Während die Consumer Electronics Show 2021 wegen der Corona-Pandemie gezwungen war, sich auf eine rein digitale Präsenz zu reduzieren, findet sie in diesem Jahr wieder in ihrem Heimatort Las Vegas statt. Aber auch dieses Mal prägt Corona die Realität – aus Vorsicht haben viele große Aussteller ihre physische Präsenz abgesagt und sich wiederum auf eine digitale Show verlegt. Google, Amazon, Microsoft, Intel, Meta (Facebook), Twitter und TicTok sind nur einige der Großen, die nun doch nicht vor Ort sind. Und auch die Autohersteller, die erstmals auf dem Gelände des Las Vegas Convention Center eine eigene Halle haben, können nicht in geplanter Stärke antreten – so entschieden sich Mercedes und Chevrolet kurz vor Messebeginn ebenfalls für eine rein digitale Show. Aber gerade weil die ganz großen Tech-Konzerne nicht dabei waren, ist die diesjährige CES mehr Automesse als jede CES zuvor – auch wenn zwischen den Ständen in der Autohalle nun ungenutzte große Teppich-Freiflächen für ein entspanntes Gefühl sorgen.
Hyundai mit drei mächtigen Ständen
Einen auffällig kräftigen Auftritt legt Hyundai hin – die Koreaner sind mit drei großen Ständen dabei. Hyundai Heavy Industries zeigt kleine Roboter-Nutzfahrzeuge, Roboter als Küchenhilfe und das Modell eines riesigen Solarschiffs. Außerdem führt Hyundai seinen Roboter-Hund aus – schließlich hat der Konzern den amerikanischen Robo-Entwickler Boston Dynamics im Herbst 2020 gekauft. Und der Zulieferer Hyundai Mobis, der unter anderem Auto-Entertainment-Systeme entwickelt und produziert, hat einen zwei- und einen viersitzigen kastigen Elektro-Kleinwagen mitgebracht, der die Entwicklungsfähigkeiten der Koreaner zeigen soll.
Togg mit beeindruckendem Auftritt
Dem türkischen Elektroauto-Hersteller Togg gelingt ebenfalls ein beeindruckender Aufschlag: Auf seinem durchgestylten Stand zeigt er die neueste Entwicklungsstufe seiner Elektrolimousine, die bereits Ende 2022 auf den Markt kommen soll. Außerdem positioniert Togg sich als ganzheitlicher Mobilitätsanbieter, dessen Fahrzeuge auf Wunsch einfach Teil eines Carsharing-Systems sein können.
Stellantis mit Chrysler Airflow als Wegweiser
Einen großen kreisförmigen Stand hat Stellantis aufgebaut – allerdings zeigt der Konzern nur Autos von einem Bruchteil seiner Marken. Am interessantesten ist die neueste Version des rein elektrisch angetriebenen Chrysler Airflow, dessen Technik als Basis für viele weitere Modelle von Stellantis-Marken, wie beispielsweise Opel, Citroën, Peugeot, Alfa Romeo und Fiat dienen wird. Während der Airflow ein Viertel des Stellantis-Kreises einnimmt, gehört ein weiteres Viertel Fiat – der kleine Fiat 500 dürfte vielen US amerikanischen Messebesuchern wie ein unfassbar kleines Auto vorkommen. Den verbliebenen Halbkreis belegt komplett Jeep. Der Geländewagen-Spezialist zeigt zwar viele konventionelle Modelle, hat aber auch die Studie zu seinem rein elektrisch angetriebenen Wrangler namens Magneto dabei. Zumindest die Studie ist mit einer Handschaltung und einem ebenfalls per Hand bedientem Untersetzungsgetriebe ausgerüstet.
