Als Volkswagen-Chef Herbert Diess vor einiger Zeit in den sozialen Medien öffentlich die Betriebskosten der Verbrennermodelle seines Konzerns mit denen der Elektrofahrzeuge verglich, gab er damit den Kunden den deutlichen Hinweis: Kauft lieber elektrisch. Neben viel Applaus aus der Elektro-Community gab es intern Gegrummel: Schließlich verdienen Diesel- und Benzinermodelle immer noch das meiste Geld für die Konzernkasse. Aber lag Diess falsch? Wer heute als Neuwagenkäufer den Modellvergleich macht, hat die Wahl der Antriebsarchitektur – zum Teil innerhalb einer Modellreihe, die alle Varianten vom Verbrenner über den Plug-in-Hybrid bis hin zum Batterieauto bietet.
Musterrechnungen für sechs Auto-Trios
Der Hyundai Ioniq ist hierfür ein gutes Beispiel. Oder etwa zwei eng beieinander positionierte Modelle, etwa Audi Q5 und Q4 e-tron. Markenübergreifend müssen sich zum Beispiel im Segment der sportlichen Mittelklasselimousinen Audi A4 und BMW 3er des Model 3 von Tesla erwehren. Für sechs Trios hat AUTO Straßenverkehr (zu sehen in Ausgabe 5/2022) die Betriebskosten durchgerechnet. Dabei wurden 20.000 Kilometer Jahresfahrleistung und 48 Monate Haltedauer zugrunde gelegt. Der Diesel wurde mit 1,50 Euro und das Benzin mit 1,60 Euro pro Liter kalkuliert, der Ladestrom im Mittel mit 32,6 Cent pro Kilowattstunde. Die Versicherungskosten basieren auf einer Fahrerin in München mit Schadenfreiheitsstufe 20, die ihr Auto bei der HUK Coburg im Classic-Tarif versichert (Haftpflicht und Vollkasko mit erweiterter Neuwerterstattung). Die Werkstattkosten enthalten die Ausgaben für Inspektionen auf Basis der Herstellerangaben sowie Reifenersatz.
Dickster Brocken bleibt der Wertverlust, der zwischen 10 und 15 Prozent des Neupreises liegt – pro Jahr. Bei Dieselmodellen, die im Vergleich durchweg die rote Laterne hielten, bewegt sich der Wert Richtung 20 Prozent.
Bei den reinen Betriebskosten haben die Batterie-Elektrofahrzeuge deutlich die Nase vorn. Plug-in-Hybride profitieren nur dann, wenn sie möglichst viele Strecken rein elektrisch zurücklegen. AUTO Straßenverkehr hat hier einen Strom-Fahranteil von 40 Prozent zugrunde gelegt. Jedoch verbrauchen die elektrischen Antriebe in der Praxis zum Teil deutlich über 20 kWh auf 100 Kilometer, womit die Ersparnis gegenüber den Verbrennern wieder zusammenschmilzt.
Drei-Marken-Vergleich in der Mittelklasse
Dreimal sportliche Mittelklasse mit Allradantrieb: Der Sechszylinder-Diesel von Audi hat im Kostenvergleich keine Chance. Sowohl bei den Fixkosten als auch bei den Verbrauchspositionen fallen die höchsten Ausgaben an. Der Wertverlust im Vergleich zum Tesla liegt mehr als 40 Prozent höher.
Der Golf und sein elektrisches Pendant
Knapp 4,30 Meter Fahrzeuglänge, 385 Liter Kofferraum: In der Kompaktklasse ist der VW Golf nach wie vor das Maß der Dinge, der ID.3 wildert mit fast identischen Parametern aber erfolgreich im Revier des ewigen Bestsellers. Auf der Kostenseite ist der ID.3 schon klar vorbeigezogen.
Ein Modell, drei Antriebsvarianten
Mit dem Kompaktklassemodell Ioniq schickte Hyundai schon vor fünf Jahren ein Trio auf den Markt, das reinen Stromantrieb, Plug-in-Technik und einen Verbrenner mit Hybridunterstützung zur Auswahl bietet. Bei den reinen Betriebskosten liegt der Stromer deutlich vorn, büßt aber durch den erheblich höheren Wertverlust diesen Vorsprung wieder ein.
Elektrischer SUV gegen Kombi
Auch wenn der Skoda Enyaq als SUV gilt, so hat er sich in kürzester Zeit als Familienauto mit großem Platzangebot (585 Liter Kofferraum) firmenintern als Konkurrent des Octavia Combi (640 Liter) etabliert. Auf der Kostenseite ist der Octavia mit Plug-in-Technik auf Augenhöhe, der Diesel chancenlos.
Plug-in mit Stern hat leicht die Nase vorn
In der Klasse der kompakten SUV mit knapp 4,50 Metern Länge tritt Mercedes mit dem GLA und dem elektrischen Pendant EQA an. Wer auf (teil-)elektrischen Antrieb setzt, muss im Vergleich zum Verbrenner auf 50 Liter (Plug-in) oder 100 Liter (EQA) Kofferraum verzichten. Bei den Kosten hat der GLA 250 aber keine Chance – 250 e und EQA sind deutlich preisgünstiger.
Q4 oder Q5? Bei den Kosten klare Sache
Der elektrische Audi Q4 e-tron ist in der Nomenklatura eine Stufe unter dem etwas größeren Q5 einsortiert, bietet aber im Inneren mehr Platz als der Ranghöhere. Bei den Kosten wird der Unterschied markant: Im Monat ist der Q4-Fahrer gut 220 Euro günstiger unterwegs als der TDI-Besitzer im Q5.