meter große Insel-Wallbox lädt mit bis zu 7 kW und lässt sich per App überwachen.

Topregal ist eigentlich auf den Bau von Industrie-Regalen, Hubwagen sowie Transport- und Reinigungsgeräte spezialisiert. "Mit unserem Soloport wollten wir eine einfache, bezahlbare Komplettlösung ohne Schnick-Schnack entwickeln", sagt Jürgen Effner, Geschäftsführer bei Topregal, bei der Besichtigung am norddeutschen Produktionsstandort Pasewalk/Mecklenburg Vorpommern. Ganz auf Schnick und Schnack hat Effner dann doch nicht verzichtet. Der vier mal sieben Meter große Carport ist mit einer LED-Leuchte samt Bewegungsmelder ausgerüstet, trägt zwei Schuko-Steckdosen für andere Elektrogeräte und lässt sich per App überwachen.

Batterieschrank wiegt eine Tonne

Natürlich kann auch Topregal keine preislichen Wunder vollbringen. Firmen-Chef Effner macht keinen Hehl aus der verwendeten Batterietechnik. "Statt moderner aber teurer Lithium-Akkus setzen wir auf klassische Blei-Gel-Batterien." Die würden schließlich auch bei Solarbooten, Gabelstaplern oder großen Campern eingesetzt. "Und sie reagieren nicht so empfindlich auf Kälte."
Anders als Lithium-Batterien lassen sich die Bleipakete allerdings nicht komplett entladen. Von den installierten 40 Kilowattstunden kann der Carport höchsten 20 bis 30 kWh zum Laden nutzen.

Insgesamt verstecken sich dafür im wetterfesten Schrank zwölf dicke 12-Volt-Bleibatterien mit einer Kapazität von jeweils 280 Ah. Jeder dieser Blöcke, die an eine überdimensionierte Auto-Starterbatterie erinnern, wiegt 67 Kilogramm. Verteilerkasten, Wechselrichter und Wallbox treiben das Gewicht des Elektro-Schranks auf rund eine Tonne. Der schwere Spind muss mit dem Aluminiumgestell verbunden sein, denn er dient gleichzeitig als Befestigung und Stabilisierung für den gesamten Carport.

Abstriche bei der Batterietechnik

Wallbox, Wechselrichter, Solarmodule und Batterien bezieht Topregal aus China. Zusammengebaut werden die schweren Schränke dann per Hand im vorpommerschen Pasewalk, etwa 40 Kilometer westlich von Stettin/Polen. "Die ersten 100 Soloports sind bereits verkauft," sagt Effner. "Je nach Bedarf könnten wir eine Produktion für bis zu 5.000 Systeme im Jahr aufbauen." Angst vor Versorungspässen hat der Schwabe nicht, gerade weil er bei seinem Konzept auf Blei-Batterien setzt.

Was die Ladezyklen betrifft, sind Blei-Gel-Batterien längst nicht so belastbar wie Lithium-Zellen. Die in Hausspeichern oft eingesetzten Lithium-Eisen-Phosphat-Blöcke verkraften je nach Hersteller im Schnitt 5.000 bis 10.000 komplette Zyklen, bevor sie spürbar an Speicherkapazität verlieren. Topregal verspricht für seine Bleibatterien etwa 800 vollständige Lade- und Entladevorgänge – je nachdem wie stark die Akkus belastet werden.

"Wir empfehlen beim Nachtladen die Wallbox auf möglichst niedrige Ladeleistung einzustellen, um die Akkus zu schonen. Die Zeit ist ja da," erklärt Effner. Einstellbar ist der Leistungsbereich in kleinen Schritten zwischen 1,8 kW und 7 kW. Selbst bei täglicher Pendelei würden die Batterien dann einige Jahre halten.

Modularer Aufbau

Zwar ist der Soloport ein fertiges System zum Pauschalpreis von 10.990 Euro, er kann dabei aber auf verschiedene Arten angepasst werden. Winkel und Höhe des Carportdachs sind durch das einfache Aluträger-System anpassbar.

Für Wohnmobile bietet Topregal zudem ein Modell mit einer Einfahrhöhe bis 3,63 Meter an (11.400 Euro). Aufbauen kann man den Solar-Carport sogar allein, wenn kurzzeitig zwei Helfer mitarbeiten. Eine ausführliche Aufbauanleitung gibt es dazu.

Technische Daten: Solar-Carport SP40/5-1

Gesamtlänge 

mm 

7100

Gesamtbreite 

mm 

3860

Gesamthöhe 

mm 

3520

Durchfahrtshöhe 

mm 

2200

Gestellmaterial 

Aluminium 

Gestellgewicht 

kg 

194

Dachlast

kg/m2

540

Windlast

km/h

108

Übrigens lassen sich auch mehrere Dächer mit einem Batteriekasten oder ein Dach mit mehreren Batteriekästen kombinieren. Auch eine Variante ohne Batterie- und Ladetechnik hat Soloport im Angebot (4.000 Euro). Das Aluminium-Gestell allein kostet 2.200 Euro. Derzeit sucht Topregal vor allem Vertriebspartner, die die Anlagen beim Endkunden aufbauen, denn bisher liefert Topregal seine Produkte an Industriekunden. Online bestellen kann allerdings jeder.

Umfrage
Sollte es auch eine Solar-Anlagen-Pflicht für Parkplätze in Deutschland geben?
5700 Mal abgestimmt
Ja!Nein!

Fazit

Der Solar-Carport von Topregal ist als Komplettlösung mit PV-Modulen, Wallbox, Wechselrichter und 40-kWh-Batterieblock vor allem preislich attraktiv. Dass die Schwaben auf ein gut 800 Kilogramm schweres Blei-Gel-Akkupack setzen, ist kostentechnisch konsequent. Auch wenn es noch keine Langzeiterfahrungen im breiten Anwenderfeld gibt, dürfte diese pragmatische Insellösung vor allem für Elektro-Pendler interessant sein.