Vinfast mit größtem Neuheiten-Aufschlag
Die meisten Fahrzeugneuheiten hat der vietnamesische Hersteller Vinfast mitgebracht. Der VF 5, der VF 6 und der VF 7 sind kompakte Elektro-SUV, die bisher keiner kannte. Und der VF 8 sowie der VF 9 waren bisher unter den sperrigen Bezeichnungen VF e35 und VF e36 bekannt. VF 8 und VF 9 kommen in Deutschland Ende 2022 auf den Markt – auf alle seine Fahrzeuge gibt Vinfast eine Garantie in Höhe von zehn Jahren. Und die Vietnamesen haben sich entschieden, auch in Deutschland Autos zu bauen.
Teilautonome Nutzfahrzeuge
Außerdem sind kleine Hersteller da – Edison Future präsentiert einen Transporter und seinen riesigen Pick-up einer Ladeflächen-Abdeckung, die wirkt wie ein Schuppepanzer. Fisker zeigt seine Studie Ocean, Bobcat zeigt Bagger mit teilautonomen Funktionen und der auf landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge spezialisierte Hersteller John Deere präsentiert einen weitestgehend autonom agierenden Traktor.
Anbieter von autonom agierender Technik
Autonomie ist eines der großen Themen in der Autohalle – viele auf Systeme für autonomes Fahren spezialisierte Anbieter zeigen ihre Fortschritte mit Präsentationen, für die sie auffällig häufig Zugmaschinen von Lkws auf ihren Stand gestellt haben. Eine Automatisierung des Straßen-Güterverkehrs scheint sich die ein oder andere Spedition zu wünschen – erst recht in Zeiten, in denen es nicht genug Lkw-Fahrer gibt. Auch die für autonomes Fahren nötige Hardware haben einige Hersteller mitgebracht: Viele Firmen beschäftigen sich aktuell mit der permanenten Weiterentwicklung von LiDaR-Technik (Light Detection and Ranging – System zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung). Lidar gilt als eine der Schlüssel-Technologien für die Verwirklichung des vollautonomen Fahrens.
Vollautonomie auch nicht auf der Messe
Auf dem Außengelände der Messe zeigen einige Anbieter, wie gut ihre Technologie zum autonomen Fahren bereits gereift ist. Dabei sieht der interessierte Zuschauer schnell, dass es bis zum vollautonomen Fahren noch ein weiter Weg ist: Das ein oder andere Versuchsfahrzeug fährt bei seinen Demonstrationsfahrten eiskalt Verkehrskegel oder Simulationsfiguren um. Und auch den vor dem Messegelände beginnenden Las Vegas Loop befahren die dafür vorgesehenen Tesla-Modelle ausschließlich mit einem echten Fahrer hinter dem Steuer – die Stadt Las Vegas hat den Tunnel noch nicht für den Betrieb mit autonomen Fahrzeugen freigegeben.
Fazit
Die Absage der physischen CES-Teilnahme von Tech-Giganten wie Google, Microsoft oder Twitter hat in diesem Jahr erstmals dazu geführt, dass die Themen Auto und Mobilität die Elektronik-Zukunftsmesse in Las Vegas dominieren. Die Corona bedingte kurzfristige Absage einiger großer Autohersteller konnte daran nichts ändern.
Die meisten neuen Automodelle hat der vietnamesische Hersteller Vinfast zur Messe mitgebracht – außerdem haben die Vietnamesen mit der Ankündigung überrascht, dass sie demnächst in Deutschland ein Werk für die Produktion von Fahrzeugen errichten. Hyundai rockt die CES in diesem Jahr gleich mit drei großen Ständen und Stellantis zeigt mit dem Chrysler Airflow ein Elektroauto, dass auch vielen anderen Stellantis-Konzernmarken als Plattform dienen wird. Einen sehr professionellen Auftritt legt auch der türkische Hersteller Togg hin, der später mit seinen Elektroautos ein ganzheitlicher Mobilitätsanbieter werden möchte – so sollen die Autos unter anderem von vornherein darauf ausgelegt sein, auf einfache Art Carsharing zu ermöglichen.
Abgesehen von den für das autonome Fahren vorgesehenen Lkw sind auf der CES kaum noch Autos mit Verbrennungsotor zu sehen – auf der 2022er-Messe ist das Verbrennungsmotor-Zeitalter bereits weitgehend beendet.