In der noch jungen Geschichte der Elektromobilität hat es schon viele Ideen gegeben, wie man der Reichweitenangst begegnen könnte. Klar, allen voran der ebenfalls an Bord befindliche Verbrennungsmotor in Form eines Hybridantriebs oder Range Extenders. Andere Ideen können sich dagegen noch nicht so recht durchsetzen. Tauschakkus zum Beispiel. Oder der Extra-Akku in Form eines Auto-Anhängers, den ein französisches Startup entwickelt hat.
Powerbank für's Elektroauto
Eine ähnliche Idee verfolgt das junge US-Unternehmen SparkCharge. Dessen Erfindung namens Roadie ist so etwas wie eine Powerbank für's Elektroauto: Er ist klein genug, um im Kofferraum mitzufahren und ein paar Extra-Kilometer zur Verfügung zu stellen, falls die Energie des Elektroautos zu schnell zur Neige gegangen ist. Der Roadie lässt sich zudem stapeln, wodurch sich die zusätzliche Energie potenzieren lässt. Und er bietet die Möglichkeit, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die über den Elektroauto-Fahrer als Endkunden hinausgehen.
Ein Roadie besteht mindestens aus zwei Akkus und einem Lader. Erstere bieten eine Gesamt-Kapazität von 7,0 (brutto) beziehungsweise 6,4 (netto) Kilowattstunden und wiegen knapp 30 Kilogramm pro Exemplar. Maximal lassen sich vier Akkus zu einem Paket kombinieren, was genug zusätzliche Energie liefern soll, um weitere 64 bis 90 Kilometer fahren zu können. Das Level-3-Ladegerät ist ebenfalls 60 Zentimeter lang und 32 Zentimeter breit, wiegt neun Kilogramm und soll pro Minute eine Meile nachladen. Heißt: Sollte ein Elektroauto-Fahrer die 90 Kilometer (56 Meilen) voll ausreizen, dauert eine Ladung eine knappe Stunde.
Gelbe Engel für E-Auto-Liegenbleiber
Doch es dürfte nicht der wahrscheinlichste Anwendungsfall sein, dass Elektroauto-Fahrer ihren Kofferraum einem fast 128 Kilogramm schweren Paket aus Batterien und Ladegerät vollpacken, um im Ernstfall ein paar Kilometer nachladen zu können. Nein, SparkCharge wendet sich mit seiner Erfindung vor allem an Dienstleister, deren Lieferwagenflotten auf ihrer Ladefläche Roadies transportieren. Nachdem sie per Smartphone-App gerufen wurden, helfen sie liegengebliebenen E-Auto-Piloten aus der Patsche.
Je nach Region arbeitet SparkCharge bei diesem Service mit verschiedenen Partnern zusammen. Das sind Versicherungsunternehmen wie Allstate ebenso wie Abschleppfirmen. Oder Dienstleister, die bisher schon Autos durch die Gegend geschickt haben, um liegengebliebene E-Mobile wieder aufzuladen, dafür aber fossil betriebene Generatoren verwendet haben. Aktuell arbeitet SparkCharge in den USA mit 13 Partnern zusammen, wobei sich diese allerdings an den beiden Küsten und in Texas ballen.
Es gibt ein weiteres Manko: Sowohl die mit SparkCharge verbandelten Unternehmen als auch hilfesuchende E-Auto-Fahrer müssen für die Entspannungspolitik in Sachen Reichweitenangst tief in die Tasche greifen. Ein Roadie kostet mindestens 450 Dollar (etwa 378 Euro) Miete im Monat. Und ein nachgetankter Kilometer soll amerikanischen Medienberichten zufolge 50 US-Cent (umgerechnet 42 Euro-Cent) kosten.
Fazit
Ganz neu ist die Idee mobiler Ladestationen für ladewillige oder gar gestrandete Elektroauto-Fahrer nicht. Das Berliner Startup Chargery präsentierte bereits im Sommer 2017 die Idee, Extra-Reichweite per Fahrradkurier anzubieten. Der ADAC startete zusammen mit Hyundai ein Pilotprojekt, bei dem Ioniq-Modelle mit einer Extra-Batterie im Kofferraum herbeieilen und Elektroauto-Fahrern dringend benötigte Extra-Kilometer spendieren. Auch diese Services haben sich bisher nicht komplett durchgesetzt. Mal sehen, ob SparkCharge mehr Erfolg haben wird.